WIEN. Der EU-Neuwagenmarkt hat im September wieder den Vorwärtsgang eingelegt: Nach einem Rückgang um 19% im August kletterten die Neuzulassungen im September um drei Prozent. Allerdings verlief die Entwicklung in den größeren Märkten uneinheitlich: Während Deutschland (plus 8%) und Italien (plus 10%) ein deutlich positives Wachstum meldeten, waren der französische (minus 3%) und spanische (minus 13%) Markt rückläufig. In Österreich wurde mit plus fünf Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum erzielt.
„Insgesamt scheint sich die Situation auf dem europäischen Neuwagenmarkt derzeit auf den ersten Blick zu normalisieren – viele Märkte liegen in etwa auf dem Niveau des Vorjahresmonats“, stellt Gerhard Schwartz, Leiter des Bereichs Industrial Products bei EY Österreich, fest. „Allerdings schiebt der Markt noch immer die massiven Einbußen des ersten Halbjahres vor sich her – unterm Strich werden wir daher am Jahresende ein dickes Minus sehen.“ Im bisherigen Jahresverlauf liegt der EU-Neuwagenmarkt mit 29% im Minus, in Österreich liegt das Minus bei 30%.
„Es ist enttäuschend, dass die Nachholeffekte so schwach ausfallen – es müssten sich eigentlich mehr aufgeschobene Neuwagenkäufe aufgestaut haben, nachdem im zweiten Quartal geschlossene Autohäuser zu einem massiven Rückgang der Neuzulassungen geführt hatten“, sagt Schwartz. „Von einer echten Erholung ist der EU-Markt in jedem Fall noch weit entfernt, zumal die aktuelle Zuspitzung der Pandemie und die stark steigenden Infektionszahlen in den meisten Ländern Anlass zu großer Besorgnis geben. Denn selbst wenn es nicht erneut zu harten Lockdown-Maßnahmen kommen sollte, werden die neuen Einschränkungen, die in vielen Ländern jetzt umgesetzt werden, mit Sicherheit auch Auswirkungen auf die Kauflust der Verbraucher und die Investitionsbereitschaft der Unternehmen haben“, befürchtet Schwartz.
Die Autobranche müsse sich daher auf einen schwierigen Herbst und einen harten Winter einstellen, bevor es voraussichtlich im kommenden Frühjahr wieder aufwärts gehen könnte, prognostiziert Schwartz.
Eine überdurchschnittlich gute Entwicklung legten im September (einmal mehr) Elektroautos hin. Laut Zahlen von EY hatte fast jeder neunte Neuwagen in den größten fünf Märkten in Europa (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) einen elektrifizierten Antrieb, der Marktanteil betrug 10,6%. In Deutschland war sogar jeder sechste neu zugelassene Pkw entweder ein Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid, in Österreich jeder neunte. Insgesamt kletterte der Absatz von Elektroautos in den Top-5-Märkten um 199%, was knapp einer Verdreifachung entspricht. Die höchsten Zuwachsraten gab es in Deutschland (plus 260%) und Italien (plus 225%). In Österreich haben sich die Elektro-Neuzulassungen im September immerhin verdoppelt.
Bei Plug-in-Hybriden fiel das Wachstum sogar noch kräftiger aus: Um 295% legten die Neuzulassungen in den Top-5-Märkten zu – fast eine Vervierfachung. Frankreich (plus 480%) und Deutschland (plus 463%) meldeten die höchsten Wachstumsraten, Österreich lag bei plus 199%. (red)