MOBILITY BUSINESS
© APA/dpa/Jörg Sarbach

Redaktion 26.11.2021

Europäischer Automarkt weiterhin im Absatztief

Die Zahl der Auto-Neuzulassungen in der EU wird heuer noch niedriger liegen als im schwachen 2020er-Jahr.

WIEN. Eigentlich hätte es mit dem europäischen Neuwagenmarkt heuer deutlich bergauf gehen sollen – eigentlich, denn tatsächlich erholte sich das Geschäft angesichts anhaltender Corona-Probleme in vielen Ländern schon in der ersten Jahreshälfte eher schleppend, und nun sorgt der anhaltende Mangel an Halbleitern sogar für teils gravierende Absatzrückgänge am ganzen Kontinent. Im Oktober ging die Zahl der Neuzulassungen EU-weit um 30% zurück, in Österreich fiel das Minus mit 39% sogar noch stärker aus.

2019er-Niveau unerreichbar

„Der Neuwagenmarkt steckt nach wie vor tief in der Krise”, kommentiert Axel Preiss, Leiter Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, die Zahlen. „Schon 2020 war ein schwieriges Jahr für die Autobranche; in diesem Jahr werden sogar noch weniger Neuwagen verkauft. Vom Vorkrisenniveau sind wir weit entfernt.”

Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz EU-weit aktuell zwar noch um zwei Prozent über dem Wert des Vorjahres, angesichts der erwartet schlechten Geschäfte in den letzten beiden Monaten wird unter dem Strich aber ein Rückgang stehen. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 wird dieses Minus signifikant ausfallen; schon jetzt liegt der Markt 31% unter dem damaligen Niveau (Österreich: 21%).

Keine Trendwende in Sicht

Eine Besserung der aktuellen Situation ist laut Preiss kurz- bis mittelfristig nicht zu erwarten: „Der Chipmangel wird noch bis mindestens Mitte des kommenden Jahres zu großen Einbußen führen”, so Preiss. „Millionen Autos werden weder gebaut noch verkauft – das hat entsprechende finanzielle Auswirkungen für Autohandel, -hersteller und -zulieferer. Eine Trendwende ist also vorerst nicht in Sicht.”

Nachholeffekte erwartbar

Gerade die Zulieferindustrie, die auch in Österreich sehr stark vertreten ist, leidet nach Einschätzung von Preiss unter den aktuellen Versorgungsengpässen bei Rohstoffen, Vorprodukten und Halbleitern: „Die Schwerpunktverlagerung auf margenstarke Produkte oder Weitergabe von Preissteigerungen an die Endkunden ist für Zulieferer keine Option. Die Situation für sie wird zunehmend schwierig.”

Von dem erwarteten Aufschwung nach Ende der aktuellen Versorgungs- und Lieferkettenkrise werden einige Unternehmen daher wohl nicht mehr profitieren können, befürchtet Axel Preiss: „Jetzt heißt es durchhalten – denn wenn die Industrie wieder lieferfähig ist, werden wir einen kräftigen Nachholeffekt sehen.”

Elektrodynamik eingebremst

Auswirkungen hat die Chipkrise auch auf den zuletzt boomenden Markt für elektrifizierte Neuwagen: In den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) stieg der Absatz von Elektroautos im Oktober lediglich noch um 52% (September: plus 60%, bisheriger Jahresverlauf: plus 94%). In Österreich ergab sich im Oktober ein Wachstum von 32% und im bisherigen Jahresverlauf ein Plus von 143%. (red)

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