NÜRNBERG. Der deutsche Autozulieferer Leoni steht infolge seiner Sanierung vor einem riesigen Verlust. Der Kabel- und Bordnetz-Spezialist geht für das abgelaufene Jahr inzwischen von hohen dreistelligen Millionen-Abschreibungen aus, wie er diese Woche mitteilte. Bisher war nur von einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionenbetrag die Rede.
Bei einer so tiefgreifenden Sanierung müssen alle Beteiligungen und Vermögenswerte in der Bilanz neu bewertet werden – nach deutlich strengeren Maßstäben als wenn ein Unternehmen stabil dasteht. Weil damit das Grundkapital völlig aufgezehrt ist, muss Leoni - wie bereits angekündigt eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen, die für den 2. Juni geplant ist.
Dass die Leoni-Aktionäre ihr eingesetztes Kapital verlieren, war bereits klar. Der Konzern hatte mit einem Expansionskurs über Jahre Milliardenschulden angehäuft, die ihn zu erdrücken drohen. Der oberösterreichische Großaktionär Stefan Pierer (Pierer Mobility/KTM) will Leoni mit einer Kapitalspritze um 150 Mio. Euro auffangen und zugleich entschulden, indem die Gläubiger auf die Rückzahlung von knapp der Hälfte der Kredite und Anleihen verzichten und stattdessen an künftigen Gewinnen beteiligt werden. Der Vorstand gehe davon aus, dass der Verlust des abgelaufenen Jahres mit dem Sanierungskonzept ausgeglichen werden könne, hieß es in der Mitteilung.
Operativ hat Leoni bei einem Umsatz von 5,1 Mrd. Euro 2022 knapp schwarze Zahlen geschrieben. Der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereffekten lag nach Angaben vom Februar bei elf (2021: 130) Mio. Euro.