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Inverto

Die Inverto-Gründer Kiran Mazumdar, Frank Wierlemann und Markus Bergauer (v.l.).

Redaktion 15.12.2016

"Das ist kein Merger mit einer aufwendigen Integration"

Mit der Übernahme durch BCG beginnt ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte der internationalen Einkaufsberatung Inverto.

KÖLN. Inverto wird ab 1. Jänner 2017 eigenständig unter dem Dach der Boston Consulting Group agieren. Die drei Gründer und heutigen Vorstände der internationalen Einkaufsberatung bleiben an Bord und werden das Unternehmen gemeinsam mit den weiteren Partnern operativ leiten und "die Wachstumsstrategie in enger Koordination mit BCG vorantreiben", wie es heißt.

Im Interview gaben die Gründer Kiran Mazumdar, Frank Wierlemann und Markus Bergauer Auskunft über die Beweggründe und Perspektiven für den Zusammenschluss mit der Boston Consulting Group aus Sicht von Inverto.

Welche Änderungen ergeben sich durch die Übernahme für die Kunden? Wie profitieren diese von der Zusammenarbeit?
Unser bewährtes Geschäftsmodell bleibt gleich, unsere operative Arbeit bleibt gleich und wir sind in gleicher Weise wie bisher für unsere Kunden ansprechbar. Für unsere Kunden wird sich im Tagesgeschäft nichts ändern. Aber natürlich ergeben sich Verbesserungen für unsere Kunden wie z.B. die Vorteile eines globalen Netzwerks oder aber die stetige Verbesserung unserer Datenbanken und Benchmarks durch eine größere Anzahl von Projekten und ein breiteres Kundenspektrum.

Ihr Kundenschwerpunkt liegt heute im Mittelstand. Werden diese Kunden zukünftig nicht mehr bedient und man fokussiert sich im Wesentlichen auf Konzernkunden?
Nein, keinesfalls! Im Mittelstand haben wir eine sehr gute Reputation und eine fantastische Kundenbasis. Diese wollen wir zukünftig noch weiter ausbauen. Aber im Rahmen unserer gemeinsamen Wachstumsstrategie wollen wir auch eine zusätzliche Kundengruppe ausbauen, die noch deutliches Potenzial für uns birgt. Und das sind deutsche und europäische Konzerne.

Wird Inverto weiter eigenständig bleiben oder in BCG aufgehen?
Ganz wichtig: Inverto bleibt als unabhängiges Unternehmen unter dem Dach der BCG bestehen. Auch der Name und das Logo bleiben erhalten. Das war sowohl unsererseits als auch seitens BCG die einvernehmliche Prämisse, das ist in unserem gegenseitigen Interesse.

Sind Sie nun erst mal mit sich selbst beschäftigt, wie man das von so manch anderem Merger kennt?
Nochmal zur Klarstellung: Das ist kein Merger mit einer aufwendigen Integration, da Inverto als eigenständiges Unternehmen bestehen bleibt. Und da der Zusammenschluss nach Zustimmung der Kartellbehörden voraussichtlich zum Jahresende vollzogen wird, haben wir ausreichend Zeit, alle notwendigen Schritte in Ruhe vorzubereiten. Insofern stecken wir unsere Energie auch weiterhin in unsere Kundenprojekte.

Wer führt das Unternehmen zukünftig?
Wir, die Gründer, stehen für die Kontinuität in der Führung. Wir sind langfristig orientiert und incentiviert und werden das Unternehmen auch weiterhin gemeinsam mit unserem bestehenden Management-Team führen. Und zwar nicht nur für eine 'Halteperiode' von ein paar Jahren, sondern deutlich langfristiger. Für uns ist der Zusammenschluss kein Schlussstrich, kein Exit, sondern der Beginn eines neuen Kapitels in der Unternehmensgeschichte. Wir werden die neuen Möglichkeiten, die uns der Zusammenschluss bietet, nutzen, um uns eng mit BCG zu strategischen Fragestellungen auszutauschen. Denn gerade hier sehen wir eine große Chance, um unser gemeinsames, ambitioniertes Wachstumsziel zu erreichen.

Was sind die Beweggründe für den Zusammenschluss mit BCG aus Sicht von Inverto?
Wir haben uns mit unserer Spezialisierung auf Einkauf und SCM als ein führender Player im Markt etabliert. Wir sind jedoch der festen Überzeugung, dass unser unternehmerisches Geschäftsmodell noch erhebliches Wachstumspotenzial birgt, sowohl international als auch jenseits unserer primären Kundengruppe im Mittelstand. Graduelles Wachstum reicht uns hier nicht aus, um das vorhandene Wachstumspotenzial auszuschöpfen. Wir wollen schneller mehr erreichen. Und dafür ist BCG der ideale Partner, der einerseits inhaltlich zu uns passt und andererseits die Voraussetzungen und Erfahrung mitbringt, um unser Wachstum deutlich zu beschleunigen. Wir sehen große Synergien für beide Seiten, eine echte Win-win-Situation.

Wie sehen diese Synergien aus?
Inverto wird von der exzellenten Kundenbasis, dem globalen Netzwerk, der Industrie- und Themenexpertise und der Erfahrung aus BCGs unglaublicher Wachstumsstory profitieren. Auch wird die große Strahlkraft der Marke BCG bei unserem Recruiting hilfreich sein. Auf der anderen Seite bringen wir ein tolles Team von 130 Spezialisten mit ein und haben uns in den letzten 16 Jahren ein Wissen über Einkauf und Lieferantenmärkte aufgebaut, das die bestehende Fachkompetenz von BCG hervorragend ergänzt. Damit runden wir das Angebotsspektrum von BCG in Einkauf und SCM ab und ermöglichen es BCG als 'end-to-end'-Anbieter im Bereich Operations auf dem Markt aufzutreten.

Wie haben Ihre Mitarbeiter den Zusammenschluss aufgenommen?
Wir haben viele langjährige Mitarbeiter, gerade unsere Führungsmannschaft ist im Schnitt schon seit mehr als acht Jahren im Unternehmen. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich stark mit der Marke Inverto und sind mit Leidenschaft dabei. Zugegebenermaßen hat die Nachricht, dass Inverto zukünftig zu BCG gehören wird, zunächst für eine gewisse Aufregung gesorgt. Aber wir haben unser Konzept offen mit den Mitarbeitern diskutiert und die Beweggründe für diesen Schritt dargelegt. Die Mitarbeiter sehen deutlich die Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, die für jeden Einzelnen in dem angepeilten Wachstum und der weiteren Internationalisierung liegen. In den letzten Wochen hat sich im Unternehmen eine Aufbruchsstimmung entwickelt, die uns ein bisschen an die Stimmung zur Zeit der Gründung erinnert.

Wie viel hat BCG für Inverto bezahlt?
Wir haben eine Vereinbarung getroffen, die eine langfristige Bindung der Gründer und des Management-Teams garantiert. Insofern steht der Kaufpreis gar nicht im Mittelpunkt der Betrachtung. Es sind vielmehr die Wachstumsperspektiven, die sowohl für uns und unsere Mitarbeiter als auch für BCG entscheidend sind. An dieser Stelle möchten wir noch mal betonen: Inverto ist ein sehr erfolgreiches und profitables Unternehmen, auf das wir stolz sind. Und der Zusammenschluss mit BCG bietet uns nun eine tolle Perspektive, den nächsten großen Schritt in unserer Entwicklung und auf dem eingeschlagenen Wachstumspfad zu gehen. Darauf freuen wir uns!

Wo sehen Sie Inverto in fünf Jahren?
Im Vordergrund steht für uns die inhaltliche Weiterentwicklung, d.h. wir wollen konsequent zusätzliche Industrien und neue Geografin für uns erschließen und unser Leistungsportfolio substanziell erweitern. Wir halten eine Verdoppelung des Umsatzes und der Mitarbeiter für absolut realistisch. Unser Ziel ist es, unsere Basis an zufriedenen Kunden durch erfolgreiche Projekte deutlich auszubauen. (red)

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