PRIMENEWS
© David Maupilé/DPV; VGN; Montage: B. Schmid

Dinko Fejzuli 12.06.2015

Ein deutscher Player am heimischen Abo-Markt

Neu Beim Thema Abo-Geschäft scheint der österreichische Markt auch für den großen Nachbarn interessant

Coup Der Deutsche Pressevertrieb (DPV) schnappt sich als ersten Kunden gleich die Verlagsgruppe News, für die er ab Mai 2015 die Abonnement-Betreuung für alle 13 Titel übernimmt. medianet bat Nils Oberschelp, den Vorsitzenden der Geschäftsführung des DPV, zum Talk über den Eintritt in den österreichischen Markt.

Wien. Der Deutsche Pressevertrieb (DPV), eine 100%-Tochter von G+J, dem Mehrheitseigentümer der Verlagsgruppe News (VGN), hat sich in einer offenen Ausschreibung durchgesetzt und mit Mai 2015 die Abonnement-Betreuung für alle 13 Titel (u.a. News, Woman, Gusto) der VGN übernommen und damit als ausländischer Presselogistiker einen Coup gelandet. Davor war die Mediaprint der VGN-Partner.

Im Rahmen der Zusammenarbeit stellt der DPV die Systemlandschaft für das Kampagnenmanagement und CRM und übernimmt die komplette Logistik mit Kundenkommunikation und Kundenservice für die Abonnements. Alle Titel wurden systemintegriert und markenspezifisch mit einer Webshop-Lösung angebunden.
medianet bat Nils Oberschelp, Vorsitzender der Geschäftsführung des DPV, um ein Paar Antworten zum Engagement in Österreich und zu den weiteren Plänen am heimischen Markt.


medianet:
Herr Oberschelp, für jene, die den DPV Deutscher Pressevertrieb nicht kennen: Könnten Sie kurz das Portfolio bzw. das Leistungsspektrum des Deutschen Pressevertriebs skizzieren.
Nils Oberschelp, Vorsitzender der Geschäftsführung des DPV: Der DPV ist ein Dienstleister für den internationalen Vertrieb von Zeitschriften, Zeitungen und digitalen Medien. Derzeit zählen rund 200 Verlage zu unseren Kunden, darunter 14 Großverlage, daneben mehrheitlich mittelständische und kleinere Verlage. Für sie erbringen wir alle Dienstleistungen, die im Bereich Einzelverkauf, Abonnement und digitalem Vertrieb von einer modernen Vertriebsorganisation gefordert sind. Dazu gehören Vertrieb über den Einzelhandel in Marketing und Verkauf, Abomarketing und Aboverwaltung, CRM und Kundenservice mit Customer Self Service-Portal, Webshoplösungen für Print- , digitale und Kombiangebote und Merchandising-Produkte, digitaler Vertrieb über markeneigene Webshops oder die gro-ßen Marktplätze wie Apple, Google oder Amazon, Social Media Marketing und nicht zuletzt der gesamte Bereich von Analyse und Statistik für Print- und Digitalmedien.

medianet:
In Österreich ist Ihnen mit dem Kunden VGN ein Coup gelungen und nun haben Sie quasi den Fuß in der Tür zum österreichischen Markt. Wie sollte es denn idealerweise weitergehen?
Oberschelp: Mit unserer Kollegin Angela Schuh-Haunold haben wir eine Ansprechpartnerin für österreichische Verlage direkt vor Ort, denn persönliche Erreichbarkeit ist für uns ein wichtiger Punkt, um Verlagskunden einen guten Service zu bieten. Wir freuen uns auf viele Gespräche mit den österreichischen Verlagen und darauf, ihnen unser Leistungsportfolio individuell vorzustellen.

medianet:
Womit konnten Sie die VGN überzeugen, von deren bisherigem Partner Mediaprint zu Ihnen zu wechseln?
Oberschelp: Das müssen Sie die Verlagsgruppe News fragen. Unser Ziel ist, unseren Verlagskunden genau die Leistungen anzubieten, die sie benötigen. Dazu gehört zum Beispiel, dass wir der VGN die Systeme zur Verfügung stellen, auf denen sie ihr Abomarketing fahren können, und uns im Anschluss um Abwicklung und Betreuung der Abonnements kümmern. Dazu gehört auch, dass wir für den Kundenservice der VG News österreichische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert haben und die Lagerlogistik angebunden haben an das Lager, das sich in Öster-reich befindet.

medianet: Von den unterschiedlichen Steuersätzen bis zur exakten Adressierung der Abonnenten mit Hausnummer, Stiege, Stock, Tür – vieles in Österreich und Deutschland ist anders geregelt. Wie fit sind Sie für den österreichischen Markt und seine Eigenheiten?
Oberschelp: Wir sind fit für Österreich. In der Tat haben wir einiges für den österreichischen Markt in unserem System umgebaut und sind nun gut aufgestellt. Die Abo-Aktivitäten werden oft weiterhin vom Verlag konzipiert und entwickelt – wie beispielsweise bei der Verlagsgruppe News. Unsere Aufgabe als DPV ist es dann, die Kampagnen des Verlages mit unseren Systemen zu unterstützen, abzuwickeln, zu optimieren, unsere Beratung einzubringen und die Instrumente für die Analyse bereitzustellen.

medianet:
Für wen sind denn Ihre Dienste generell interessant?
Oberschelp: Ich bin der Meinung, dass unser Leistungsangebot für alle Verlage interessant ist, die Vertrieb für ihre Print- und Digitalmedien benötigen. Das gilt für Großverlage wie für kleine, für General Interest-Titel ebenso wie für Special Interest-Magazine. Darüber hinaus aber auch für Organisationen, die viele Mitglieder haben. Möglicherweise braucht nicht jeder Verlag eine – neue – Aboverwaltung (z.B. Gratismedien), aber vielleicht einen professionellen WebShop, eine fundierte Database-Analyse oder aber einfach eine gute Mitgliederverwaltung. Unser Ansatz ist: Lasst uns miteinander reden, dann finden wir gemeinsam das passende Leistungspaket.

medianet:
Gerade für klassische Printverlage erodiert gerade das alte Geschäftsmodell. Wie weit können Sie Kunden während der sogenannten digitalen Transformation unterstützten?
Oberschelp: Das stimmt, die Verlagswelt steht in vielerlei Hinsicht vor großen Herausforderungen. Es fängt bei den Formaten an und betrifft Redaktionen, IT, Vermarktung sowie den Vertrieb mit einer Vielzahl von neuen Vertriebswegen, die in den vergangenen Jahren noch gar nicht zur Verfügung standen. In der Digitalisierung gibt es nach wie vor Unsicherheiten in vielen Verlagen, denn die Produkt-, Technik-, Vermarktungs- und Vertriebsfragen werden immer komplexer. Für die neuen Vertriebswege sind wir beim DPV der richtige Ansprechpartner, denn wir haben viele Erfahrungen gesammelt und intensiv in das Wissen unserer Teams und in unsere Systeme investiert. Deswegen sind wir überzeugt, dass wir Verlagen in ihrem Vertriebsgeschäft wirklich weiterhelfen können.

medianet:
Die VGN hat bei Ihnen quasi das Gesamtpaket genommen. Kann man bei Ihnen auch Kunde für nur einzelne Dienstleis-tungen werden und inwieweit muss man dazu das eigene System an Ihre anpassen?
Oberschelp: Wir haben intensiv daran gearbeitet, unser Leistungssystem modular aufzubauen. Wer bei uns also z.B. einen zeitgemäßen und optimierten Webshop aufsetzen oder seine digitalen Titel und Apps über Apple und Google verkaufen möchte, muss nicht gleich seine gesamte Aboverwaltung neu aufstellen. Wir freuen uns natürlich trotzdem über alle Verlage, die unser Gesamtpaket nachfragen, denn wir entwickeln unsere Systemlandschaft permanent integriert weiter. Damit ist nicht nur Anpassung an neue Markttrends garantiert, sondern es entfällt auch die Schnittstellenproblematik, die oft komplex und teuer ist. Weitere Vorteile ergeben sich bei der Analyse von Kundendaten oder der Planung von neuen Verkaufsaktionen, da ein integriertes System einen ganzheitlichen Blick auf den Kunden erlaubt. Die Möglichkeiten reichen dann bis zur Einbindung einer Single Sign-On-Lösung, kurz SSO, im Bereich des digitalen Vertriebsangebots, die die User schon fast voraussetzen, was wiederum positiv auf die Marke einzahlt, die dieses SSO anbietet.

medianet:
In Zeiten sinkender Auflagen werden treue Abonnenten eine immer wichtigere Kundengruppe. Wie kann es gelingen, diese dauerhaft zu halten?
Oberschelp: Natürlich mit guten Marken und tollen Inhalten – Content ist und bleibt King. Deshalb beraten wir unsere Verlagskunden auch zu markenindividuellen Abonnement-Vorteilen, die die Leser-Blatt-Bindung einfach ideal stärken. Und dann ist es als DPV unsere Aufgabe, diese Angebote in die Kanäle zu bringen, in denen die Leser sie suchen: an den Kiosk, als Aboheft nach Hause, als eMag oder ePaper auf das Tablet oder als App fürs Smartphone unterwegs.

medianet:
Zum Schluss eine persönliche Frage. Mit Angela Schuh-Haunold berät Sie die ehemalige VGN-Gesamtvertriebsleiterin. Sie waren aber auch selbst mal als Geschäftsführer der Verlagsgruppe News, damals noch unter Oliver Voigt, in der Taborstraße tätig. Wie funktioniert hier die Aufgabenteilung und welche Funktion genau übt Frau Schuh-Haunold hier in Österreich aus?
Oberschelp: Tatsächlich ist es so, dass Angela Schuh-Haunold und ich uns in meiner Zeit bei der VGN kennengelernt haben, auch wenn wir nicht parallel dort gearbeitet haben. Dass sie den DPV mit ihrer exzellenten Kenntnis des österreichischen Markts vor Ort vertritt, ist für uns auch ein Thema des Respekts vor den individuellen Marktgegebenheiten in Öster-reich. Frau Schuh-Haunold ist seit 20 Jahren im Printmediengeschäft tätig, davon viele Jahre im Vertrieb der Verlagsgruppe News. Sie kennt sich bestens aus, sowohl mit dem österreichischen Markt als jetzt auch mit dem gesamten Leitungsspektrum des DPV. Mit ihrem Wissen kann sie also Verlage in Österreich bestmöglich in Vertriebsfragen beraten.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL