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© ORF/Roman Zach-Kiesling

Dinko Fejzuli 12.04.2019

Erste „Livebilder” aus dem neuen ORF-Player

Diese Woche präsentierten Alexander Wrabetz und Franz Manola ihre Vorstellungen zur ORF-Plattform.

••• Von Dinko Fejzuli

Diese Woche lud ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz heimische Medienjournalisten ein, um die Ideen für den schon viel diskutierten „Player”, also jene Digital-Plattform, wo künftig der Content des öffentlich-rechtlichen, egal ob TV oder Radio, digital möglichst einfach und vor allem möglichst umfassend für die Nutzer abrufbar sein soll.

An seiner Seite war Franz Manola, quasi der Erfinder von ORF.at, der dann auf die Details einging.
Erste sichtbare Umsetzungen soll es bereits im heurigen Jahr geben. Elemente, die eines Behördenverfahrens oder gar einer Gesetzesänderung bedürfen, werden vorbereitet.

Europa liefert nur die User

Das Problem, so Wrabetz, sei, dass in der derzeitigen Situation die USA die Software, Asien die Hardware und die Europäer nur die Konsumenten liefern würden, wodurch aber die Erlöse nicht hier blieben, sondern zu den Techgiganten abwandern würden. „Das kann es nicht sein. Wir als ORF wollen hier einen Beitrag leisten, damit sich dieses Bild verschiebt”, so Wrabetz.

Und der Generaldirektor weiter: „Wir müssen von einem ­linearen Dienstleister zu einer Content-Plattform werden, aber auch das klassische Legacy-Produkt bedienen. Das tun wir auch und investieren hier weiter. Aber: Wir müssen das Plattformdenken in unsere Aktivitäten einbeziehen.”
Dies müsse „umfassend” geschehen, wodurch es notwendig sei, dass hier auch der Gesetzgeber seinen Teil dazu leiste.
Wrabetz hat auch einen konkreten Vorschlag, was im Gesetz stehen sollte. Es gehe längst nicht mehr um die bekannte 7-Tage-Regel (also dass der ORF seine Inhalte nur sieben Tage lang auf der TVthek präsentieren darf), sagte der Generaldirektor: Deren Abschaffung sei ohnehin ein „Nobrainer”, keiner wolle daran festhalten. „Es geht um mehr”: Der Gesetzgeber müsse sich fragen, „wie kann er unser Projekt, den ORF, fit machen für die Plattformzukunft, uns unterstützen”.
Die Lösung wäre die Erweiterung des derzeitigen Online-Auftrags im ORF-Gesetz um ein „Zugangsportal für öffentlich-rechtliche Inhalte”, glaubt Wrabetz. Der ORF-Player solle im Gesetz „wie ein Programm” als Auftrag verankert werden. Dadurch würde man übrigens auch künftige Entwicklungen am Mediensektor miteinbeziehen und es würde dann nicht ständig neuer Adaptierungen im Gesetz bedürfen, ob und wie der ORF hier mitgehen dürfe.

Von Sport bis Kids

Den ORF-Player bezeichnete Wrabetz als „Gesamtkosmos”, der etliche „Module” vereinen soll. „24/7 Streaming” etwa, oder einen „Social Program Guide”, der Manola besonders begeistert und mit dem der ORF „ein ganz großes Stück Social Media” abliefern will.

Der „Sportscreen” soll jeglichen Sport-Content nach den persönlichen Vorlieben der Zuseher bündeln, der „Kidscreen” eine „Safe Environment” für Eltern und Kinder bieten.
Unter „Audio” will der ORF akustisches „Erzählen des Radios abseits des Live-Drucks”, Stichwort Podcasts, präsentieren, führte Manola aus. „Topos” soll ein „ultra-öffentlich-rechtliches Angebot” zu den Themen Wissenschaft, Kultur und Religion werden. Und den „Open Space” stellt man sich als eine Art Spielwiese für die Kreativ- bzw. Filmwirtschaft vor, mit Piloten, Mini-Serien, Kurzfilmen und Ähnlichem.

Was sagt der VÖP?

Bei der privaten Konkurrenz sieht man die Sache weniger euphorisch. Vor allem bei der Frage, was bereits ohne eine Vorabprüfung durch die Behörde, ein neues ORF-Gesetz oder gar ohne den Segen der EU möglich sei, ist man beim VÖP eher skeptisch.

VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm zu genau dieser Frage gegenüber medianet: „Ich befürchte, dass der ORF mit dieser Vorgehensweise die medienpolitischen Versuche, in Österreich Kooperationen zwischen ORF und Privaten zu etablieren, nicht wirklich unterstützt, vermutlich sogar torpediert. Und: Vieles von dem, was sich der ORF vom Gesetzgeber wünscht, braucht zweifellos eine Beihilfengenehmigung aus Brüssel.”

Player nur mit GIS

Im Zuge des neuen Players möchte Wrabetz auch die sogenannte Streaming-Lücke schließen, wonach man derzeit ja keine GIS-Gebühr zahlt, wenn man das ORF-Programm nur via Stream konsumiert.

Der ORF ist bei der kürzlich lancierten Log-in-Allianz („myIDsafe”) an Bord, und das gemeinsame Österreich-Log-in soll auch für den ORF-Player gelten – gekoppelt an die GIS. Damit wäre auch die „Streaming-Lücke” zu schließen, ohne dass das Gesetz dahingehend geändert werden muss, meinte Wrabetz.
Hierzu meint VÖP-Präsident und Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda, warum man dies nicht schon bisher getan habe, denn es wäre ja jetzt schon möglich, etwa den Zugang zur ORF.at-Seite nur via Log-in mit der GIS-Nummer zu versehen. Generell sieht Swoboda seitens des ORF lediglich den Versuch, im Zuge des kommenden ORF-Gesetzes möglichst viel für den ORF herauszuschlagen, „indem man mit dem ORF-Player eine Art Karotte hinhängt. Doch die Politik funktioniert nicht nach der Karotten-Methode.”

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