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© APA/EPA/Cristobal Herrera

Hillary Rodham Clinton ist eine US-amerikanische Politikerin. Sie gilt als Favoritin für die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten.

Redaktion 10.09.2015

Hat sie oder hat sie nicht?

US-Marketing und Technologieberater Shelly Palmer („Shelly Palmer Digital Living“, Fox TV) über die Hillary Clinton-Affäre und den Mythos „gelöschte E-Mails“.

NEW YORK/WIEN. „Kann man Hillary Clintons E-Mails wiederherstellen, auch wenn sie schon vom Server gelöscht sind?“ Das ist derzeit die beliebteste Frage, die mir gestellt wird. Nun also eine Einführung in die Themen E-Mails löschen und Daten vernichten. Zuallererst: E-Mails können nicht gelöscht werden. Entweder bekommen Sie nämlich eine Mail oder sie schicken eine. Das bedeutet, dass jeweils eine vollständige Kopie im „Gesendet“-Ordner des Absenders sitzt bzw. im Eingangsordner des Empfängers. Anders formuliert: Irgendwo gibt es von allem, das Sie je verschickt oder empfangen haben, eine Kopie, die sich Ihrer Kontrolle entzieht. Ihre E-Mail zu löschen, löst also nur das halbe Problem.
E-Mails sind für die Ewigkeit
Egal, welches System Sie verwenden (POP3 oder IMAP), es existiert auch eine Kopie am Server. Demgemäß existieren E-Mails also nicht nur in Pärchen, sondern vielmehr an drei Orten. Im Falle einer Aussendung an mehrere Empfänger … Oh, und falls Sie POP3 verwenden, besteht je nach Konfiguration auch noch die Chance, dass jedes Device, das auf den Server zugreift (PC, Mobiltelefon, Tablet …), eine vollständige Kopie des Mailverlaufs speichert. E-Mails sind für die Ewigkeit! Denken Sie das nächste Mal dran, wenn Sie eines verfassen.
E-Mails zu löschen, indem man sie in den Papierkorb verschiebt, ist in etwa so wirksam wie sie in einem neuen Ordner („Zeug, das ich nicht mehr brauche“) abzuspeichern. Wenn Sie wiederum diesen Ordner löschen, tun Sie nicht mehr, als die Referenz auf die Datei zu kappen. Ein halbwegs informierter forensischer Datenexperte wird sie wiederfinden, sofern sie nicht vollkommen überschrieben ist. Wann das passiert? Je nach Größe des Speichers und vorhandenem Speicherplatz kann das nur Stunden dauern und auf einem privaten E-Mailserver, der nur für ein paar Accounts zuständig ist, auch Tage, sogar Monate.
Die „saubere“ Festplatte
Zur Datenwiederherstellung: ­Sagen wir also, die Regierung konnte nicht jedes Gerät von jedem beschlagnahmen, der je mit Ihnen per Mail in Kontakt stand. Allerdings untersucht man Ihren Server – und Ihre Festplatte wird ganz genau durchleuchtet. Wie das geht? Der Techniker würde sich einfach eines der unzähligen Datenwiederherstellungsprogramme bedienen. Ein Kinderspiel für jeden, der lesen kann.
Wie also ginge man vor, falls man Daten so vernichten möchte, dass sie eben nicht wiederhergestellt werden können? Auch dafür, nämlich die Festplatte wirklich sauberzuschrubben, gibt es Software-Lösungen. Unmengen davon schwirren gratis im Netz herum. Mein Lieblingstool ist DBAN 2.3.0 (Darik’s Boot And Nuke); kompliziert zu bedienen, aber umwerfend effektiv. Um nur einzelne Dateien zu vernichten, empfehle ich „File Shredder“.
Löschen? Vergessen Sie’s!
Festhalten sollte man: E-Mails tatsächlich nicht nur lokal, sondern „im ganzen Universum“ zu löschen, erfordert Fähigkeiten, über die die meisten nicht verfügen. Verwenden Sie Backups oder Cloud-Lösungen, Dropbox oder Google Drive? Nutzt Ihr Unternehmen Exchange-Server oder Gmail? Sind Sie in ein Virtual Private Network eingebunden? Und so weiter, und so fort … Eben. Sofern Sie kein ausgewiesener Experte sind, ist so etwas wie „endgültig löschen“ schlicht nicht möglich.
Zurück zum Start: Was also wird das FBI auf Hillarys E-Mail-Server finden? Falls sie die richtigen Experten engagiert hat, dann sind die Dateien zwar ihrem eigenen Server nicht mehr auffindbar. Aber, wie bereits bemerkt, diese Dateien (bzw. Teile davon) existieren auch anderswo. Falls sie die falschen Dienstleister mit der Aufgabe betraut hat, werden zumindest Teile ihrer Korrespondenz wiederhergestellt werden. Wenn sie die ganz Falschen beauftragt hat, wird alles wieder auftauchen. Die beste Lektion, die man daraus ziehen kann, ist gleichzeitig auch die älteste: Schreib nie etwas in eine E-Mail, das du nicht auch auf der Startseite deiner Website publizieren würdest. So einfach ist das. www. shellypalmer.com

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