WIEN. Der heimische Lebensmittelgroßhändler Kastner fordert eine Blockade der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) bei der geplanten Übernahme von neun AGM-Abholgroßmärkten durch den deutschen Metro-Konzern. Es dürfe im Lebensmittelgroßhandel nicht die gleiche Marktkonzentration entstehen wie bei Supermärkten, sagte der geschäftsführende Gesellschafter der Kastner-Gruppe, Christof Kastner, zur APA.
Die vier größten Lebensmittelketten Spar, Rewe (Adeg, Billa, Billa Plus und Penny), Hofer und Lidl haben einen Marktanteil von rund 90% in Österreich. Im heimischen Großhandel hätten Metro und AGM zusammen einen Marktanteil von 35% oder mehr, Transgourmet aus der Schweiz (vormals C+C Pfeiffer) rund 30%, Kastner rund acht Prozent und der Rest würde auf Eurogast, Wedel und andere kleine Anbieter entfallen, schätzt Kastner. Die Spar-Gruppe hält 27% an Metro Österreich.
Die AGM-Mutter Rewe und Metro haben den Deal Anfang September 2021 bei der BWB angemeldet. Die Wettbewerbshüter kündigten daraufhin "eine umfassende Marktbefragung" an. Die erste Online-Befragung der BWB lief von 2. bis 13. September. 65 Fragen ergingen an zehn Vollsortiment-Wettbewerber von Metro und AGM. "Die Wettbewerber äußerten überwiegend stärkere Bedenken", hieß es von der Bundeswettbewerbsbehörde zur APA.
Eine zwischen 3. und 16. September laufende, zweite Online-Befragung mit 87 Fragen schickte die BWB an rund 1.200 kleine und große Kunden des Lebensmittelgroßhandels. Der trotz Ablauf der Frist weiterhin noch stattfindende Rücklauf mit über 400 Antworten zeige "das hohe Interesse aus dem Markt", so die Wettbewerbshüter.
Die Bundeswettbewerbsbehörde will nun die Notwendigkeit möglicher Maßnahmen evaluieren, um auf die Bedenken der Mitbewerber und Kunden zu reagieren. "Durch eine Vielfalt von Wettbewerbern ist auch die Sicherstellung einer adäquaten Sortimentsbreite und -tiefe zugunsten der Wahlfreiheit der Kunden ein wesentlicher Faktor für die Entscheidung der BWB in diesem Fall", so die Wettbewerbshüter. Die regionale Diversität am Markt müsse durch verschiedene Bezugsquellen von Kunden bei Großhändlern erhalten werden.
Kastner fordert eine vertiefte Prüfung der anvisierten Übernahme durch die Bundeswettbewerbsbehörde. Man habe bereits Gespräche mit den Wettbewerbshütern geführt und werde noch eine umfassende inhaltliche Eingabe machen. "Man kann das nicht durchwinken", so der Kastner-Chef. Unter anderem würde der Druck auf Bauern, Produzenten und Lieferanten aufgrund der höheren Marktkonzentration steigen und die Verhandlungsmacht der Kunden - etwa die öffentliche Hand - sinken. Kastner ist nach eigenen Angaben nicht von Rewe kontaktiert worden, ob es Interesse am Großhandelsgeschäft gebe. "Wir wollen eine österreichische Lösung für die neun AGM-Großmärkte und sind gesprächsbereit, unseren Beitrag zu leisten", sagte der Firmenchchef. "Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, würden wir uns viel zutrauen." (APA)