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© bellaflora/APA-Fotoservice/Tanzer

christian novacek 10.03.2017

bellaflora: Der Giftkeule die Wucht wegnehmen

Alois Wichtl, bellaflora-Geschäftsführer, präsentiert einen Grenzwertkatalog für Pflanzenschutzmittel.

••• Von Christian Novacek

Der Garten ist manchmal eine giftige Wüste. In Zukunft ändert sich das – insbesondere für jene, die sich für ihre Gartenbepflanzung bei bellaflora eindecken: „Heute ist ein guter, ein wichtiger Tag”, sagt bellaflora-Chef Alois Wichtl anlässlich der Verkündung der Kooperation von bellaflora mit Global 2000. Und darauf bezogen weiter: „Wir sind in einer ganz tollen Sache einen Riesenschritt weitergekommen.”

Die Ausgangslage: Im Gartenbau hat der Gesetzgeber bis dato keine Richtlinien vorgegeben. Aufgrund des unübersichtlichen Weltmarkts für Blüh- und Grünpflanzen ist oft nicht bekannt, welche Pestizide bei der Pflanzenproduktion zum Einsatz gekommen sind. Diesen unhaltbaren Zustand beendet bellaflora jetzt: Durch den ersten, gemeinsam mit der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000 entwickelten Grenzwertkatalog für Pestizide im Gartenbau.

Früh mit Bio gestartet

Dass es unbedingt bellaflora sein muss, der so eine Aktion startet, liegt in der Natur des Unternehmens. „Wir sind schon in 2004 mit einem Bio-Sortiment gestartet”, erinnert sich Wichtl, „das war sehr früh für die Branche.” Jahr für Jahr wurde der Bio-Garten mehr gepflegt, 2010 fiel die grundsätzliche Entscheidung, das Bio-Sortiment einer Überprüfung zu unterziehen. Dafür wurde eine Stabstelle eingerichtet, unter der Leitung von Isabella Hollerer. Diese ist naturgemäß über die Einführung des Grenzwertkatalogs erfreut: „Der Katalog schreibt vor, dass die Summe der Belastungen unabhängig von der Anzahl der Wirkstoffe auf einer Pflanze den Wert 4 nicht überschreiten darf”, sagt sie.

Aber was heißt hier 4? Auf Basis der Pesticide Properties Data Base der University of Hertfordshire/UK haben die Experten der Umweltschutzorganisation jedem Wirkstoff einen Indikator zwischen 0 und 1 zugewiesen. Je näher der Wert bei 0 liegt, umso besser, je näher bei 1, umso schlechter. Die Indikatoren aller auf einer Pflanze gefundenen Wirkstoffe werden summiert, woraus sich die Gesamtbelastung ergibt. Praktisch heißt das, dass bei der einen Pflanze die Belastung trotz des Einsatzes mehrerer Wirkstoffe weit unter dem Grenzwert liegen kann – wogegen bei einer anderen schon wenige Wirkstoffe ein Alarmzeichen sein können.

Chemie im Garten?

Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob der Gärtner überhaupt Chemie braucht? „Ja, eine leichte”, antwortet darauf Wichtl. Jedenfalls wird jenen rund 40 Lieferanten, die nicht biologisch produzieren (bellaflora hat aktuell bereits 30 Bio-Gärtner als Lieferanten), jetzt ein Softwarepaket übermittelt, das die Umstellung und Überprüfung der Chemie-Belastungen unterstützt. „Für unsere Lieferanten kommt das nicht gerade überraschend”, schätzt Wichtl die Situation ein, „letztlich gehen wir mit ihnen schon längere Zeit step by step einen nachhaltigen Weg.” Hollerer ergänzt: „Uns ist wichtig, die Gesamtbelastung für die Menschen und die Umwelt zu reduzieren. Es greift zu kurz, sich nur auf einige wenige Wirkstoffe oder Produktkategorien zu konzentrieren.” Ergo umfasst der Grenzwertkatalog das gesamte bellaflora-Pflanzensortiment.

Und weil hier Ausnahmen den Regelverstoß produzieren können, liefert der Händler gleichzeitig eine Blacklist mit: Sie enthält die bei bellaflora gänzlich verbotenen Chemiewaffen. Den Ansatz dazu erläutert Dominik Linhard, der Projektkoordinator von Global 2000, stichhaltig: „Es gibt beim Pflanzenschutz den sogenannten Cocktaileffekt: Die Kombination mehrerer Pestizide ist schlimmer als das Pestizid an sich.”
Somit wird dafür Sorge getragen, dass der Cocktail weitgehend umweltverträglich bleibt – wobei unsere Umwelt nicht zuletzt die Bienen als Bestäuber enthält, die ebenfalls nicht gern sterben - und sich bei den Zierpflanzen am Balkon derzeit noch am schwersten tun.

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