WIEN. Laut einer repräsentativen Befragung des Handelsverbandes sind aktuell zwei Drittel der österreichischen Handelsbetriebe (66%) mit einer Steigerung des Lagerstandes an Altwaren konfrontiert. 83% der Unternehmen haben mit Lieferverzögerungen oder Lieferantenausfällen zu kämpfen. Sowohl der stationäre Handel als auch der E-Commerce sind von den Engpässen gleichermaßen betroffen.
Großhandelspreise im Jänner um +15% gestiegen
"Die Pandemie sorgt weiterhin für massive Verwerfungen in den Lieferketten. Acht von zehn Handelsbetrieben kämpfen zurzeit mit Lieferverzögerungen. Die Ursachen sind vielschichtig. Der Containermangel in Fernost hält an, höhere Input-Kosten und der Nachfrage-Anstieg treiben die Rohstoffpreise in astronomische Höhen, und die weltweite Omikronwelle sorgt für Produktionsverzögerungen in den Industriebetrieben. Hinzu kommt die anziehende Inflation von 2,8 Prozent im Vorjahr – Tendenz steigend. Allein im Jänner sind die Großhandelspreise im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 15 Prozent angestiegen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Was die Logistik bzw. die Lieferketten betrifft, habe sich zwar das engmaschige Netzwerk an leistungsstarken Partnern sowie der Fokus auf regionale Lieferanten bewährt, der in den letzten beiden Pandemiejahren verstärkt wurde. Eine Normalisierung der Lage auf den Weltmärkten sei jedoch in den nächsten Monaten noch nicht zu erwarten. Beispielsweise ist der Rohkaffeepreis seit Sommer 2021 um mehr als 50% nach oben geklettert. Auch Baustoffe wie Konstruktionsvollholz (+77%) und Betonstahlstäbe (+53%) erlebten zuletzt Preissteigerungen wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.
Entspannung noch nicht in Sicht: Moderate Endkundenpreis-Steigerungen 2022 unvermeidbar
Der heimische Handel ist also einerseits mit stark steigenden Rohstoff-, Energie- und Transportkosten konfrontiert, andererseits hält die Beschaffungskrise (z.B. Chipmangel) weiter an. Die daraus resultierenden steigenden Kosten müssen zwangsläufig teilweise an die Endverbraucher weitergegeben werden, argumentiert der Handelsverband
– eine toxische Mischung für die Kaufkraft und den Lebensstandard der Bevölkerung.
"Wir rechnen damit, dass uns die Rohstoffkrise und Lieferverzögerungen zumindest noch bis Mitte 2023 begleiten werden. Viel hängt davon ab, wie sich die Pandemie nach der Omikron-Welle entwickeln wird ", sagt Will. (red)