WIEN. Der österreichische Handel ist mit der Umsatzentwicklung in der ersten Woche nach dem dritten harten Lockdown ab Montab, dem 8. Februar 2021, zufrieden. Die stärksten Tage in dieser Woche waren der Montag und insbesondere der Samstag, aber auch an den anderen Tagen haben viele Händler höhere oder zumindest ähnliche Umsätze erwirtschaftet wie im Vorjahr. Schlangenbildung vor den Geschäften gab es heute zwar vereinzelt, grundsätzlich verteilten sich die Kundenströme aber sehr gut.
Natürlich haben sich auch die Semesterferien in Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Kärnten, der Steiermark und dem Burgenland positiv auf die Kundenfrequenz ausgewirkt. In manchen B- und C-Lagen hatte jedoch die fast schon sibirische Kälte in den letzten Tagen negative Auswirkungen auf den Kundenandrang. Dennoch gilt: Der grundsätzlich positive Trend seit Montag setzt sich fort.
Dies gilt allerdings nicht für jene Regionen in Tirol, Vorarlberg und Salzburg, die stark vom Wintertourismus abhängig sind. Gastronomie und Hotellerie fehlen dem Handel als Frequenzbringer weiterhin sehr, insbesondere in den heimischen Tourismus-Hochburgen. Dort lagen die Umsatzausfälle der Betriebe etwa im Sporthandel diese Woche teilweise bei über 95%, da sowohl einheimische als auch Gäste aus dem Ausland fehlen.
Positive Bilanz für Bekleidung-, Schuh-, Elektro- & Möbel-Händler
Generell sind die Kundenfrequenzen in den letzten Tagen tendenziell am Nachmittag angestiegen, auch am Samstag hat der Kundenandrang mit Fortdauer des Tages zugelegt. Einige Händler insbesondere in den Bereichen Bekleidung, Schuhe, Elektro und Möbel haben diese Woche doppelt so hohe Umsätze wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres verzeichnet. Moderate Zuwächse gibt es auch im Sportartikel- und Buchhandel sowie bei den Baumärkten.
"Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Konsumenten ist coronabedingt deutlich zurückgegangen, dafür ist die Kaufabschlussquote angestiegen. Das heißt, viele Verbraucher tätigen jetzt gezielte Käufe, auch die Warenkörbe sind deutlich größer als zu 'normalen' Zeiten. Dies liegt daran, dass viele Händler attraktive Angebote geschnürt haben, um ihre Winterwaren zu verkaufen und damit die Kassen zu füllen. Damit können jetzt offene Rechnungen bezahlt und der Fortbestand der Betriebe gesichert werden", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Einmaleffekt oder nachhaltiger Aufschwung? Die nächsten Wochen sind entscheidend
Wie nachhaltig der Aufschwung im stationären Handel tatsächlich ist, wird sich allerdings erst in den kommenden Wochen zeigen. Aktuell sind vielerorts Einmaleffekte aufgrund des Umtausches von Weihnachtsgeschenken, der Rücknahme von Produkten oder der Einlösung von Gutscheinen zu verzeichnen. Viele Betriebe haben den Umtauschzeitraum aufgrund des dritten harten Lockdowns freiwillig verlängert. Auch bei Gutscheinen sind die Geschäfte großzügig, was deren Einlösung betrifft.
"Die vom Handelsverband prognostizierten Einmaleffekte sind eingetreten, diese Woche darf sich der heimische Handel abseits der Tourismusregionen über ein Umsatzplus freuen. Wir hoffen jetzt auf ein nachhaltiges Klima der Zuversicht. Dennoch wird die fehlende Gastronomie und Hotellerie in den kommenden Wochen im Lockdown light zu Umsatzverlusten von über 200 Millionen Euro pro Woche führen", sagt Will.
Überdies haben viele Handelsbetriebe, etwa der gesamte Lebensmittelgroßhandel, mit der Schließung der Gastro ihre wichtigsten Kunden verloren und verzeichnen zum Teil gravierende Umsatzeinbrüche. "Die Zeit drängt, immerhin warten diese indirekt vom Lockdown betroffenen Betriebe seit Monaten auf die entsprechende Richtlinie und somit auch auf die Auszahlung der Corona-Hilfen", so Will; "dringender Handlungsbedarf besteht aber auch für die Geschäfte in den Tourismusregionen, wo es nur wenige einheimische Stammkunden gibt. Den betroffenen Händlern fehlen jetzt aufgrund der Covid-Situation sowohl die inländischen als auch ausländischen Gäste. Das kommt einem Quasi-Lockdown gleich."
Vorbildlich: Konsumenten halten sich an alle Hygienevorgaben
Positiv ist, dass sich die heimischen Konsumenten weiterhin sehr diszipliniert verhalten und alle Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen einhalten. Für alle Kunden gilt in den Geschäften weiterhin eine FFP2-Maskenpflicht, ein Mindestabstand von zwei Meter sowie eine Beschränkung von 20 m2 pro Kunde im gesamten Handel.
Frostige Temperaturen befeuern Nachfrage nach Winterware
Überdies sorgen die sehr kalten Temperaturen zurzeit für eine überraschend starke Nachfrage nach Winterware. Davon profitieren auch die großen Shoppping Center des Landes. "Die Kälte lässt vielerorts die Kassen im Handel klingen. Angekurbelt wird das Ganze natürlich durch großzügige Preisaktionen und Rabatte der Händler. Dadurch ist die Rohertragsmarge etwa im Modehandel im Vergleich zu 2019 deutlich zurückgegangen", bestätigt Handelssprecher Rainer Will.
Vierten Lockdown unbedingt vermeiden: Handel muss offen bleiben
Angesichts der nach wie vor existenzbedrohenden ökonomischen Lage vieler Betriebe hofft der österreichische Handel auf eine dauerhafte Öffnung, denn einen vierten harten Lockdown würden viele Unternehmen wirtschaftlich nicht überstehen. (red)