WR. NEUDORF. Bereits zum sechsten Mal wurde Anfang Mai 2022 der Natura 2000 Award der Europäischen Kommission verliehen. Damit werden herausragende Natur- und Artenschutzprojekte aus ganz Europa prämiert. Die Billa- Stiftung Blühendes Österreich setzte sich gemeinsam mit BirdLife Österreich im Finale um den European Citizens‘ Award gegen 20 weitere Bewerber durch und holte für ihr Stiftungsprogramm "Flora" den Sieg erstmals nach Österreich. Blühendes Österreich unterstützt und stärkt mit Flora bereits seit mehreren Jahren Gemeinden, Organisationen und Landwirte bundesländerübergreifend in Natura 2000- bzw. Europaschutzgebieten und wurde für diesen Einsatz in der Kategorie „Cross-Border Cooperation“ nominiert.
Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Meere, maritime Angelegenheiten und Fischerei, hat die Gewinner im Rahmen der Feierlichkeiten zum 30-Jahre-Jubiläum des Natura 2000-Netzwerks in Brüssel verkündetund gratulierte mit den Worten: „Der Schutz und die Wiederherstellung des Naturerbes und der biologischen Vielfalt in der Europäischen Union sind von entscheidender Bedeutung, um den Klimawandel einzudämmen und das Leben auf der Erde für kommende Generationen zu erhalten. In den letzten 30 Jahren haben Tausende von Fachleuten, Freiwilligen und Interessenvertreter für den Naturschutz gearbeitet und Ökosysteme wiederhergestellt. Diese Menschen haben das Natura 2000-Netzwerk zu dem Erfolg gemacht, der es heute ist. Bei Preisverleihungen geht der Pokal zwar immer nur an einen, aber wir sollten uns alle als Sieger fühlen, denn wenn die Natur geschützt wird, sind die Vorteile für uns alle da.“
Elke Wilgmann, Billa-Vorständin, zeigt sich begeistert, dass das motivierte und langfristige Engagement von Blühendes Österreich auf höchster europäischer Ebene als exzellente Arbeit wertgeschätzt wird: „Ich bedanke mich bei allen Menschen, die sich im Rahmen von 'Flora' für den Naturschutz engagiert haben und natürlich bei jenen, die im Bürger-Voting mit ihren Stimmen und ihrer Unterstützung für unsere Billa-Stiftung Blühendes Österreich gestimmt und ebenso zu diesem großartigen Erfolg beigetragen haben. Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn es in Sachen Naturschutz noch viel zu tun gibt.“
Flora: Das European Citizens‘ Award-Gewinnerprogramm stärkt regionalen Naturschutz in Österreich
Im Rahmen des Stiftungsprogramms Flora hat Blühendes Österreich von 2015 bis 2022 Gemeinden, Landwirte und Organisationen bei der Entwicklung, dem Aufbau und der Umsetzung ihrer Organisations- und Betriebsstrukturen sowie beim Habitatmanagement mit knapp 1,5 Mio. € finanziert. Darüber hinaus leistet die Billa-Stiftung naturschutzfachliche Beratung, begleitende Presse- und Medienarbeit und Mobilisierung weiterer Partner:innen im Sinne des Collective Impact-Ansatzes.
Durch diese Zusammenarbeit konnte das Management und die Bewirtschaftung von – direkt 400 und indirekt 500 ha – Offenlandflächen bzw. High Nature Valuable-Farmland sichergestellt werden. Da die Maßnahmen sowohl gebiets- als auch bundesländerübergreifend umgesetzt wurden, hat Blühendes Österreich Habitate wie gefährdete Biotope, prioritäre Arten und Lebensräume – unter anderem Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Pfeifengraswiesen, Grünlandbrachen, Ackerraine, Ruderarflure, Hochstauden, Hochgrasflure und Bergmähder – überregional gesichert und verbessert. Im Zuge dessen konnten gefährdete, endemische Arten, wie Wiesenbrüter, Insekten, Schnecken, Wirbeltiere, Orchideenarten im Offenland und in Kultur- und Agrarlandschaften geschützt werden.
Das ausgezeichnete Programm Flora wurde in Ostösterreich, primär in Niederösterreich, umgesetzt und basiert auf dem Biotoptypenkatalog – der Roten Liste – Österreichs. Die Maßnahmen umfassten österreichweit insgesamt 28 Europaschutzgebiete und 45 Flora-Partnern. Durch Public-Private-Partnerships wurden in den Natura 2000-Gebieten Waldviertel, Wachau, Wienerwald-Thermenregion, Kalkalpen, Westliches Weinviertel und Steinfeld neue Naturschutzorganisationen und Kooperationen gegründet. Zudem konnte durch die Hebelung weiterer Partner die Entwicklung und Etablierung neuer Naturschutzorganisationen wie „Bergwiesn“ in Oberösterreich oder „freenature“ und „Thermenlinie-Wienerwald“ in Niederösterreich maßgeblich unterstützt werden.
Neben dem Programm Flora hat Blühendes Österreich weitere Projektaktivitäten in Europaschutzgebieten im Burgenland, in Kärnten, in der Steiermark und in Tirol finanziert.
Über Natura 2000 Schutzgebiete
Das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 wurde von der EU eingeführt und soll den Arten- und Lebensraumverlust stoppen sowie die natürlichen Lebensräume Europas dauerhaft sichern. Das Netzwerk feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen und umfasst mittlerweile 18% der europäischen Landfläche und neun Prozent der Meeresgebiete. Natura 2000 ist das größte Netzwerk an Naturschutzgebieten der Welt. Durch die Aktivitäten in den Natura 2000-Schutzgebieten werden nicht nur gefährdete heimische Pflanzen- und Tierarten geschützt, sondern auch 35 Mrd. t CO2 gespeichert. Somit trägt das Netzwerk Natura 2000 auch wesentlich zum Klimaschutz bei. Die rechtlichen Grundlagen für Natura 2000- Gebiete bieten die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und die Vogelschutz-Richtlinie.
In Österreich umfasst das Netzwerk Natura 2000 laut Umweltbundesamt 350 Gebiete, davon sind 272 als Europaschutzgebiete rechtlich verordnet. Die einzelnen Landesregierungen nominieren entsprechende Gebiete und melden diese an die EU-Kommission. (red)