WIEN. Das Spezialitätengeschäft "Bobby's Foodstore" in Wien-Wieden, das britische Lebensmittel und Getränke führt, bereitet sich auf den Brexit vor, indem mehr als sonst bei Lieferanten in Großbritannien bestellt und auf Vorrat gelegt wird. Zwei bis drei Monate kann man ohne neue Lieferungen aushalten. Wie es nach dem 29. März weitergeht, das weiß Geschäftsinhaber John Szewczuk bis heute nicht.
"Keiner weiß genau was los ist, egal wen ich gefragt habe", erläutert er im Gespräch mit der APA. Obwohl er seit zwei Jahren recherchiere, habe er bisher keine vernünftigen Informationen über die Zeit nach dem Brexit bekommen. Auch seine englischen Lieferanten hätten ihm gesagt, sie wüssten nicht wie es weitergehen werde. Die Spediteure hätten gemeint, möglicherweise werde das Problem in Frankreich liegen, da es dort weder Schulungen noch zusätzliches Personal für die Kontrolle und Verzollung von Warenlieferungen nach einem Hard Brexit gebe. Daher habe er schließlich beschlossen, sich keine Sorgen mehr zu machen: "Abwarten und Tee trinken" sei seine - sehr britische - Devise.
Bobby's wird seit 1996 von John Szewczuk als Spezialitätengeschäft für britische und amerikanische Lebensmittel betrieben. Im Oktober 2019 werden es 23 Jahre seit der Eröffnung - die mit einem damals von ihm eröffneten Pub in Wien zusammenhängt. Aus den Einkäufen für das Pub sei nämlich schnell das Geschäft entstanden. Heute beliefert er auch Hotels in ganz Österreich und verkauft im Geschäft in der Schleifmühlgasse im 4. Wiener Bezirk von Instant-Porridge und Frühstücks-Cerealien über britische Schokolade, Tee, Kekse und Jelly (Wackelpudding aus Gelee, Anm.) viele typisch britische Produkte. Zur Zielgruppe zählen Exil-Briten und Österreicher mit Sehnsucht nach der Insel bzw. ihrer Küche.
Wenn es beim Brexit "hart auf hart" kommt, könne er alles auch in Irland bestellen, verweist der Geschäftsinhaber auf einen pragmatischen Ausweg. Dort gebe es grundsätzlich die gleichen Waren - "es kann sein, dass es ein bisschen teurer wird". Allerdings bleibt er Optimist: "Ich persönlich hoffe, dass es kein Hard Brexit wird. Ich bin nicht gewillt, wie ganz am Anfang meiner Tätigkeit Zollformulare auszufüllen - das würde alles unnötig verkomplizieren und verteuern." Verunsichern lässt sich der in England geborene Geschäftsmann mit ukrainischen und österreichischen Wurzeln aber von der britischen Politik nicht, wie er betont. Ängstlich sei er keinesfalls, auch mit einem reduzierten Warenangebot könne er lange durchhalten. (red)