RETAIL
© Koelnmesse/Thomas Klerx

Anna Muhr 01.02.2019

Das Schlaraffenland der Naschkatzen

Auf der ISM, der führenden Messe für Süßwaren und Snacks in Köln, wurden Innovationen und Trends einem Fachpublikum vorgestellt.

••• Von Anna Muhr

Die Kölner Zahnärzte haben in dieser Woche wohl einen großen Bogen um das Messeareal der Stadt am Rhein gemacht. Zugelassen sind zur ISM, der Internationalen Süßwaren Messe, aber ohnehin nur Fachbesucher. Die Messe gilt als weltweite Leitmesse, die den Angebotsmarkt im Süßwaren- und Snackbereich in all seinen Facetten widerspiegelt, und als wichtigster Branchentreff.

Rund 1.600 Aussteller aus 76 Ländern waren heuer vor Ort und präsentierten vom 27. bis 30. Jänner sich und ihre Produkte vor den Fachleuten aus aller Welt: Ob isländische Lakritzschokolade oder Gemüseriegel, französische Karamellpopcorn oder würziger Algensnack aus Schottland – die Fantasie und Kreationsfreude der internationalen Produzenten konnte in sechs Hallen bestaunt (und natürlich auch verkostet) werden. Dass sie kaum Grenzen kennt, zeigen Fragwürdigkeiten wie etwa das „Lebensechte Marzipanbaby” einer Konditorei aus dem deutschen Odenwald ...
Auch die Zulieferer der süß-salzigen Branche kamen zum Zug: Parallel zur ISM findet mit der „Pro­Sweets Cologne” traditionellerweise die Internationale Zulieferermesse für die Süßwaren- und Snackindustrie statt, wo Unternehmen aus den Bereichen Herstellung, Verpackung und Ingredients ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen.

Individualität bleibt Trend

Die Messe 2019 zeigt: In Sachen Trends ist die Süßwaren- und Snackbranche keine Ausnahme und zielt weitgehend in die gleiche Richtung wie die anderen Lebensmittelhersteller. So regiert auch bei den süßen Experten seit Längerem der Ansporn, den ganz individuellen und immer ausgefalleneren Geschmäckern der Kunden mit immer außergewöhnlicheren Sorten gerecht zu werden – mit Vollmilch oder Nuss-Nougat ist es längst nicht mehr getan.

Die Vielfalt soll heute im Ideal­fall verschiedene Ebenen bedienen. Dazu gehören zum einen die außergewöhnlichen Geschmacksvorlieben (Meersalz, Chili, Beerensorten, Matcha ...) und optische Trends, wie etwa lila Kartoffelchips oder die pinkfarbene „Ruby”-Schokolade. Aber vor allem auch die differenzierten Ernährungsgewohnheiten der Kunden (vegetarisch, vegan, glutenfrei, halal, koscher) spielen eine große Rolle für die Entwickler und Hersteller.

Zucker als Thema

Hier steht für die Süßwarenbranche der anhaltende Trend zur Zuckerreduktion natürlich besonders im Fokus. Zum Vergleich: 2017 nahmen 300 Aussteller teil, die zuckerfreie Produkte auf der ISM präsentierten. Im Jahr 2018 waren es bereits 363 Unternehmen. Für die ISM 2019 wurde mit mehr als 400 Ausstellern die weitere Steigerung an Anbietern mit zuckerfreien Produkten prolongiert. Neben verschiedenen zuckerreduzierten Schokoladen-, Back-, Bonbon- und Kaugummiprodukten bieten Hersteller etwa gebrannte Mandeln oder getrocknete Gemüsesorten und Früchte ohne raffinierten Zucker an, dafür mit einem Zuckerersatzstoff wie Agavensaft gesüßt.

Auch die Hinwendung zur Nachhaltigkeit ist nach wie vor ein branchenübergreifender Trend: Die Herkunft der Lebensmittel sowie die Qualität stehen beim Verbraucher im Fokus. Das spiegelt sich auch in der Häufigkeit der Labels Bio, vegan oder fair gehandelt, auf zahlreichen Produktverpackungen wider (siehe auch Kasten). Rund ein Viertel der teilnehmenden Unternehmen auf der ISM gibt an, Bioprodukte im Gepäck zu haben.

Preis für Innovationen

Abseits der etablierten Trends ist auf der ISM auch Platz für Neuheiten: Beim New Product Showcase, einer Sonderausstellung, können sich die Fachbesucher gezielt über Innovationen informieren. Heuer verzeichnete dieser Bereich mit knapp 200 Produkten von 103 Ausstellern einen neuen Rekord. Die vielversprechendsten Entwicklungen werden am Ende der Messe von einer unabhängigen Jury ausgezeichnet. Mit dem zuckerfreien Fruchtriegel „Frucht Roll-Up” konnte sich in diesem Jahr der Schweizer Hersteller HPW als Top-Innovation behaupten.

An zweiter und dritter Stelle stehen mit dem „Hemptastic Hanfriegel” von Katjes Fassin (Deutschland) und dem „Swiss Cannabis Gum” von Roelli Roelli (Schweiz) zwei Produkte mit – Achtung, neuer Trend! – Hanf bzw. Cannabidiol (CBD). Auch für die innovativste Verpackung der Sonderschau wird in Zusammenarbeit mit der ProSweets Cologne ein Preis vergeben. Den Packaging Award kann sich heuer das deutsche Unternehmen Chocal ins Regal stellen – für eine nachhaltige und umweltfreundliche Papierverpackung, die für jegliche Art von Süßigkeit oder Snack verwendbar ist.

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