RETAIL
© Stephan Doleschal

Redaktion 01.02.2019

Die Herkunft will etikettiert werden

Der Lebensmittelhandel ist offen für die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Nahrungsmitteln.

WIEN. „Der Handel hat mit der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln kein Problem”, sagt Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Es sei eben im Trend, dass der Konsument wissen möchte, wo die Dinge herkommen, und überdies: Im Gesundheitsministerium gibt es zwei Arbeitsgruppen zum Thema, die WKÖ ist mit eingebunden.

Die von der Regierung geplante, verpflichtende Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel im Handel soll bereits 2020 oder 2021 starten; speziell im Fokus stehen dabei Fleisch, Ei und Milch. In allen drei Produktkategorien ortet Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger „gute Möglichkeiten, das einfach umzusetzen”. Köstinger spricht darüber mit den Sozialpartnern, Wirtschaftsvertretern und der Nahrungsmittelindustrie – von Letzterer gibt es Widerstand. Indes üben sich die Händler Rewe, Spar, Hofer und Lidl in der Causa im Schulterschluss. Stellvertretend für die Branche meint Handelsverbandsgeschäftsführer Rainer Will: „Es gibt seitens des Handels keine Vorbehalte gegen die von der Bundesregierung geplante, verpflichtende Herkunftskennzeichnung der Primärzutat bei Produkten mit Fleisch, Ei und Milch.”

Kennzeichnung einheitlich

Allerdings reicht er einen kleinen, nicht unwesentlichen Haken nach: Voraussetzung sei nämlich, dass diese Kennzeichnung ebenso in der Gemeinschaftsverpflegung stattfindet. Dann gelte die Conclusio: „Eine einheitliche Kennzeichnungspflicht ist auf jeden Fall sinnvoll, egal ob ein Konsument seine Lebensmittel im Handel, in der Kantine oder im Lokal bezieht. Alles andere ist aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar”, so Will.

Die österreichische Nahrungsmittelindustrie ist quasi naturgemäß gegen die Pflicht-Herkunftskennzeichnung. Sie befürchtet, dass sie gegenüber ausländischen Produzenten benachteiligt wird. Die Kennzeichnung bedeute einen Mehraufwand und mehr Kontrollen. Gleichfalls könne es Probleme geben, wenn bestimmte Zutaten kurzfristig nicht in ausreichender Qualität vorhanden seien.

Eigenmarken begünstigt

Tatsächlich gibt es in den Regalen der Supermärkte zwei Welten: Die Eigenmarken der Händler, die sich zunehmend gern (und erfolgreich) die lokale und regionale Produktion ans Etikett heften. Faktisch durchaus unterfüttert: 95% der Eigenmarken-Milchprodukte stammen heute aus österreichischer Produktion. Auf der anderen Seite die Markenartikel bzw. Industriemarken, wo nachvollziehbar (speziell bei Molkereiprodukten) eine Benachteiligung der heimischen gegenüber den importierten Produkten resultieren würde. (nov)

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