WIEN. Die Einzelhandelsgeschäfte haben 2019 ein nominelles Umsatzplus von 1,3 Prozent auf 73,2 Mrd. € brutto (real+ 0,2 Prozent) verzeichnet. 2018 waren es plus 1 Prozent (real -0,5 Prozent) gewesen. WKÖ-Handelsobmann Peter Buchmüller zeigte sich mit der "stabilen Entwicklung" zufrieden. Die geplante Steuerreform werde sich künftig auch positiv auswirken, sagte Buchmüller am Freitag vor Journalisten.
Im Einzelhandel lief es aber nicht für alle Händler rund. 37% der befragten Geschäfte verzeichneten nominelle Umsatzrückgänge, 22% erzielten stabile Erlöse und 41% meldeten ein Umsatzplus. Für die repräsentative Einzelhandel-Konjunkturerhebung im Auftrag der Wirtschaftskammer hat die KMU Forschung Austria rund 4.500 Geschäfte befragt.
Das höchste nominelle Umsatzplus erreichte 2019 die Baumarktbranche mit plus 2,8 Prozent, gefolgt vom Kosmetikhandel (+2,7 Prozent), Lebensmitteleinzelhandel (+2,2 Prozent) und von der Sportartikelbranche (+1,6 Prozent). Weniger Erlöswachstum gab es in den Bereichen Möbel (+1,1 Prozent), Spielwaren (+0,6 Prozent), Bekleidung (+0,4 Prozent), Uhren und Schmuck (+0,3 Prozent), Elektrogeräte und Computer und Foto (+0,2 Prozent) sowie Bücher und Schreibwaren (+0,1 Prozent). Einen wetterbedingten Umsatzrückgang von 1,4 Prozent registrierten die Schuh- und Lederwarenhändler.
Inländische Online-Shops verzeichneten im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 6 Prozent auf 3,5 Mrd. €. Österreicher gaben bei ausländischen Online-Händlern mit rund 4,2 Mrd. € (+5 Prozent) etwas mehr als im Inland aus. Bei den heimischen Online-Händlern sieht Buchmüller noch Verbesserungspotenzial. "Natürlich müssen wir besser werden." Die Wirtschaftskammer fordert auch weiterhin Steuergerechtigkeit und Wettbewerbsgleichheit zwischen in- und ausländischen Online-Anbietern. Man sei "sehr erfreut" über einige angedachte Maßnahmen im Regierungsprogramm, sagte die Geschäftsführerin der WKÖ-Bundessparte Handel, Iris Thalbauer, am Freitag.
Steigende Umsätze ließen auch die Beschäftigtenzahlen im heimischen Einzelhandel steigen. Die Personalstand erhöhte sich um 0,5 Prozent auf 337.100. Die Teilzeitquote lag bei 49%, der Frauenanteil bei 73%. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete der Einzelhandel immer ein Beschäftigtenplus.
In nächster Zeit muss Österreich für die Umsetzung der Richtlinie über unlautere Handelspraktiken (UTP) noch Rechts- und Verwaltungsvorschriften erlassen. Bis spätestens 1. November 2021 müssen die Maßnahmen angewendet werden. "Wir können absolut mit der Richtlinie leben", so Thalbauer. Es dürfe aber nicht zu einer Übererfüllung von EU-Mindeststandards ("Gold Plating") kommen.
Die Gewerkschaft wollte der Bilanz der Arbeitgeber noch einen Aspekt hinzufügen. "Insbesondere das exzessive Ausnutzen der Öffnungszeiten zu Weihnachten und zu Silvester führte zu großem Unmut", so die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp), Barbara Teiber, am Freitag in einer Aussendung. Um eine attraktive Branche zu sein, müssten die Arbeitgeber "mehr Augenmerk auf die Arbeitszeitqualität" legen. (red)