••• Von Anna Muhr
Mit sehr vorsichtigem Optimismus und einer gehörigen Portion Skepsis sahen der Handelsverband und das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung Wifo vor einigen Wochen dem heurigen Weihnachtsgeschäft entgegen. Man rechne trotz besserer gesamtwirtschaftlicher Lage mit einem Umsatz etwa auf Vorjahresniveau für den Einzelhandel, hieß es. Generell hätten die Dezember-Umsatzspitzen in vielen Branchen in den vergangenen Jahren abgenommen.
Mittlerweile ist das Weihnachtsgeschäft in vollem Gange. Von akuter Verhaltenheit spürt man kaum etwas, wenn man sich am Wochenende in Shoppingcenter und große Einkaufstraßen wagt. Die Kauflaune der Österreicher scheint ungebrochen zu sein.
Freude über Frequenzplus
So manche frohe Botschaft aus der Fläche bestätigt das: „Rund 50.000 Besucher kamen am zweiten vorweihnachtlichen Einkaufssamstag in die PlusCity. Ich freue mich mit den Shopbetreibern über ein gutes Weihnachtsgeschäft”, ließ etwa Ernst Kirchmayr, Direktor der PlusCity in Linz, verlauten.
Ähnliches zum 8. Dezember kommt aus der Tullner Rosenarcade: „Bei der Besucherfrequenz konnten wir bis 14 Uhr ein Plus von 37% gegenüber dem 8. Dezember im Vorjahr verzeichnen”, so Center-Managerin Katharina Gfrerer. Auch würden bereits an den normalen Werktagen der zweiten Dezemberwoche um neun Prozent mehr Besucher verzeichnet als 2017.
E-Commerce jubiliert
Der große Gewinner im Weihnachtsgeschäft ist freilich einmal mehr der Online-Handel. Laut einer aktuellen Studie der WKO und des Österreichischen E-Commerce-Gütezeichen kaufen rund 80% der Österreicher Geschenke (auch) im Netz ein.
„Weihnachten ist wie gemacht für den Online-Handel. Während der Stationärhandel schwächelt, sind wir bereit für den Jahresendspurt”, sagt Harald Gutschi, Geschäftsführer der österreichischen Unito-Gruppe, unter deren Dach die Marken Otto, Quelle, Universal und Lascana vereint sind. Und weiter: „Für die Leitmarke Otto Österreich rechnen wir zu Weihnachten mit einem Umsatzplus von 15%.” Bestärkt von den Aktionstagen im November, verzeichnet der viertgrößte heimische Online-Händer im laufenden Geschäftsjahr gar ein Umsatzplus von 12%. Von der anhaltenden Hinwendung der Österreicher zum E-Commerce zeugt euch eine regelrechte Paketflut in 2018. Über alle Paketdienstleister hinweg sollen heuer in ganz Österreich Schätzungen zufolge um die 222 Mio. Pakete den Besitzer wechseln, rund 10% mehr als noch im Vorjahr.
Geschenke am wichtigsten
Dass die Packerln für viele Österreicher immer noch das Wichtigste am Weihnachtsfest sind, zeigt die aktuelle Weihnachtsstudie des Marktforschungsinstituts GfK Austria. Rund zwei Drittel der Befragten (68%) assoziieren Weihnachten mit Geschenken. Erst danach kommen die Familie und Familienfeiern (63%), knapp 51% denken immerhin noch an Besinnlichkeit und Stille.
Um die Liebsten zu beschenken, greifen Herr und Frau Österreicher auch heuer wieder recht tief in die Tasche: Rund 400 € sind laut Gfk Austria für die Weihnachtsgeschenke anberaumt. Das ist bei 56% der Befragten etwa gleich viel wie im vergangenen Jahr. Etwa ein Drittel möchte heuer weniger ausgeben als 2017. Große Unterschiede gibt es in den Bevölkerungsschichten. Besserverdiener planen etwa 900 € für Geschenke ein. In Wien wird im Bundesländervergleich mit 346 € am wenigstens ausgegeben.
Geschenkt werden auch heuer wieder die Dauerbrenner: Die beliebteste Gabe sind – Packerl-flut hin oder her – seit Jahren Gutscheine; laut Weihnachtsstudie werden sie von 37% der Befragten verschenkt. Eine Bestätigung kommt von Katharina Gfrerer von der Rosenarcade Tulln: „Am vergangenen Einkaufssamstag lag der Gutscheinverkauf um 14 Uhr bei einem Plus von 100% zum Vergleichszeitraum 2017.”
An zweiter Stelle im Ranking der häufigsten Geschenke kommen Bücher (28%), gefolgt von Spielsachen (27%) und Bargeld (24%). Auch Smartphones, Smartwatches und Zubehör erfreuen sich großer Beliebtheit, das Weihnachtsgeschäft wird hier schon mit den November-Aktionstagen eingeleitet.
Trend zu Second-Hand?
Einen zaghaften Trend zeigt eine Befragung des deutschen Marktforschungsunternehmens Ipsos: Mehr als ein Drittel der Befragten verschenkt zu Weihnachten Second-Hand-Präsente. Dazu gehören neben Büchern, DVDs und Computerspielen auch rundum erneuerte und damit günstiger angebotene Smartphones und Notebooks.