RETAIL
© Koelnmesse/Thomas Klerx

Redaktion 15.10.2015

Globaler Marktplatz Anuga liefert neue Food-Impulse

Der Pflichttermin der Handels- und Gastrobranche war heuer mit 89% ausländischen Ausstellern internationaler denn je

•• Von Nataša Nikolic

KÖLN. Vergangenes Wochenende fiel der Startschuss für die weltgrößte Ernährungsmesse Anuga in Köln. Die Branchenmesse, die alle  zwei Jahre ihre eigenen Rekorde bricht, war auch heuer wieder ein voller Erfolg: Über 7.000 Aussteller aus 108 Ländern präsentierten von 10. bis 14. Oktober den rund 160.000 Fachbesuchern (aus 192 Ländern) eine breite Palette an ­Lebensmitteln und Getränken.
„Die Anuga ist als Business- und Informationsplattform für die globale Foodbranche unerreicht“, hebt Veranstalter Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH, hervor. Denn der Branchentreff hätte „seine Position als internationale Leitmesse auch in diesem Jahr mehr als deutlich unterstrichen“. Die Internationalität der 33. Anuga spiegelt sich am besten am Auslandsanteil von Austellern und Besuchern wider: 89% der Aussteller und 68% der Fachbesucher kamen aus dem Ausland, unter ihnen viele Entscheidungsträger und Einkäufer aus Handel und der Gastronomie. Auch Österreich war mit 130 Ausstellern aus den Bereichen Feinkost, Grundnahrungsmittel, Fleisch, Bio-Produkte und Getränke sowie Käse- und Milchwirtschaft auf der Messe vertreten. Die heimischen Vertreter waren als Einzelaussteller und unter den Dächern der AMA bzw. der Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer präsent und nutzten die einmalige Gelegenheit, ihre Produkte einem breiten Fachpublikum zu präsentieren und sich damit zugleich an ausländische Märkte heranzutasten.

„Essen und Trinken – das verbindet die Welt. Für viele Gastronomen war die Messe Inspirationsquelle und wichtiger Impulsgeber“, bringt es Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen ­Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), auf den Punkt.  Das große Interesse an der Anuga imponiert auch Friedhelm Dornseifer, dem Präsidenten des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), dessen Erwartungen übertroffen wurden. „Auch in diesem Jahr konnten die Fachbesucher wieder Tausende hochwertige und innovative Produkte testen. Diese große Vielfalt spiegelt klar die Lebensmitteltrends wider, die uns schon seit einiger Zeit begleiten. Guter Geschmack und Frische waren den Verbrauchern schon immer wichtig“, fasst Dornseifer die Messe-Schwerpunkte zusammen.

Food-Trends 2015

Doch die Food-Trends müssen nicht nur gut schmecken, sondern auch schnell und einfach von der Hand gehen, denn der Konsument von heute hat keine Zeit zu verlieren und möchte nach einem anstrengenden Arbeitstag nicht lange in der Küche stehen. Oder er nimmt sich nach der Arbeit etwas von untwegs mit. Stichwort: Außer-Haus- bzw. To-Go-Markt, Convenience und „Ready-To-Cook“-Produkte. Letztere stehen für eine Entwicklung, die sich durch den eingangs erwähnten Zeitmangel ergeben hat. „Leicht zu verzehren und leicht zu kochen müssen unsere Lebensmittel heute sein. Wer es schafft, diese Eigenschaften mit Gesundheits- und Nachhaltigkeitsaspekten zu verknüpfen, dem winken sehr gute Absatzchancen“, prognostiziert Dornseifer.
Dass er damit nicht unrecht hat,  bestätigt die Sonderschau Anuga taste15, der Trendbarometer der Messe. Denn als einer der eindeutigsten Trends gilt Convenience sowie vegane Produkte, Bio, vegetarische, fair gehandelte Lebensmittel und Health-Produkte. Das Motto lautete „Alles ist möglich, solange es schmeckt“, und so wunderte sich niemand über Gelato die Vedura, eine neue Gemüse-Eiscreme, oder Chicken Gelati Estragon und Smoothies mit Spinat und Kokosmilch.

Das Angebot der Aussteller ist nicht nur facettenreich, sondern passt sich auch den sich verändernden Umständen der Konsumenten an. Zu sehen war das u.a. an einer Vielzahl sogenannter Free-From-Produkte, welche z.B. frei sind von Konservierungsmitteln, Gluten und Laktose und ernährungstechnisch längst nicht nur für Allergiker bedeutsam sind.  

Umgang mit Lebensmitteln

Neben den Food-Neuheiten gab es auch jede Menge anderer wichtiger Themen, die an einer Ernäherungsmesse wie der Anuga nicht vorbeigehen dürfen. Eines davon war die weltweite enorme Lebensmittelverschwendung. Diese griff der deutsche Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt in seiner Eröffnungsrede auf: „Es ist nicht hinnehmbar, dass weltweit rund ein Drittel der Lebensmittel zwischen Feld und Teller verloren gehen“, kritisierte Schmidt, bevor er gemeinsam mit seinem griechischen Amtskollegen Evangelos Apostolou, dem Vertreter des diesjährigen Partnerlands Griechenland, die Anuga für eröffnet er­klärte.

Die Lebensmittelverschwendung in Deutschland will Schmidt u.a. durch die Aktion „Zu gut für die Tonne“ bekämpfen. Das Progamm richtet sich an Schüler, denn der Umgang mit und die Wertschätzung von Lebensmitteln sollte, so Schmidt, schon im Kindesalter gelernt werden. „Ernährung gehört in den Stundenplan, am besten mit einem eigenen Fach“, fordert der Minister, da Befragungen zeigten, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen, im Gegensatz zu der Altersgruppe über 60, mehrmals pro Woche Lebensmittel wegwirft.

Bregenzer ist „Koch des Jahres“

Einer der Höhepunkte der Messe ist die Wahl zum Koch des Jahres, bei der sich der Vorarlberger Stefan Lenz im Finale gegen sieben Konkurrenten aus Deutschland und der Schweiz durchsetzen konnte. Der 32-Jährige gewann den mit 12.000 € dotierten Preis für seine herausragenden Leistungen im Wettbewerb der Spitzengastronomie. Im Finale galt es, in fünf Stunden ein Drei-Gang-Menü in sechsfacher Ausführung für die Fachjury zuzubereiten, das einen Warenwert von je 16 € nicht übersteigt.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL