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© Mitja Kobal/Greenpeace

Redaktion 13.07.2021

Greenpeace veröffentlicht Ratgeber für Durchblick im Gütezeichen-Dschungel

Ein Drittel der überprüften Kennzeichnungen im Lebensmittelbereich nicht empfehlenswert - Greenpeace fordert Regulierung von Gütezeichen und ein starkes EU-Waldschutzgesetz.

WIEN. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die 31 wichtigsten Gütezeichen für Lebensmittel, die von den zehn größten österreichischen Supermarktketten verwendet werden, unter die Lupe genommen. Auch drei Jahre nach dem ersten Ratgeber 2018 ist das Ergebnis unerfreulich: Ein Drittel der im Handel verbreiteten Gütezeichen fallen durch. Diese sind vor allem globale Kennzeichnungen wie etwa das Palmöllabel RSPO oder das Fisch-Siegel MSC. Regionale Zeichen, darunter Bio Austria und AMA Bio, stuft Greenpeace hingegen tendenziell als vertrauenswürdig ein. Zusätzlich hat die Umweltschutzorganisation auch 14 Bio-Marken von Handelsketten bewertet. Hier gibt es aus Umweltsicht keine Bedenken. Um dem Gütezeichen-Dschungel ein Ende zu setzen und den KonsumentInnen Orientierung zu bieten, fordert Greenpeace klare gesetzliche Regeln für Nachhaltigkeitsversprechen auf Produkten. Zudem fordert Greenpeace ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz, das sicherstellt, dass keine Produkte aus Waldzerstörung in den Regalen landen.

„Mit dem aktuellen Greenpeace-Ratgeber wollen wir Orientierung im Gütezeichen-Dschungel bieten und aufzeigen, welchen Kennzeichnungen man vertrauen kann und welchen nicht. Noch immer versprechen viele Gütezeichen die Umwelt zu schützen, doch oft steckt dahinter nur heiße Luft”, warnt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace Österreich. Von den insgesamt 31 Gütezeichen hat Greenpeace vier rot, also absolut nicht vertrauenswürdig, vier orange, also wenig vertrauenswürdig und zwei gelb und somit nur bedingt vertrauenswürdig eingestuft. Vor allem bei globalen Kennzeichnungen ist Vorsicht geboten. „Anstatt das Problem der weltweiten Überfischung oder der Regenwaldzerstörung zu stoppen, treiben Kennzeichnungen wie das Palmöl-Label RSPO und das Meeresfisch-Siegel MSC den Konsum von umweltzerstörenden Produkten immer weiter voran”, sagt Panhuber. Statt Umweltschutz steht dort wirtschaftlicher Wachstum an erster Stelle. Innerhalb von zehn Jahren ist etwa die Anbaufläche von RSPO um das Sechsfache auf 4,4 Millionen Hektar-Fläche gewachsen, das entspricht etwa der Hälfte der Gesamtfläche von Österreich. Für die Umwelt ist das katastrophal: Denn um Ölpalmen anzubauen, werden dafür in Südostasien meist Urwälder gerodet. In Österreich werden mittlerweile laut Grünem Bericht des Landwirtschaftsministeriums 18 Kilogramm Palmöl etwa für Fertiggerichte und Schokolade pro Jahr und Person verbraucht. Auch das Angebot an zertifizierten Fisch-Produkten wächst: Mittlerweile tragen 65 bis 90 Prozent der Tiefkühl-Fischprodukte in den heimischen Supermärkten das MSC- oder ASC-Zeichen. Obwohl die Fischbestände in den Meeren zu 90 Prozent als überfischt oder bis an die Grenze befischt gelten, zertifiziert MSC laufend neue Fischereien.

Die Anzahl sogenannter „Öko-Labels” ist weltweit seit der Einführung des ersten Gütezeichens (Blauer Engel) Ende der 1970er Jahre in Deutschland rasant gestiegen. Mittlerweile wird geschätzt, dass es über 460 internationale Gütezeichen gibt, die in etwa 200 Ländern operieren. „In Österreich gibt es rund 200 Gütezeichen, die scheinbar nachhaltige Lebensmittel kennzeichnen. Für Konsumentinnen und Konsumenten wird es dadurch immer schwieriger zu erkennen, welche Gütezeichen tatsächlich halten, was sie versprechen”, so Panhuber.

Im Vergleich zum letzten Gütezeichen-Ratgeber von Greenpeace gab es nur bei der Kennzeichnung Rainforest Alliance eine nennenswerte Veränderung. Das Zeichen wird vor allem für Kaffee, Tee und Kakao verwendet und wurde von „nicht vertrauenswürdig” zu „bedingt vertrauenswürdig” aufgestuft. Der Grund dafür sind Verbesserungen in den Umweltkriterien, wie etwa ein Verbot von Gentechnik sowie Verbesserungen in den Sozialkriterien, wie etwa höhere Preise für die ProduzentInnen. „Allerdings gilt die bessere Bewertung für Rainforest Alliance nur vorläufig, denn das neue Kontrollsystem muss sich erst beweisen”, sagt Panhuber. Verbesserungen gab es auch bei einigen österreichischen sowie europäischen Zeichen. So wurden etwa bei dem Zeichen Heumilch Tierschutzkriterien eingeführt. Beim V-Label sind vegane von vegetarischen Produkten jetzt gut unterscheidbar.

Alle 14 untersuchten Bio-Marken bestanden die Prüfung, indem sie die Mindestanforderungen der EU-Bio-Verordnung erfüllen. Neun Bio-Marken gehen sogar deutlich über diese Anforderungen hinaus und wurden als sehr vertrauenswürdig bewertet. Um die Umwelt und Menschenrechte zu schützen, fordert Greenpeace klare Regeln für Gütezeichen und ein starkes EU-Gesetz für globalen Waldschutz. (red)

Link zum Ratgeber: https://cutt.ly/ImgfiTM

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