WIEN. Prinzipiell sei die Warenversorgung gesichert, betonten er wie auch andere Großhändler - Eurogast, Kastner und AGM - auf APA-Anfrage. Der Handelsverband sprach von Preissteigerungen in der Beschaffung von 25%. Auch die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie ist wieder Thema.
"Ich wünsche mir, dass der Handel von Lippenbekenntnissen aus der eigenen Werbung hin zu tatsächlichem Handeln kommt", bekräftigte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) Anfang November 2021 aufgrund der Preissteigerungen. Einheimische Bauern könnten den Schweine- und Rind-Bedarf aus eigener Produktion decken. "Für Billigimporte aus dem Ausland gibt es keinerlei Notwendigkeit mehr." Dafür kam Kritik vom Handelsverband, der sieht nämlich Köstinger respektive ihr Ministerium selbst "gefordert, bei der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr (also der Gastronomie, Anm.) voranzukommen. Das wäre die größte Motivation für die heimische Gastro-Branche, verstärkt auf Lebensmittel aus Österreich zu setzen."
De jure ist das grün geführte Gesundheitsministerium gefragt, das de facto die Regeln gemeinsam mit dem ÖVP-Agrar- bzw. Tourismusministerium verhandelt. Die Grünen sind für die Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie, die ÖVP ist eher zurückhaltend und will schrittweise vorgehen.
"Bei einigen für die Gastronomie wichtigen Produkten, wie beispielsweise Vorderviertel, Tafelspitz und Schulterscherzel, kann es zu geringeren Mengen kommen", so Metro-Chefeinkäufer Thomas Rudelt zur aktuellen Lage. "Wir sind aber in der Lage, auf europäischen Märkten Ware zu ordern, um die Verfügbarkeit sicherzustellen." Auch Kalbfleisch aus den Niederlanden - auf das wird in der Gastronomie stark gesetzt - sei knapp, man versuche aber genau so wie beim Rindfleisch mit dem Angebot von österreichischem Fleisch Engpässen entgegenzuwirken.
Laut dem Großhändler Kastner sei aber auch mit Engpässen bei österreichischem Rindfleisch zu rechnen. Beim Rind wird "konkret ein Engpass bei den Edelteilen wie etwa Lungenbraten und Beiried zu den Weihnachtsfeiertagen und Silvester erwartet. Grund dieser Situation sind zu wenige Tiere für die Schlachtung und hohe Futtermittelpreise." International sehr eng stehe es auch um Süßkartoffelprodukte, weiters sei auch mit Engpässen bei Speiseölen und Weizenprodukten zu rechnen.
"Das Weihnachtsgeschäft wird zu einer logistischen Herausforderung, für die wir uns jetzt schon wappnen", sagte Peter Krug von der Geschäftsführung von Eurogast Österreich. "Es müssen zusätzliche Mengen in einer Zeit ausgeliefert werden, wo die Logistik bereits seine Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Dies betrifft nicht die Kette von regionalem Lager zum Mitglied, sondern auch die Logistik vom Produzenten zum Lager selbst." Engpässe drohten prinzipiell bei Übersee-Waren. Gepaart mit Engpässen, die es bei den Verpackungen zum Teil gibt, bedeute dies, "dass es nicht immer jedes Produkt in jeglicher Variation zu jedem Zeitpunkt geben wird, dass aber auf alle Fälle immer Alternativen vorhanden sind". Dank regionaler Produzenten und Lieferanten als kleinstrukturiertes Unternehmen könne man aber flexibel reagieren.
Grundsätzlich komme es bei Waren aus Übersee laufend zu Lieferschwierigkeiten, so Kastner und auch Eurogast, da die Kosten für Schiffscontainer sowie Verladungen in den Häfen stark angestiegen sind. Diese Probleme entstünden nicht nur aufgrund von Lebensmittelknappheit, sondern auch aufgrund fehlender Verpackung (Pappe, Weißblechdosen und ähnliche Produkte).
Laut Kastner kommt es aktuell - also in der laufenden Martini-Gansl-Zeit - auch zu Lieferschwierigkeiten bei Tiefkühl-Gänsen aus Ungarn. Die vorbestellten Mengen können nur zur Hälfte geliefert werden, und die Lieferware verspäte sich. "Ein Grund dafür ist die starke Reduktion der Absatzmärkte in vielen Ländern durch die Coronapandemie 2020. Viele Bauern haben heuer weniger Tiere in den Ställen gemästet. Gleichzeitig wurde aufgrund der Vogelgrippe in Ungarn und Polen die Freilandhaltung verboten." Aber auch hier gibt es Alternativen aus Österreich.
Auch beim Adeg Großmarkt (AGM), der zum heimischen Rewe-Ableger Rewe International gehört, wird auf einen hohen Anteil an regionalen österreichischen Produkten verwiesen. Grundsätzlich seien punktuelle Änderungen bei der Verfügbarkeit von einzelnen Waren nichts Ungewöhnliches. Natürlich hätten Bewegungen im Marktumfeld - wie etwa eine steigende Inflation bei Rohstoffen und Verpackungsmaterial oder Kapazitätsgrenzen im Transportwesen - aber Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit. "Dies wird in der Planung entsprechend berücksichtigt." Die Versorgung mit Lebensmitteln und anderen Produkten laufe aber "problemlos". Das gelte für den Groß- und Einzelhandel. (APA)