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Redaktion 25.11.2019

Handels-KV - Abschluss für Handelsverband an Grenze des Stemmbaren

Vereinfachung der Zuschläge soll Fokus für 2020 sein - SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende fordert Schließung der Lohnschere zwischen Frauen und Männern.

WIEN. Der Handelsverband hält den gestern erzielten Abschluss für einen neuen Handels-Kollektivvertrag "hart an der Grenze des Stemmbaren", sagte deren Geschäftsführer Rainer Will. Die zusätzlichen rahmenrechtlichen Vereinbarungen erhöhten die Komplexität in der Administration. Für 2020 müsse daher die Reform der Zuschläge im Fokus liegen. Der Handelsverband ist eine freiwillige Interessenvertretung der großen Händler.

Am Sonntag muss der Handel seinen Beschäftigten das Doppelte bezahlen. Auch am Abend ab 18.30 Uhr und am Samstag ab 13 Uhr gibt es Zuschläge. Die Arbeitgeber beklagen das schon lange als nicht mehr zeitgemäß, zumal die Menschen eben abends oder Samstagnachmittag ins Geschäft kommen. In eigenen Arbeitsgruppen versuchen sich Arbeitgeber und Gewerkschaft hier seit dem Frühjahr anzunähern. Ein Ende ist noch nicht absehbar.

Eine Einigung wurde Donnerstagabend aber bei den jährlichen Gehaltsverhandlungen erzielt. Die rund 413.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel bekommen ab 1. Jänner 2020 im Schnitt um 2,35 Prozent mehr Gehalt. Bei den ersten drei Gehaltsgruppen gibt es ein Plus von 2,5 Prozent, bei höherer Bezahlung beträgt das Plus 2,2 Prozent. Das kollektivvertragliche Mindestgehalt für Vollzeitangestellte im alten Handels-KV steigt von derzeit 1.634 Euro auf künftig 1.675 Euro brutto pro Monat, und im neuen KV von 1.677 auf 1.714 Euro brutto.

 

Die Sozialpartner vereinbarten außerdem, dass es im zehnten und fünfzehnten Dienstjahr jeweils einen zusätzlichen Freizeittag gibt. Die Lehrlingsentschädigung steigt, wie schon im Vorjahr vereinbart, im Durchschnitt um 7,4 Prozent.

SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek fordert, dass sich die Lohnschere zwischen Frauen und Männern rasch schließt. Wichtige Maßnahmen dafür seien ein kollektivvertraglicher Mindestlohn für alle Branchen von 1.700 Euro steuerfrei, ein Lohngesetz nach dem Vorbild Islands, 50 Prozent der AMS-Mittel für Frauen und ein Rechtsanspruch auf den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit sowie ein Rechtsanspruch auf einen ganztägigen kostenfreien Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr. "Frauen müssen von ihrem Einkommen leben können. Dafür kämpfen wir", so Heinisch-Hosek am Freitag in einer Aussendung.

Knapp zwei Drittel der Angestellten im Handel in Österreich sind Frauen, im Einzelhandel liegt der Frauenanteil noch etwas höher. Viele Frauen arbeiten Teilzeit.

Im Vorfeld der Kollektivvertragsverhandlungen kritisierte die Gewerkschaft, dass mehrere Lebensmittelketten zu Silvester bis 17 Uhr offen lassen. Der Diskonter Lidl lenkte nun ein. "Zu Silvester ist um 15.00 Uhr Filialschluss", teilte Lidl mit. Die Beschäftigten hätten im Advent noch mehr zu tun als sonst. Da sei es nur fair, wenn zu Silvester alle etwas früher nach Hause kommen. Gesetzlich ist es erlaubt, dass die Geschäfte bis 17 Uhr offen haben. (red)

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