RETAIL
© APA / Herbert Pfarrhofer

Redaktion 12.10.2020

Handelsimmobilien-Branche formiert sich neu auf europäischer Ebene

European Council of Shopping Places (ECSP) gegründet. Ein neuer europäischer Verband für Handelsimmobilien und Standorte mit gemischter Nutzung.

BRÜSSEL. Der European Council of Shopping Places (ECSP) wurde in der Vorwoche in Brüssel ins Leben gerufen, um der europäischen Handelsimmobilienwirtschaft eine Stimme zu verleihen. Die Gründung folgt einer Entscheidung des International Council of Shopping Centers (ICSC) vom Herbst 2019, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen. Mit dem ECSP erhält eine Branche eine europäische Stimme, die Orte für den Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistung kreiert, gestaltet, finanziert, entwickelt, baut und instand hält und damit gesellschaftliches Leben maßgeblich mitgestaltet. Die Branche beschäftigt mehr als 6,3 Mio. Menschen, generiert einen Umsatz in Höhe von 750 Mrd. € und repräsentiert eine Nutzfläche von 160 Mio. m2. Die Mitgliedschaft wird aus nationalen Verbänden wie dem ACSP Austrian Council of Shopping Centers und einzelnen international tätigen Unternehmen bestehen ­wie dem österreichischen Marktführer SES und als Informationsplattform dienen, um die Interessen seiner Mitglieder und Nutzer zu unterstützen.

ECSP wird zurzeit unter belgischem Recht als Internationale Vereinigung ohne Erwerbszweck (AISBL) eingetragen. ECSP wird die Ziele und Prioritäten seiner Mitglieder voranbringen und sich dabei auf eine Reihe von Aktivitäten stützen, die Interessensvertretung, Veranstaltungen, Recherche und reputationsfördernde Aktivitäten umfassen. Der neue Verband wird auch mehrere Ausschüsse und Arbeitsgruppen initiieren und leiten, die an Schlüsselthemen wie Nachhaltigkeit, Forschung und Entwicklung, Öffentlichkeitspolitik, Sicherheit, Immobilienmanagement und Zukunftstrends arbeiten werden. 
Die gegenwärtige Covid-19-Krise hat den Sektor besonders hart getroffen. Der Vorstandsvorsitzende des ECSP und CEO von Wilhelm & Co Group, Peter Wilhelm, bestätigt, dass die Schließung von tausenden Geschäften, Bars, Restaurants und Handelsplätzen in ganz Europa direkte Auswirkungen auf die Branche hat und noch haben wird.

Bei der Verlautbarung des neuen Verbandes sagte er: „In diesem kritischen Moment benötigt die Handelsimmobilienwirtschaft eine einheitliche und vereinende Stimme. Der Sektor vollzieht einen fundamentalen Wandel und ist dabei, reine Handelsflächen in Zentren mit gemischter Nutzung und den höchsten Standards in Sachen Nachhaltigkeit umzuwandeln. Damit werden zusammen mit vielen weiteren Aktivitäten gemeinschaftliche Treffpunkte geschaffen. Diese stellen einen integralen Teil im modernen Stadtgefüge dar, und die Öffentlichkeit, unsere Kunden, zählen auf uns, um einzukaufen, zu essen, unter Menschen zu kommen und sich zu unterhalten. Jetzt, wo sich der Blick in die Zukunft und auf den Weg zur wirtschaftlichen Erholung richtet, wollen wir die Werte und Ziele dieses dynamischen Sektors hervorheben, der so viel zur europäischen Gesellschaft beiträgt und sich darüberhinaus während der Krise für viele Städte und Gemeinden als wichtige Lebensader herausgestellt hat.”

Joost Koomen, Generalsekretär, fügte hinzu: “Das Wichtigste für unsere Mitglieder war in diesem Jahr bisher, ihre Mitarbeiter zu schützen und mit ihren Mietern durch diese sehr schwierigen Zeiten zu kommen. Andererseits ist es während der Krise noch dringender geworden, die akuten und unmittelbaren Herausforderungen, denen der Sektor ausgesetzt ist, anzupacken. ESCP wird gemeinsam mit seinen Mitgliedern und nationalen Verbänden mit den europäischen Institutionen, nationalen Regierungen und regionalen Behörden zusammenarbeiten, um den Sektor zu fördern und voranzubringen.”

Zu ihrer Mitgliedschaft sagte Gontran Thuring, Geschäftsführer des französischen Conseil National des Centres Commerciaux (CNCC), im Namen aller dem ECSP beitretenden nationalen Vereinigungen: „Unser Verband ist dem Dialog auf nationaler und europäischer Ebene verpflichtet. Wir brauchen ein öffentliches Profil, das über den heimischen Markt hinausreicht und uns gemeinsam voranbringt was unsere Herausforderungen, Kompetenzen und Ziele angeht. Wenn wir mit unseren Partnern aus anderen Märkten zusammenarbeiten, können wir bewährte Lösungsansätze, Innovationen und Trends besser verstehen und teilen. Außerdem werden wir besser in der Lage sein, politische Entscheidungen mitzugestalten und finanzielle Förderungen zu erhalten, die zurzeit verfügbar gemacht werden.“

Der ECSP hat zum Zeitpunkt der Gründung 15 Mitglieder. Zu den Gründungsmitgliedern zählen einige der größten Unternehmen und Investoren der europäischen Handelsimmobilienwirtschaft, z.B. ECE, SES Spar European Shopping Centers, Sonae Sierra, Unibail-Rodamco-Westfield, Wilhelm & Co sowie das Italian Council of Shopping Centers (CNCC Italia). Zudem haben mehrere nationale Verbände zugesagt, dem ESCP als Mitglieder beizutreten. Dazu gehören das Austrian Council of Shopping Places (ACSP), das Belgian and Luxembourg Council of Retail and Shopping Centers (BLSC), das French Council of Shopping Centers (CNCC), das German Council of Shopping Places und das Portuguese Council of Shopping Centers (APCC).

Der ECSP hat sich bereits an die europäische Kommission gewandt und darum gebeten, drei Aktionen in Betracht zu ziehen, um der Immobilienwirtschaft während der Pandemie zu helfen: Die Immobilienwirschaft bei finanziellen oder anderen Hilfsmaßnahmen zu berücksichtigen, einen spezifischen Einzelhandels-Hilfsfond aufzusetzen, um den gesamten Einzelhandel als Teil des EU­Recovery-Plans zu unterstützen und im Blick zu behalten, auf welche Art und Weise viele Mitgliedsstaaten ihre Gesetze verändern, um zu ermöglichen, dass Mietzahlungen ausgesetzt oder aufgeschoben werden. ECSP hat außerdem seine Bereitschaft erklärt, mit der Kommission und anderen EU-Institutionen und nationalen Regierungen zusammenzuarbeiten, um bestmöglich zum Aktionsplan für die wirtschaftliche Erholung beizutragen.  

Über European Council of Shopping Places (ECSP) 
Der ECSP verleiht einer Branche eine europäische Stimme, die Orte für den Einzelhandel kreiert, gestaltet, finanziert, entwickelt, baut und instand hält.

Der ECSP zielt darauf ab, 
.  sich auf europäischer Ebene für die wirtschaftliche und soziale Relevanz von Handelsimmobilien und gemischten Nutzungsformen einzusetzen

.  die gesamte Wertschöpfungskette derjenigen zusammenzubringen, die in diese Orte investieren, diese gestalten, bewirtschaften und unterstützen  

.  die Interaktion mit europäischen Institutionen und Interessensvertretern sowie den Austausch von Informationen zu ermöglichen und Austauschplattformen wie zum Beispiel Veranstaltungen zu organisieren, die die Branche benötigt, um weiterhin erfolgreich zu sein

.  einen nachhaltigen und fairen Wettbewerb zwischen Marktteilnehmern und anderen Akteuren zu unterstützen.


Sämtliche Mitglieder des ECSP sind Multiplikator für eine nachhaltige städtische Erneuerung und Entwicklung und erfüllen eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion in der gesamten Europäischen Union aus. (red)

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