•• Von Christian Novacek
WIEN. Eine positive Exportbilanz zieht die AMA in Sachen Agrarprodukte: Der Agrar-Außenhandel hat sich seit dem Beitritt Österreichs zur EU fast verfünffacht. Die Bilanz zwischen Importen und Exporten blieb indes relativ konstant. Im vergangenen Jahr standen Ausfuhren von knapp zehn Mrd. € Importe von elf Mrd. € gegenüber. Wert wie auch Menge der Agrar- und Lebensmittelexporte stiegen 2015 um etwa 2,5 Prozent.
Die Exportschlager
Die wichtigsten Produktgruppen im Export sind Fleisch und Fleischzubereitungen, Milch und Milchprodukte. Allen voran rangieren Käse und Getränke. Obst und Gemüse, frisch und veredelt, stehen für knapp ein Zehntel der Agrarexporte.
Rund ein Drittel der weltweiten agrarischen Exporte Österreichs geht nach Deutschland. Damit ist und bleibt die Bundesrepublik der wichtigste Handelspartner für heimische Lebensmittelproduzenten. Die gesamten Agrarausfuhren konnten im vergangenen Jahr um vier Prozent gesteigert werden. 2015 erreichten österreichische Lebensmittel und Agrarwaren im Wert von 3,5 Mrd. € das große Nachbarland. Die exportierte Menge stieg auf 2,9 Mio. Tonnen.
Italien steht mit knapp 1,3 Mrd. € an zweiter Stelle. „Attraktive Zunahmen bei den Exporten von Käse und Butter stellen die Wettbewerbskraft heimischer Milchprodukte auf dem italienischen Markt unter Beweis“, erklärt AMA-Chef Michael Blass. Auch die Exporte nach den Niederlanden verzeichnen ein zweistelliges Plus.
Einen mehr als zehnprozentigen Zuwachs gibt es bei Ausfuhren in die Schweiz. Die Warenströme in die USA – vor allem alkoholfreie Getränke – haben sich im vergangenen Jahr mit einem Plus von 42% sehr dynamisch entwickelt. Der Käseexport konnte 2015 um 25% zulegen. „Die konzentrierten Bemühungen zeigen damit nachhaltig Wirkung“, ist der AMA-Marketing-Chef über den Erfolg von Käsepräsentationen in den USA überzeugt.
Im Schatten des würzigen Bergkäses wird allerdings auch billiges Milchpulver ins Ausland geschafft. Was insbesonders dem IG-Milch-Sprecher Ewald Grünzweil sauer aufstößt: „Der Wahnsinn, der hier passiert, lautet darauf, dass Mengen produziert werden, die keiner braucht.“ Ergo werde das Milchpulver zu „Schundpreisen“ in Länder exportiert, die das dort selbst gar nicht so billig produzieren könnten – womit heimische Märkte zusehends unter Druck der Billigimporte geraten würden.
Das bessere Eck vom Käse bleibt allerdings nach wie vor ein Exportschlager – speziell in Richtung Deutschland. 2015 wurden 60.435 t im Wert von 289 Mio. € nach Deutschland verbracht. Österreich nimmt in der Liste der Top-10-Importländer Platz 3 ein, nach den Niederlanden und Frankreich.
Dass Österreichs Käsereien auf den deutschen Markt setzen, sei laut AMA aufgrund der Preisentwicklung sinnvoll. Mit 4,78 € pro Kilo exportiertem Käse liegt Deutschland im attraktiven Preissegment. Darüber hinaus sind die Deutschen Käse gegenüber eher freundlich gesinnt: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 24,2 Kilo, das sind rd. drei Kilo mehr als bei Herrn und Frau Österreicher. Verkaufsfördernd in deutschen Käsetheken agiert übrigens der redliche AMA Käsekaiser.
Weitere Exportmärkte
Etwas schwierig gestalten sich die Exporte in andere benachbarte Länder: Ungarn, Slowenien, Tschechien und die Slowakei waren aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds im vergangenen Jahr besonders schwierige Exportdestinationen; besser entwickelt haben sich hingegen die Handelsbeziehungen mit Polen und Kroatien.