ammern kann Tchibo-Österreich-Chef Harald Mayer nicht. Wenn es nach den verkauften Mengen geht, ist Tchibo eigenen Angaben zufolge Marktführer in den drei Kaffeesegmenten Filter-, Espresso- und Einzelportionskaffee. Auch um den Umsatz sorgt sich Mayer nicht, die 325 Millionen Euro aus 2016 sollen in 2017 mindestens erreicht werden. Neue, größere Filialen sind sowieso in Planung. Nein, jammern kann Tchibo-Österreich-Chef Harald J. Mayer wahrlich nicht.
Auch der Anlass der kürzlich veranstalteten diesjährigen Pressekonferenz war ein erfreulicher: Der Tag des Kaffees steht unmittelbar bevor. Und da Österreich einen Pro-Kopf-Verbrauch von 7,8 Kilogramm pro Jahr und einen Konsum von rund drei Tassen täglich vorweisen kann, feiern Konzerne wie Tchibo diesen Tag wie keinen anderen im Jahr. Das Gesamtmarktvolumen des österreichischen Kaffeemarkts wird von Euromonitor International für 2016 mit 755 Millionen Euro (2015: 741 Millionen Euro) und 40.397 Tonnen (2015: 40.394 Tonnen) beziffert. Das Geschäft läuft.
Non-Food schlägt Kaffee
Der zweite Grund, warum Mayer die Presse um sich versammelte: das bevorstehende Weihnachtsgeschäft. Alle Jahre wieder bringt Tchibo neue preiswerte Produkte auf den Markt – die Musikbox, die an das „UE Boom“-Modell aus dem Hause Logitech erinnert; der Flachmann mit braunem Kunstlederbesatz; Modeschmuck aus Messing mit Swarovski-Kristallen.
„Von Jänner bis September halten sich das Kaffee- und Non-Food-Geschäft die Waage – das Verhältnis ist 50:50. Von 1. Oktober bis Mitte Jänner ändert sich das: Das Non-Food-Geschäft gewinnt aufgrund der Geschenke-Zeit die Oberhand, das geht bis 80, 85 Prozent hinauf – im Verhältnis zu Kaffee.“ Besonders stark seien die Segmente Sportbekleidung- und Unterwäsche: „In Österreich trägt jede zweite Dame einen BH von Tchibo. Davon können wir ausgehen.“
Preise steigen
Dennoch: Bekannt ist Tchibo für seinen Kaffee. Und den Umstand, dass die Preise für Kaffee zuletzt weltweit gestiegen sind, kann auch ein Mayer nicht weglächeln. Nachdem die Preise für Rohkaffee im Vorjahr anstiegen, gehen sie seit Jahresanfang 2017 zwar wieder nach unten. „Die Abwärtstendenzen sind derzeit aber nicht so nachhaltig, dass man die Preise senken könnte“, so Mayer.
Anfang des Jahres kündigte der Kaffeeröster Preiserhöhungen um 30 bis 50 Cent für die Halb-Kilo-Packung an. „Kaffee ist ein Naturprodukt. Und der Klimaschutz, die Erwärmung der Erde, das führt dazu, dass sich die Anbaugebiete neu gestalten“, sagt Mayer. Zwar sei diese Entwicklung bis dato kein Thema. Doch die Ernteausfälle im zweitgrößten Rohkaffeeanbauland Vietnam sind wohl auch auf einen großen Faktor zurückzuführen: das Wetter. „Wir haben aber festgestellt, dass die Ernten für Arabica und Robusta sehr gefragt sind – auch in Asien. Dort hat Kaffee eine immer größere Bedeutung. Kaffee ist ein Signal für ein bestimmtes Lebensgefühl und eine bestimmte Entwicklung. Die Aussage ‚Kaffee ist das zweitwichtigste Handelsgut nach Erdöl‘ ist vielleicht gar nicht so falsch“, so Mayer, der in dieser Sache auch in seiner Funktion als Präsident des heimischenKaffeeverbands spricht.
Nachhaltig trotz Kapseltrend?
In den vergangenen 50 Jahren haben sich die Anbauflächen für Kaffee weltweit verdreifacht. Doch das Angebot wächst langsamer als die Nachfrage: Waren es 2012/2013 noch rund 8,8 Millionen Tonnen, waren es im Erntejahr 2015/2016 rund 9,3 Millionen Tonnen. Das ist ein neuer Rekord und entspricht einem Zuwachs von 1,9 Prozent in den letzten drei Jahren. Doch qualitativ guter Kaffee wächst in Höhenlagen in Äquatornähe, die nicht beliebig vermehrbar sind; die Anbauflächen werden knapp, die Bodenpreise steigen.
Dass das Thema Nachhaltigkeit deshalb nicht vernachlässigt werden darf, weiß Mayer. Er ist überzeugt davon, dass Konsumenten in Österreich mittlerweile viel mehr Wert auf das Thema legen – trotz der steigenden Beliebtheit von Kaffeekapseln. Das Segment Einzelportionen (also Kapseln und Pads) macht mengenmäßig mittlerweile 15 Prozent am österreichischen Kaffeemarkt aus, traditioneller Röstkaffee 58 Prozent, Espresso und Crema 27 Prozent.
„Dem Trend zum individuellen Kaffeegenuss kommen wir mit Cafissimo und dem neuen Premium-Kaffeesystem Qbo entgegen“, so Unternehmer Mayer. Widersprechen tun sich die Themen „Kaffeekapseln“ und Nachhaltigkeit seiner Meinung nach nicht. Die Kapseln sind bei Tchibo nicht aus Aluminium, die Cafissimo-Kapseln sind zu 100% recycelbar. Außerdem wird es bald die Möglichkeit geben, die Kapseln gesammelt
in den Filialen von Tchibo abzugeben.