WIEN. Im Juni will die EU-Kommission einen Vorschlag für eine signifikante Lockerung des Rechtsrahmens für Pflanzen aus den Verfahren der sogenannten Neuen Gentechnik vorlegen – naturgemäß läuten bei der Arge Gentechnik-frei die Alarmglocken: „Wenn wir die Zukunftsmärkte der Lebensmittelproduktion schützen und die Erwartung der Konsumentinnen und Konsumenten erfüllen wollen, führt an einer klaren Regelung der sogenannten ,Neue Gentechnik' kein Weg vorbei”, warnt Florian Faber, Geschäftsführer der Arge Gentechnik-frei.
Qualität steht zur Disposition
Eine „leichtfertige Deregulierung” des Zulassungsverfahrens für gentechnisch veränderte Pflanzen, wie dies „nach bisherigen Erkenntnissen von der EU-Kommission forciert wird”, würde laut Faber zwei der wichtigsten Qualitätssegmente des heimischen Lebensmittelmarktes treffen: Bio-Produkte und Produkte mit „Ohne Gentechnik hergestellt”-Siegel; beide Segmente bringen es auf je zwei Mrd. € Umsatz.
Faber, der der Arge Gentechnik-frei seit 1997 vorsteht und diese einst mitbegründete, führt aus: „Die Gentechnik-freie und die biologische Produktion zählen für Konsumentinnen und Konsumenten seit vielen Jahren zu den wichtigsten Qualitätsstandards in Österreich. Die Rückverfolgbarkeit sowie die klare Kennzeichnung am Produkt sind unumgänglich, um die gebotene Transparenz für diesen Wirtschaftsbereich abzusichern.” Es brauche daher „klare Grenzen und Kontrollmechanismen, auch für die Neue Gentechnik”.
Ministerielle Unterstützung
„Vorbildlich” sei indes der Vorstoß der Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Johannes Rauch, die in einem Schreiben an EU-Kommissarin Stella Kyriakides neuerlich „eine klare Regelung mit umfassender Risikobewertung” einforderten sowie dass „vor jeglicher Aufweichung des EU-Rechtsrahmens sorgfältig die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit überprüft werden” müssten. Die Arge Gentechnik-frei begrüße das „ausdrücklich”, betont Faber, und ergänzt: „Eine umfassende wissenschaftliche Analyse sollte jedenfalls auch die ökonomischen Auswirkungen untersuchen. Denn die im Raum stehenden Änderungen könnten gravierende Auswirkungen auf die Gentechnik-freie und biologische Lebensmittelproduktion haben. Wir wollen und müssen die Transparenz am Teller für die Konsumentinnen und Konsumenten auch künftig gewährleisten, dafür braucht es einen klaren Rechtsrahmen.”
Wichtig sei nun, auch andere Mitgliedsstaaten von den Inhalten der Initiative zu überzeugen – um den befürchteten „Blankoscheck für Pflanzen der Neuen Gentechnik” zu verhindern. (red)