RETAIL
© APA/Georg Hochmuth

Digitaltrödel Längst gibt es Flohmärkte auch im Internet – in Form von Online-Plattformen wie Kleiderkreisel, willhaben.at oder Shpock. Im Bild: Der samstägliche Flohmarkt am Wiener Naschmarkt.

Redaktion 08.06.2018

Konsumverhalten am virtuellen Flohmarkt

Jeder fünfte Internetnutzer verkauft bzw. verschenkt zumindest halbjährlich gebrauchte Gegenstände im Netz. Analyse einer spannenden Zielgruppe.

 Der Trend zu Secondhand ist nicht mehr aufzuhalten. Befördert durch die allgegenwärtigen Shoppingplattformen und die in gewissen Zielgruppen erwachte Zuneigung zur Sharing Economy, ist Übertragenes in vielen Fällen keine schlichte Gebrauchtware mehr, sondern ein gefragtes Vintage-Produkt.  Allerdings brauchte gut Ding Weile und Secondhand-Artikel bzw. deren neue Verkaufsplattformen im Netz erreichten erst 1995 den Digitalkonsumenten – mit dem weltweit größten Online-Marktplatz eBay Inc. Im Laufe der Jahre erweiterte eBay das Angebot allerdings von einem Consumer-to-Consumer-Marktplatz mit flohmarktähnlichem Charakter zu einer Business-to-Consumer-Plattform. Das heißt, es wird auch Neuware von kommerziellen Händlern angeboten.

Auch auf Amazon gibt es längst auch gebrauchte Artikel. Viele Anbieter haben sich auf  Secondhand-Verkaufsplattformen indes auf gewisse Warengruppen spezialisiert, seien es Autos, Kleider oder Elektrogeräte. Der Konsument ist auf vielen dieser Marktplätze nicht nur Käufer, sondern auch Verkäufer seiner bisher genutzten Artikel und Produkte.

Die Imagewerte passen
Die Fakten zu diesem Thema hat jetzt das Linzer Marktforschungsinstitut Imas International in ihrem am heutigen Freitag veröffentlichten Report erhoben: Bereits ein Drittel der Internetnutzer in Österreich kauft zumindest halbjährlich Produkte auf Onlineplattformen, rund jeder fünfte Internetnutzer verkauft bzw. verschenkt in dieser Zeitspanne auch gebrauchte Gegenstände im Internet.
Die Mehrheit der Bevölkerung verwendet diese neuen, digitalen Angebote derzeit noch nicht. Deren Image jedoch ist äußerst positiv; kaum jemand steht den neuartigen Distributions- und Kaufmöglichkeiten negativ gegenüber. Jene, die Online-Plattformen auch in gewisser Regelmäßigkeit nutzen, sind von diesem Angebot am überzeugtesten: 88% geben an, davon einen „sehr“ bzw. „eher positiven“ Eindruck zu haben.

Kritiker fürchten Betrüger
Auch ein Alters- und Bildungsgefälle ist – wie oft bei digitalen Zugangsoptionen – zu erkennen: Personen unter 60 Jahren und solche mit höherer Bildung stehen diesen Angeboten positiver gegenüber. Eindruck machen vor allem Argumente wie günstige Preise, die ökologisch sinnvolle Wiederverwendung und die große Auswahl – aber etwa auch die Möglichkeit, eigene Fehlkäufe wieder loszuwerden.
Kritiker äußern am ehesten die Angst vor Betrug und Abzocke, die Abneigung gebrauchten  Sachen gegenüber und eine allgemeine negative Einstellung  diesen Plattformen gegenüber.
Unter den „häufigen Internetnutzern“ stehen im Ranking der  Kaufwahrscheinlichkeit Autos, Sportgeräte, Regale, Gartenmöbel, Werkzeug und Spielsachen ganz oben, während sich Schuhe, Kosmetikprodukte oder Mäntel weit abgeschlagen am Ende der Hitliste finden. Im Durchschnitt geht es pro Einkauf um einen Warenwert von rund 61 €, wobei der Wert der zuletzt erworbenen gebrauchten Gegenstände bei zwei Fünftel der Online-Käufer maximal 50 € erreichte. Mehr als 70€ pro Einkauf geben nur 25% der Befragten aus.

Stationär: weniger, aber teurer
Die Konsequenz aus diesem Secondhand-Konsumverhalten ist, dass 27% der Befragten angeben, weniger Produkte in den Geschäften vor Ort zu kaufen. 14% kaufen nach eigenen Angaben „mehr“ in den Geschäften vor Ort, wobei diese 14% auch angeben, wegen der Weiterverkaufsmöglichkeit eines neuen Produkts tendenziell eher mehr dafür auszugeben. 57% bekunden, ihr Kaufverhalten in den Geschäften vor Ort habe sich „nicht geändert“.
Rund jeder zweite Österreicher meint in der aktuellen Umfrage übrigens auch, dass diese digitalen Marktplätze in Zukunft noch an Bedeutung zunehmen
werden. (sb) www.imas.at  

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