WIEN. Noch unterliegen Lebensmittel, die mit Methoden der Neuen Gentechnik, wie zum Beispiel der sogenannten Genschere CRISPR/Cas, produziert wurden, den strengen Regeln des EU-Gentechnikrechts für Landwirtschaft und Lebensmittel. Die Initiative ”Pickerl drauf!” der Umweltschutzorganisation Global 2000 stärkt der österreichischen Bundesregierung den Rücken dabei, sich bei der EU-Kommission für die strenge Regulierung und Kennzeichnungspflicht von Neuer Gentechnik in Lebensmitteln einzusetzen. Seit dem Gentechnikvolksbegehren vor 25 Jahren ist Österreich Vorreiter bei der gentechnikfreien Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. In keinem anderen EU-Mitgliedsland ist der Anteil an gentechnikfreien Lebensmitteln und Bioprodukten so hoch wie in Österreich. Für 83,1% der österreichischen Konsumenten ist Gentechnik-Freiheit ein wichtiger bzw. sehr wichtiger Aspekt beim Einkauf, so eine jüngste Marktstudie.
Die EU-Kommission hat einen Prozess in Richtung Deregulierung für einige oder alle Verfahren der Neuen Gentechnik eingeleitet. Anlässlich der Gentechnikfreien Wochen im Lebensmitteleinzelhandel bringen nun führende Vertreter des österreichischen Einzelhandels ihre große Besorgnis zum Ausdruck: Eine Deregulierung des EU-Gentechnikrechts würde für den Lebensmittelhandel das inakzeptable Risiko bedeuten, ungeprüfte und nicht gekennzeichnete Lebensmittel aus Neuer Gentechnik ungewollt und unwissentlich an Kunden zu verkaufen.
Markus Kaser, Vorstand Spar Österreich: „Die vorbildliche Landwirtschaft in Österreich produziert seit Generationen hochwertige Lebensmittel ohne Gentechnik. Das ist ein Qualitätsmerkmal heimischer Lebensmittel, um das wir weltweit beneidet werden. Deshalb brauchen wir auch weiterhin keine gentechnisch veränderten Lebensmittel, weder in der bisherigen noch in einer neuen Form. Jeglicher Einsatz dieser neuen Methoden in Landwirtschaft oder Lebensmittelproduktion muss denselben Maßnahmen für Vorsorge und Transparenz unterzogen werden, wie die bisherigen Methoden der Gentechnik. Eine Deregulierung der Gentechnikgesetzgebung wäre definitiv der falsche Weg. Die österreichische und die europäische Politik muss die regulatorischen Weichen so stellen, dass die hohen österreichischen Lebensmittelstandards geschützt werden. Also: Vorsorgeprinzip, Rückverfolgbarkeit, Kennzeichnung und Entwicklung von Nachweismethoden. Als Gründungsmitglied der ARGE Gentechnik-frei setzt sich Spar genau dafür ein.“
Marcel Haraszti, Vorstand Rewe Group: “Es ist uns wichtig, dass die Kunden eine bewusste Kaufentscheidung treffen können. Daher setzen wir uns für eine Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Produkten ein. Auch wenn wir offen für neue Technologien sind, so braucht es eine Regulierung und Risikoabschätzung.”
Horst Leitner, CEO Hofer: “Sowohl unseren Kundinnen und Kunden als auch uns als Unternehmen ist das Thema Gentechnikfreiheit ein großes Anliegen. Daher ist es uns besonders wichtig, gentechnikfrei hergestellte Produkte mit dem entsprechenden Logo zu kennzeichnen. Wir haben bereits im Jahr 2021 die European Retailer Resolution unterzeichnet und uns darin klar gegen die Deregulierung der Neuen Gentechnik ausgesprochen und unterstützen auch die aktuelle Initiative von Global 2000.”
Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung Lidl Österreich: „Wir engagieren uns schon seit 2010 in der ARGE Gentechnik-frei, weil gerade für die österreichische Lebensmittelproduktion eine transparente Deklaration wertvoll ist. Mit ihrem Einkauf sollen die Kunden mitentscheiden können, in welche Richtung sich die landwirtschaftliche Produktion entwickelt und auch wissen können, was sie essen. Deshalb stehen wir hinter der Forderung nach einer belastbaren Kennzeichnung von Gentechnik.“
“Wahlfreiheit, Sicherheit und Transparenz bei Lebensmitteln ist für die Konsumenten wichtig – darin sind sich die Lebensmittelhändler einig”, zeigt sich Brigitte Reisenberger, Gentechniksprecherin von Global 2000, erfreut. “Daher muss auch in Zukunft gewährleistet sein, dass der Einsatz von Neuer Gentechnik im Essen gekennzeichnet wird.” (OTS)