WIEN. Im groß angelegten Test befanden sich 20 Kinder-, Damen- und Herrenlederschuhe von sieben österreichischen Firmen (Hartjes, Leder und Schuh, Legero, Lorenz, Paul Green, Richter und Waldviertler – die größten heimischen Hersteller, bzw. Händler, die ihren Sitz in Österreich haben); sie wurden auf Rückstände des hochgiftigen Chrom VI untersucht. In einem der getesteten Damenschuhpaare wurde eine Überschreitung des gesetzlichen Grenzwerts festgestellt. In vier weiteren Schuhen konnten zwar Spuren von Chrom VI nachgewiesen werden, diese lagen jedoch im erlaubten Rahmen.
Chrom VI: hochgiftig, allergen, mutagen und krebserregend
Rund 90% des in Schuhen verarbeiteten Leders sind chromgegerbt. Bei der Ledergerbung kann ungewollt Chrom VI entstehen. Chrom VI ist ein hochgiftiger, allergen und mutagen wirkender, krebserregender Stoff, der bei Berührung mit der Haut allergische Kontaktdermatitis hervorrufen kann. „Ist man einmal allergisch auf Chrom VI, kann man sich nur durch ein vollständiges Vermeiden von Kontakt mit Produkten schützen, die Chrom VI enthalten“, erklärt Lisa Kernegger von Global 2000. Seit Mai 2015 gilt europaweit ein Verkehrsverbot von Ledererzeugnissen mit mehr als 3 mg/kg Chrom VI. Um die Durchsetzungskraft der Regelung zu überprüfen, wurden stichprobenartig Lederschuhe in ganz Österreich gekauft, in das akkreditierte Testlabor des österreichischen Umweltbundesamtes geschickt und dort getestet.
Testergebnisse: gute und schlechte Nachrichten
Lediglich in einem der getesteten Schuhpaare wurde der Grenzwert von 3mg/kg überschritten; dabei handelt es sich um einen Damenschuh der Marke „Thing!“, bei dem 9,5 mg/kg Chrom VI im Obermaterial gemessen wurden. Dieser Schuh darf deshalb nicht mehr verkauft werden. Das Unternehmen hat bereits reagiert und ruft die noch im Handel befindliche Menge zurück. In vier weiteren Schuhen anderer Marken konnten Spuren von Chrom VI nachgewiesen werden, diese lagen jedoch unter dem Grenzwert.
Doch auch der Grenzwert ist kein Allheilmittel für die oft problematische Chromgerbung, meint Lisa Kernegger: „Werden alte Lederschuhe, die trivalentes Chrom enthalten, verbrannt, entsteht das giftige hexavalente Chrom – und das auch bei Schuhen, die den Grenzwert einhalten.“
Mehr Sicherheit für Arbeiter erforderlich
„Es ist auch zwingend erforderlich, dass die Unternehmen auch Standards für Gesundheit und Sicherheit aller Arbeiterinnen und Arbeiter gewährleisten, die ihre Schuhe herstellen“, fordert Elisabeth Schinzel von der Clean Clothes-Kampagne. Ein bereits im Juni veröffentlichter Bericht über die soziale Verantwortung von Schuhunternehmen machte deutlich, dass sich Firmen oft zu wenig Gedanken über die Menschen machen, die ihre Schuhe fertigen. Mangelnde Transparenz und Information hinsichtlich der Einhaltung von Gesundheits- und Sicherheitsstandards sowie fairer Arbeitsbedingungen macht es für Konsumenten zudem schwierig, sich für einen nachhaltig produzierten Schuh zu entscheiden. (red)
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