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© AFP/John MacDougall

SchwergewichtDass Einkaufsallianzen konkrete Durchschlagskraft haben können, führte der Streit zwischen Nestlé und Agecore – begleitet von massiven Auslistungen – deutlich vor Augen.

Redaktion 01.06.2018

Mega-Allianzen auf dem Prüfstand

Bis dato wirkten große Einkaufsallianzen auf Papier mächtiger als in der Praxis. Das hat sich geändert.

DÜSSELDORF/WIEN. Die großen deutschen Handelsketten sind international gut vernetzt: Edeka und Rewe bauen schon lange auf Einkaufsallianzen – künftig ebenso die Elektronikketten MediaMarkt und Saturn. Die haben sich mit ihrem französischen Gegenstück Fnac Darty verbündet. Bündnisse dieser Art sollen die Position im Preispoker mit den Herstellern stärken. Der Gewinner ist nach Einschätzung von Experten oft der Kunde.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka hat sich mit der französischen Kette Intermarche, der Coop Schweiz, Conad aus Italien, dem spanischen Unternehmen Eroski und dem belgischen Anbieter Colruyt zur Gemeinschaft Agecore zusammengeschlossen. Zusammen steht das für ein possierliches Umsatzvolumen von 140 Mrd. €. Edeka verweist darauf, dass es Ziel von Agecore ist, sich in internationalen Verhandlungen „bestmögliche Konditionen” zu sichern.
Wie durchschlagkräftig diese Allianzen im Detail sind, und inwieweit die Einkaufskonditionen der jeweils Beteiligten gerade im Detail dann trotzdem abweichen – das steht auf einem anderen Blatt. Bis dato klang die Allianz theoretisch oft gewichtiger als sie praktisch zu agieren in der Lage war. Das dürfte sich derzeit jedoch ändern.

Die Größe macht’s

Was bei den Lebensmittelhändlern Usus ist (auch Rewe ist international bestens verbündet), hält in der Elektronikbranche Einzug: MediaMarkt, Saturn und Fnac Darty lautet das vielversprechende Konstrukt. Kartellrechtlich ist dieses trotz des Aufhängers „Mega-Einkaufsallianz” unproblematisch. Penibel wird nämlich darauf geachtet, dass sich die Mitglieder im Endkundenmarkt nicht als Wettbewerber gegenüberstehen.

Markenartikler unter Druck

Dass für Markenhersteller Händler-Allianzen unangenehm werden können, zeigte zuletzt das Beispiel Nestlé. Der Streit zwischen Agecore und dem größten Nahrungsmittelproduzenten der Welt vermochte zu verblüffen: Um ihre Forderungen nach besseren Konditionen durchzusetzen, nahmen Edeka, Intermarche und Co. in einer koordinierten Aktion zeitweise rund 200 Nestlé-Produkte aus den Regalen. Das tat selbst dem Schweizer Giganten weh. Erst nach Monaten legten beide Seiten den Konflikt bei.

Welche Zugeständnisse dafür notwendig waren, darüber schwiegen sie sich am Ende aus. Von einer „ausgeglichene Vereinbarung” sprach im Kontext Nestlé. Für die Verschwiegenheit gibt es einleuchtende Gründe: Die Konkurrenz beobachtet naturgemäß mit Argusaugen, was vor sich geht. Im konkreten Fall will nun das Einkaufsbündnis von Rewe und E.Leclerc – Eurelec – nachziehen. Das ist derzeit das offene Geheimnis in der Branche. (red)

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