ZÜRICH. Angesichts der beschränkten Wachstumsmöglichkeiten mit der Schweizer Handelskette Migros will die Eigenindustrie des "orangen Riesen" ihren Steigflug im Ausland fortführen. Dabei setzt sie unter anderem auf den US-Onlinegiganten Amazon, für den M-Industrie Produkte herstellt. "Wir wurden im vergangenen Jahr angefragt, ob wir eine eigene Marke für Amazon produzieren können", sagte der scheidende Chef der Migros-Industrie, Walter Huber, am Mittwoch vor den Medien. "Wir sind als Lieferant in mehreren Kategorien ausgewählt worden."
Allerdings dürfe er nicht verraten, was die M-Industrie für Amazon herstelle. Das sei immer so bei Produkten, welche die Kunden unter ihrer eigenen Marke vertreiben würden. Auch den Umfang des Deals konnte er nicht nennen. Man liefere bereits für Amazon in Europa, das strikt getrennt sei von Amazon in Amerika. Das Geschäft solle noch breiter aufgestellt werden. Aber wie bei jedem klassischen Einzelhändler müsse man da die Ausschreibungen gewinnen. "Wir sind auch in Amerika in Kontakt mit Amazon. Da liefern wir gewisse Artikel für Amazon, aber keine Eigenmarken", sagte Huber.
Auch in Asien will Huber Gas geben. In China liefere die Migros-Industrie Produkte in Läden von Carrefour und vom chinesischen Einzelhändler Balian. In Südkorea hat die Migros-Industrie den Kosmetikhersteller Gowoonsesang übernommen und will mit der Marke "Dr. G" expandieren. Durch die Übernahme habe die Migros-Industrie neue Märkte und Technologien erschlossen, sagte Huber. Diese kurbeln das Geschäft an. Die Hauptwachstumsländer im vergangenen Jahr seien in Asien Südkorea, China, Japan und Indien gewesen. In Europa seien Deutschland, Belgien und Spanien die Motoren gewesen.
Insgesamt legte das Auslandsgeschäft der M-Industrie erneut zweistellig zu. Der Umsatz klettere 2018 um knapp 11 Prozent auf 807 Mio. Franken (711 Mio. Euro). Spitzenreiter waren erneut die Sortimente Kosmetik, Kaffeekapseln, Schokolade und Käse.
Im Schweizer Geschäft legte der Umsatz dagegen moderat um 1,5 Prozent auf 5 Mrd. Franken zu. Dies ist vor allem dem Geschäft mit den Großverbrauchern zu verdanken (plus 5 Prozent), während der Umsatz mit der Migros-Gruppe lediglich um 0,8 Prozent auf 4,1 Mrd. Franken stieg. Dabei hätten sich die Umsätze mit Denner überproportional entwickelt. Insgesamt sank bei der Migros-Industrie ist der Umsatz im vergangenen Jahr allerdings um 1,3 Prozent auf 5,8 Mrd. Franken. Grund dafür war der Verkauf des Abholmarktes CCA. Ohne den Verkauf wäre der Umsatz der Produktionsbetriebe des "orangen Riesen" um 2,7 Prozent gestiegen.
Einen Gewinneinbruch des Vorjahres hat die Migros-Industrie wieder einigermaßen wettgemacht. "Wir haben unsere Resultat gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt", sagte Huber, ohne Zahlen zu nennen. Das Profitabilitätssteigerungsprogramm zahle sich aus. Im vergangenen Jahr war der Betriebsgewinn (EBIT) der Migros-Industrie von 154 Mio. auf 56 Mio. Franken abgestürzt. Dazu habe auch die Abschreibung für CCA beigetragen. Für das laufende Jahr zeigte sich Huber zuversichtlich. Das zweistellige Wachstum im Ausland dürfte weitergehen. Im Inland dürfte das Geschäft mit der Migros stabil bleiben.
Sorgen bereitet ihm allerdings der Brexit. Man bräuchte einen alternativen Standort, wenn man auf der Insel nicht mehr produzieren kann. "Wir müssen in anderen Werken in Frankreich und der Schweiz Kapazitäten freihalten. Das treibt die Kosten hoch", sagte Huber. Zudem sei in England selber die Verunsicherung der Konsumenten echt spürbar. "Wir haben eine deutliche Verlangsamung des Geschäfts in England."Migros hatte in Österreich ein teures Abenteuer als Miteigentümer des Konsum Österreich erlebt, der Mitte der 90er-Jahre zusammengebrochen ist. (APA/awp/sda)