WIEN/SCHLADMING. Das Thema Laborfleisch rückt auch in Europa immer weiter in den Fokus der Aufmerksamkeit. Weil dessen Herstellung derzeit jedoch noch mit einem unverhältnismäßig hohen Energieaufwand verbunden ist, würde eine Einführung von Laborfleisch in Österreich eine klimaeffiziente Lebensmittelproduktion erschweren, sagt Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben:
„Tagtäglich wird gefordert, die Lebensmittelproduktion nachhaltiger und klimaeffizienter zu gestalten. Da erschließt sich mir die Logik nicht, mit Laborfleisch ein Ersatzprodukt einzuführen, dessen Produktion momentan noch um ein Vielfaches ressourcenintensiver ist als jene von Fleisch. Wir haben in Österreich die Möglichkeit, tierische Produkte verhältnismäßig klimafreundlich herzustellen. Meiner Ansicht nach sollten wir uns also lieber darauf konzentrieren, unsere eigene Landwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit weiter zu optimieren, als uns ein weiteres künstliches, multinationales Produkt in die Regale zu holen, dessen Produktion wir nicht beeinflussen können.“
Die Marktmechanismen, die eine Einführung von Laborfleisch auf seinem jetzigen Entwicklungsstand bewirken könnten, würden sich außerdem negativ auf die Kreislaufwirtschaft auswirken, sagt Royer:
„Man muss sich auch überlegen, was Laborfleisch mit unseren Kreisläufen macht. Wir haben ohnehin schon das Problem, dass die Konsumentinnen und Konsumenten fast nur die Edelteile eines Tieres essen. Zusätzlich werden Teile als Faschiertes verkauft. Wenn wir das Faschierte jetzt durch Faschiertes aus Laborfleisch ersetzen, bewirkt das nicht, wie oft vermutet, dass weniger Tiere gehalten werden, sondern nur, dass wir weniger von einem Tier verwerten können. Und das wäre meiner Meinung nach ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Wenn die Forschung hier weiter ist, kann man die Sinnhaftigkeit einer Einführung von Laborfleisch neu diskutieren, aber momentan sehe ich den Mehrwert für Österreich nicht.“