Wien. Immer mehr Österreicher kaufen ihre Produkte übers Internet ein. Gründe dafür gibt es viele. Hauptsächlich soll es einer neuen Studie zufolge allerdings an den unabhängigen Öffnungszeiten und den gegenüber dem stationären Handel niedrigeren Preisen liegen. Diese Tatsache scheint heimische Händler aber nicht besonders zu beeindrucken, denn ihre Bereitschaft, in naher Zukunft Produkte über das Internet zu vertreiben, ist relativ gering. 47% planen auf lange Sicht keinen eigenen Online-Shop, für 40% könnte es in einigen Jahren Thema werden, während nur 13% in den nächsten 24 Monaten online gehen möchten.
Zu diesen Ergebnissen kam eine neue, repräsentative Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts Marketagent.com und dem eCommerce-Spezialisten Herold, bei der Konsumenten und auch kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) befragt wurden.
Zu viel Aufwand
Doch was spricht aus Händlersicht gegen einen Online-Shop? 53,9% sind der Meinung, dass sich ihre Produkte nicht für einen Online-Vertrieb eignen, 40,9% wollen bewusst nur persönlichen Kunden-Kontakt. Mehr als die Hälfte der Befragten (51,7%) gab an, dass der Aufwand beim Einpflegen von Artikeln sowie die laufende Aktualisierung zu hoch sind. Außerdem sehen 48% die größte Herausforderung darin, Datensicherheit zu gewährleisten und dem starken Preiskampf standzuhalten. Die mangelnde Bereitschaft zu eCommerce sieht Herold-Chef Thomas Friess eher kritisch: „Vergleicht man die Wünsche der Konsumenten mit den Angeboten der heimischen Unternehmen, ist in vielen Punkten eine erhebliche Diskrepanz zu erkennen.” Friess wünscht sich, dass sich die Unternehmen auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten der Konsumenten einstellen und „dafür sorgen, dass ihre Produkte im Netz gefunden werden können”.Nichtsdestotrotz kennen Händler die Wichtigkeit einer Online-Präsenz: 87,8% der Nicht-Online-Händler bieten im Internet zumindest Informationen über ihre Produkte oder Dienstleistungen an. Der stationäre Handel weiß sich aber auch offline gegen die Konkurrenz aus dem World Wide Web zu wehren und setzt entsprechende Maßnahmen. Die häufigste ist der Ausbau bzw. die Verbesserung des Services (41,2%), um eine stärkere Bindung des Kunden an das Unternehmen aufzubauen. Mit verstärkten (Werbe-)Aktivitäten in Sozialen Netzwerken (19%) und auf anderen Kanälen (13,7%) will man ebenfalls auf sich aufmerksam machen; mit günstigeren Preisen versuchen immerhin 7,1% die Kunden ins Geschäft zu locken. Dass 29% gar keine Maßnahmen setzen, sieht Thomas Schwabl (Geschäftsführer von Marketagent.com) als Zeichen, dass sich viele heimische Händler ihrer Sache sehr sicher sind und die Konkurrenz aus dem Web nicht als Bedrohung ansehen.
Online- vs. Offline-Umsatz
Insgesamt kam die Studie zu dem Ergebnis, dass Unternehmen, die einen Online-Shop betreiben, 10% ihres Umsatzes online generieren. Bei 42,7% ist der Online-Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr gestiegen, bei knapp 48% blieb er unverändert, und 9,4% hatten einen leichten bis schweren Umsatzrückgang. Vergleichsweise stiegen die Offline-Umsätze bei 28% dieser Unternehmen und blieben bei mehr als der Hälfte (53,1%) unverändert. 18,7% hatten immerhin leichte bis schwere Umsatzeinbußen im stationären Handel zu beklagen.
Von Konsumentenseite spricht einiges für den Online-Handel: 61,8% der Befragten sehen den größten Vorteil darin, dass auch außerhalb der geschäftlichen Öffnungszeiten eingekauft werden kann, 45% schätzen den bequemen Preisvergleich und die günstigeren Preise gegenüber dem Geschäft. Als größten Nachteil empfinden die Konsumenten, dass man das Produkt nicht sofort vor sich hat (55,3%), sowie die zum Teil hohen Zustellkosten. Diese sollten zwischen zwei und sechs Euro liegen, da sonst die Bereitschaft für eine Bestellung immer mehr sinkt. Bei der Dauer von Lieferzeiten halten österreichische Verbraucher fünf Tage für akzeptabel und würden von einer Bestellung Abstand nehmen, wenn die Lieferdauer 14 Tage übersteigt. Dass sie ihre persönlichen Daten bekannt geben müssen, empfinden knapp 35% als Nachteil beim Online-Shopping, da sie Angst vor Datenmissbrauch haben, erklärt Thomas Schwabl.
Lebensmittel sind tabu
Einige Produkte eignen sich schlichtweg nicht für den Onlinevertrieb – bzw. noch nicht. Dazu gehören vor allem Lebensmittel. 68% gaben an, niemals tiefgekühlte oder ungekühlt haltbare (53%) Lebensmittel online zu ordern. Auch Getränkebestellungen sind für die Hälfte der Befragten tabu, wobei Männer weniger abgeneigt sind als Frauen; Brillen, Kontaktlinsen und Medikamente stehen ebenfalls hoch oben auf der Liste.