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© APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Innerhalb der EU wird das Einwegpfand auf Plastikflaschen bald die dominierende Variante sein: In zehn Staaten gilt ein solches bereits, sechs weitere sollen innerhalb von zwei Jahren folgen.

Redaktion 05.06.2020

PET-Einwegpfand ist wahrscheinlich

Der Runde Tisch zur Plastikflaschen-Sammelquote ­bewegt sich in die für den LEH unrunde Richtung.

WIEN. Die Ausgangspositionen beim Runden Tisch im Klimaministerium am vergangenen Dienstag zum Thema Plastikmüll vermeiden sind klar: Die Politik will das Pfand auf Einweg, die Müllsammler und der Handel wollen das nicht.

Als Vergleich für das Funktionieren des Pfandes wird gern Deutschland herangezogen. Allerdings: Deutschland hatte nie ein über die ARA etabliertes Trenn- und Sammelsystem, wie es in Österreich eigentlich bestens funktioniert. Dennoch sollen in einem nächsten Schritt „konkrete Details eines möglichen Einwegpfandsystems für Österreich” entwickelt werden – jedenfalls, wenn es nach Umweltministerin Leonore Gewess­ler (Grüne) geht.
Österreich muss bei der Vermeidung von Plastikmüll eine EU-Vorgabe erfüllen. Diese EU-Richtlinie zu Single-Use-Plastic sieht vor, dass Getränkeflaschen aus Kunststoff, von denen in Österreich aktuell 1,6 Mrd. jährlich in Verkehr gesetzt werden, bis zum Jahr 2025 zu zumindest 77 und bis 2029 zumindest 90% getrennt gesammelt und auch recycelt werden müssen.

Akzeptabler Ist-Stand

Aktuell beträgt die Sammelquote in Österreich noch 70% – was grundsätzlich nicht schlecht ist und laut ARA und auch in der überwiegenden Sicht der Händler (die ansonsten einen gewaltigen Investitionsaufwand hätten) mit einem Feinschliff des bestehenden Systems definitiv ausbaufähig wäre.

Politisch hält man indes am Ergebnis einer Studie vom Jahresbeginn fest. Diese legt nahe, dass ein Pfandsystem die Lücke zwischen 70 und vorerst 77% am effizientesten schließen würde. Die Studie empfiehlt einen Pfand von 0,30 € einheitlich für alle Getränkearten und Gebindegrößen. Auch könnte über das Pfand letztlich die 90%-Quote für 2029 sogar übererfüllt werden können.
Beim Runden Tisch sollten über 40 Vertreter von NGOs, des Handels, Recyclingfirmen oder Experten für Kreislaufwirtschaft ihre Standpunkte darlegen. „Für alle Beteiligten am Runden Tisch war es wichtig, rasch Klarheit zu haben. Das ist auch mein Interesse”, führt Gewessler aus. Und: „Wir müssen das Problem des ständig steigenden Plastikmülls in unserer Natur lösen und sicherstellen, dass wir die EU-rechtlich verbindlichen Sammelziele für Kunststoffgetränkeflaschen erreichen.”

Weitere Gespräche geplant

Neben der Ausarbeitung der Details des Einwegpfandsystems soll der Stakeholder-Dialog zu Plastik-Verpackungen wieder aufgenommen werden, „um Kreislaufwirtschaft als Ganzes zu betrachten. Im Juni wird es weitere Gespräche geben. Wir wollen schnell alle Entscheidungsgrundlagen vorliegen haben”, so Gewessler weiter. (nov)

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