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Sylvia Hofinger

Redaktion 12.06.2019

Plastiksackerlverbot: Symbolische Scheinlösung statt nachhaltiger Umweltpolitik

Eine umfassende Kreislaufwirtschaftsstrategie mit Recycling und Mehrweg wäre zielführender.

WIEN. Noch vor wenigen Tagen waren sich die Parteien im österreichischen Parlament einig, keine populistischen Gesetzesvorhaben vor der nächsten Nationalratswahl einzubringen. Mit dem heutigen Initiativantrag zum sogenannten „Plastiksackerlverbot“ wurde dieses hehre Ziel nun über Bord geworfen und der Wahlkampf endgültig eingeläutet. Diese Gesetzesvorlage greift nach Ansicht der österreichischen Kunststoffindustrie viel zu kurz und bietet keine nachhaltigen Lösungen für das eigentliche Problem an.

„Mit einem vorschnellen Verbot von Plastiksackerln ist für die Umwelt nichts gewonnen. Denn diese haben einen geringeren Klimafußabdruck als Einwegtragtaschen mit alternativen Materialien. Zudem ist Österreich mit einer vom Nachhaltigkeitsministerium bestätigten 100%igen Verwertungsquote von Kunststoffabfällen bereits Musterschüler in Europa“, kommentiert Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs, den heutigen Initiativantrag.

Kunststoffe sind aus ökologischer Sicht schwer zu ersetzen
Zahlreiche Studien zeigen zudem, dass Kunststoff anderen Materialen bei der Produktion von Tragtaschen weit überlegen ist. Sowohl was die Eigenschaften wie Reißfestigkeit betrifft, als auch den geringeren Ressourcenverbrauch bei der Herstellung. „Auf das „Plastiksackerl“ zu verzichten, dient maximal der Gewissensberuhigung, der Umwelt schadet es mehr als es nützt“, so Hofinger kritisch. 

Recycling und Mehrwegalternativen zielführender 
Selbstverständlich ist sich die Kunststoffindustrie der Problematik von Plastik in der Umwelt bewusst und trägt seit Jahren mit einem Paket an Maßnahmen und Initiativen dazu bei, die Umweltauswirkungen von Kunststoff zu minimieren. Dazu braucht es einen ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit von Kunststoffen, mit dem die Ziele der Kreislaufwirtschaft umgesetzt werden können. Dazu müssen neue Recyclingtechnologien, Forschungsschwerpunkte, Sammlungs- und Sortierungsstrukturen gemeinsam von allen Stakeholdern mitgedacht und umgesetzt werden. „Recycling und Mehrweg im Sinne einer umfassenden Kreislaufwirtschaftsstrategie mögen zwar aufwändiger in der Umsetzung sein, sie sind aber auf jeden Fall zielführender als Symbolpolitik“, ist Sylvia Hofinger überzeugt. 

Mit 10-Punkte-Paket zum Vorreiter für Kunststoffrecycling
Um ökologisch sinnvolle Antworten auf die drängenden Fragen der Müllvermeidung zu entwickeln, hat die Kunststoffindustrie ein umfassendes 10-Punkte-Maßnahmenpaket ausgearbeitet. Dieses beinhaltet sämtliche Aspekte für einen nachhaltigen Umgang mit dem „Wertstoff“ Kunststoff. Damit kann es gelingen, Ressourcen zu schonen und Österreich zum internationalen Vorreiter im Bereich der Kreislaufwirtschaft zu machen. "Der Fokus muss zuallererst auf der Förderung von Recycling-Kreisläufen liegen. Wir müssen die Rezyklierbarkeit des Werkstoffes ausnützen und ihn so oft wie möglich im Kreislauf führen", so Sylvia Hofinger.

Bis zu 95%ige Recyclingraten möglich
Bei einer erfolgreichen Umsetzung des 10-Punkte-Maßnahmenpakets der Kunststoffindustrie können beträchtliche Ressourcen eingespart und Abfall vermieden werden. Es können damit bis 2025 über 95% der PET-Flaschen recycelt werden, bei anderen Kunststoffarten sollen bis 2040 ebenfalls über 95%ige Recyclingraten realisiert werden. Ob diese ökologisch ambitionierten Ziele umgesetzt werden können, liegt in der Verantwortung der künftigen Bundesregierung. Sie wird entscheiden müssen, ob sie auf populistische Gesetzesvorhaben setzt, oder mit allen beteiligten Gruppen aus Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam eine tragfähige Lösung erarbeiten möchte. Denn, Voraussetzung für eine gute Lösung ist ein Schulterschluss aller Stakeholder von Unternehmen, Politik, Verwaltung, Forschung, Gemeinden, Bürgern und NGOs. (red)

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