••• Von Paul Hafner
Seit dem vorigen Sommer firmiert Österreichs größtes Einkaufszentrum, die Shopping City Süd in Vösendorf – wie auch die Nummer 2, das Donau Zentrum in Wien – als „Westfield Destination”. medianet hat bei Centermanager Zsolt Juhasz erfragt, was sich dadurch für die SCS, ihre Mieter und die Konsumenten geändert hat.
medianet: Die Shopping City Süd wurde 1976 eröffnet. In der Zwischenzeit hat sich die Zahl an Einkaufszentren in Österreich erheblich vergrößert – doch die SCS ist immer noch das größte und meistfrequentierte des Landes. Was hebt sie von anderen Shopping Centern ab?
Zsolt Juhasz: Die SCS ist allein aufgrund ihrer Geschichte ein Einkaufszentrum, das fast jede Österreicherin und jeder Österreicher kennt. Unsere rund 24,5 Millionen Besucherinnen und Besucher pro Jahr kommen aus ganz Österreich und auch aus den angrenzenden Nachbarstaaten. Natürlich haben wir uns seit der Eröffnung Mitte der 1970er-Jahre stetig weiterentwickelt, sind gewachsen und haben neue Marken und Konzepte nach Österreich gebracht. Die Größe unseres Centers ist eines der zentralen Alleinstellungsmerkmale. Aktuell haben wir rund 330 Shops aus allen relevanten Branchen und bieten unseren Besuchern somit eine Einkaufsvielfalt, die man nirgendwo anders findet. Der letzte große Meilenstein war im Vorjahr das Rebranding zum Westfield Center, eine Auszeichnung, die nur den attraktivsten Einkaufszentren der Gruppe zuteil wird.
medianet: Was war der konkrete Anlass für das Rebranding?
Juhasz: Lassen Sie mich die Historie dahinter kurz erklären: Im Jahr 2018 hat unser Eigentümer, das global tätige Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco, die Westfield-Gruppe übernommen, seitdem heißt die Gruppe Unibail-Rodamco-Westfield; die Marke Westfield stand schon damals vor allem in den USA und in Großbritannien für Premium-Einkaufszentren an Top-Standorten. Westfield Center gibt es beispielsweise in allen wichtigen Metropolen wie New York, London und Los Angeles. Im Vorjahr wurden dann schließlich einige ausgewählte Top-Einkaufszentren – beispielsweise in Paris oder Barcelona und eben auch wir als SCS – Teil des renommierten Westfield-Netzwerks von Flagship Shopping Centern in Europa und den USA, die zusammen über eine Milliarde Kundinnen und Kunden pro Jahr erreichen.
medianet: Inwiefern profitieren die Mieter in den Einkaufszentren – Händler, Gastronomen und Co. – von dem Rebranding?
Juhasz: Die Marke Westfield ist ein Versprechen an unsere Shoppartner, unsere Besucher und unsere Community und steht für stetige Weiterentwicklung und Innovation. Wir werden durch die Marke Westfield noch interessanter für internationale und nationale Marken sowie für große Kooperationspartner aus den Bereichen Entertainment und Lifestyle. Beispielsweise hatten wir im Vorjahr, anlässlich des Rebrandings, einen exklusiven Event mit Pop-Superstar Lady Gaga. Darüber hinaus profitieren unsere Shoppartner von unserem stetig wachsenden Serviceangebot und den innovativen Marketing- und Kommunikationsaktivitäten.
medianet: … und die Besucher von mehr Shopvielfalt dank neuer Markteintritte.
Juhasz: Genau. Durch die globale Strahlkraft der Marke Westfield gelingt es uns, neue aufstrebende, internationale Marken und Konzepte sowie auch etablierte österreichische Einzelhändler für unsere Center zu begeistern – ein enormer Wettbewerbsvorteil für uns, der den Konsumentinnen und Konsumenten mehr Angebotsvielfalt, exklusive Events und besten Service bringen.
medianet: An welchen Neueröffnungen lässt sich die von Ihnen angesprochene Strahlkraft der Marke Westfield exemplarisch festmachen?
Juhasz: Allein heuer und im Vorjahr haben Marken wie Maisons du Monde, Dyson und die italienische Delikatessenmarke Bauli – allesamt österreichische Markteintritte – sowie Mister Spex, Läderach, Rituals, Morawa, Butlers neu eröffnet, dazu kommen die Flagship-Openings von Kult und Thalia. Unseren kleinsten Besuchern bieten wir mit ‚Farbie Wunderwald' seit dem Vorjahr ein 900 Quadratmeter großes Indoor-Kinderspieleparadies. Und die Neueröffnungen gehen weiter:Anfang September hat KFC bei uns im Center eröffnet, und wir freuen uns, seit 1. Oktober mit ‚Zero Latency' ein hochinnovatives Virtual Reality-Gaming-Spektakel im Center zu haben. Kurz davor ist außerdem MediaMarkt vom Multiplex direkt ins Herz des Centers, zum Water Plaza, gezogen und bietet nun auf rund 2.800 m² Fläche ein modernes Einkaufserlebnis in Sachen Elektronik und Entertainment. Wir führen laufend Gespräche mit nationalen und internationalen Marken und werden in den nächsten Monaten sicherlich die eine oder andere spannende Neueröffnung präsentieren können.
medianet: Vor diesem Hintergrund erscheint die Frage, wie die SCS durch die Krise gekommen ist, fast obsolet.
Juhasz: Es waren und sind herausfordernde Zeiten für die gesamte Branche, daran besteht kein Zweifel. Die SCS hat sich jedoch als äußerst robust erwiesen und wir sind bislang gut durch die Krise gekommen. Das Center ist im Grunde vollvermietet und erfreut sich anhaltend hoher Beliebtheit – sowohl bei den Kundinnen und Kunden als auch bei den Händlern. Dass wir in den letzten beiden Jahren – trotz Krise – so viele neue Marken und Konzepte bei uns im Center begrüßen durften, macht uns natürlich stolz, keine Frage.
medianet: Vor dem Ausbruch der Pandemie standen die Zeichen der Einkaufszentren lange auf mehr Gastro, mehr Entertainment, nicht unbedingt auf mehr Shops. Stößt der Bedarf an Gastronomievielfalt aufseiten der Kunden nicht langsam an seine Grenzen?
Juhasz: Ein hochwertiges gastronomisches Angebot, gepaart mit einem attraktiven Entertainmentangebot wie beispielsweise einem Kino – oder, wie in unserem Fall, auch der CityWave (2017 lancierte Anlage zum Indoor-Surfing, Anm.) –, ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Einkaufszentren. Wir versuchen hier ganz bewusst laufend für Innovation zu sorgen, um unsere Besucherinnen und Besucher regelmäßig mit neuen Konzepten begeistern zu können. Allein in den letzten Wochen und Monaten haben wir mit KFC, Radatz oder Ramen Makotoya neue Gastrokonzepte eröffnet. Ich denke, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Gut zu essen, hat für die Menschen einen hohen Stellenwert.
medianet: Zum Abschluss ein ganz anderes Thema, das man bei Einkaufszentren nicht unbedingt am Schirm hat: Im Frühling kündigte Niederösterreichs Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger Arbeitsgespräche über Investitionen in die nachhaltige Energiegewinnung bei der SCS an. Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit für die Shopping City Süd?
Juhasz: Wir zählen in Sachen Nachhaltigkeit – insbesondere was die Erzeugung von grünem Strom betrifft – zu den absoluten Vorreitern in Österreich und Europa. Wir haben dazu bereits seit einigen Jahren eine konzernweite Strategie, wo wir unter dem Motto ‚Better Places 2030' zahlreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen definieren und umsetzen. Im Vorjahr haben wir beispielsweise begonnen, eine gigantische Photovoltaikanlage am Dach des Centers zu errichten. Heute ist unsere Photovoltaikanlage die größte Anlage auf dem Dach eines Shoppingcenters in ganz Europa. Mit einer Größe von zwei Fußballfeldern und rund 8.000 Photovoltaik-Paneelen produziert diese aktuell rund drei Gigawattstunden grünen Sonnenstrom pro Jahr. Das entspricht in etwa 900 Vier-Personen Haushalten und wir sparen damit 675 Tonnen CO2 im Jahr. Wir arbeiten aktuell daran, dieses Potenzial noch weiter auszubauen und auch andere vielversprechende Technologien zum Einsatz zu bringen.