ESSEN / WIEN. Zum 100. Geburtstag des 2014 verstorbenen Unternehmers und Aldi-Gründers Karl Albrecht diese Woche nahmen Branchenexperten das Erfolgsmodell unter die Lupe. Conclusio: Es ist Zeit für neue Wege!
„In den letzten Jahren ist deutlich geworden: Das Konzept zieht nicht mehr”, folgert beispielsweise der Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts EHI, Michael Gerling. Als Karl und Theo Albrecht nach dem Zweiten Weltkrieg in Essen das elterliche Lebensmittelgeschäft übernahmen und Aldi (Albrecht Diskont) erfanden, ging es in den Geschäften spartanisch zu: eine geringe Auswahl und schmucklose Präsentation, lauten die Schlagworte dazu. Heute sei der Konsument anspruchsvoll geworden, es geht nicht mehr nur um den Preis allein.
Das weiß auch Aldi – und hat reagiert: „Wir interpretieren den Discount neu, setzen auf ein ansprechenderes Ambiente und eine größere Auswahl. Aber wir machen das behutsam und bleiben unseren Prinzipien treu”, betont Aldi Süd-Sprecher Peter Wübben. Aldi hat in den vergangenen Jahren sein Filialnetz mit Milliardenaufwand modernisiert. Der Diskonter setzt auf größere Geschäfte, schicke Regale, ausgeklügelte Beleuchtung und ein sorgfältig inszeniertes Wohlfühlambiente. In den Märkten gibt es große Frischeabteilungen für Obst und Gemüse und ein üppiges Angebot an frischen Backwaren. Außerdem finden sich immer mehr Markenartikel im Angebot – von Persil bis Red Bull. Das gilt auch und besonders für Hofer in Österreich.
Pro & Contra Hard-Discount
Die neue Strategie hat allerdings auch Kritiker auf den Plan gerufen. Der frühere Aldi-Manager und Diskontexperte Dieter Brandes etwa hält die Aufwertung der Filialen und die kräftige Aufstockung des Warenangebots für einen Irrweg. „Aldi hat sich in den letzten Jahren von Tag zu Tag mehr zum gewöhnlichen Supermarkt entwickelt. Eigentlich fehlt noch die Fleischabteilung in Bedienung”, sagt er und meint das nicht positiv.
Bei Aldi Süd kontert Wübben: „Hard-Discount, wie er vor 30 Jahren üblich war, funktioniert heute nicht mehr. Wir mussten uns weiterentwickeln, sonst hätten wir dem Wettbewerb das Feld überlassen.” (APA/red)