RETAIL
© Brau Union Österreich

Braumeister Andreas Urban, Bierpapst Conrad Seidl, Gabriela Maria Straka, Director Corporate Affairs und CSR der Brau Union Österreich, und Jan-Anton Wünschek von der Wünschek-Dreher’schen Gutsverwaltung Gutenhof.

Redaktion 08.07.2021

Regionale Rohstoffe verbinden Schwechater Brauerei und Dreher-Nachfahren wieder

Mit der diesjährigen Ernte kommt die Braugerste für das Schwechater Wiener Lager von Gutsbetrieben eines Dreher-Nachfahren.

WIEN. Der Erfolg und Fortbestand der Brauerei Schwechat ist seit über 200 Jahren eng mit der Familie Dreher verbunden. Von Beginn an war Anton Dreher die Unabhängigkeit bei der Rohstoffversorgung wichtig. So erwarb er landwirtschaftliche Liegenschaften mit vorzüglichen Hopfenkulturen in Böhmen. Sein Sohn, Anton der Jüngere, setzte dieses Bestreben fort und erstand die im Umkreis der Brauerei befindlichen Gutsbetriebe Katharinenhof und Gutenhof, um auf den Feldern Braugerste anzubauen.

Regionale Kooperation
Diese beiden Gutsbetriebe werden bis heute von Nachfahren bewirtschaftet und durch die Kooperation mit Jan-Anton Wünschek wird ab der Ernte 2021 wieder Braugerste von den Dreher-Feldern verwendet, um die Schwechater Spezialitäten zu brauen. Es handelt sich dabei um die klimatisch robustere und gegenüber Trockenheit weniger empfindliche Wintergerste.

„Die Unabhängigkeit der Rohstoffversorgung war Anton Dreher ein großes Anliegen. Daher ist es mir als Ururur-Enkel eine große Freude, dass die Wintergerste vom Gutenhof und Katharinenhof für die Schwechater Biere verwendet wird. Trotz technischem Fortschritt sind wir um umweltschonende Kultivierung bemüht. Nur beste Qualität für das Schwechater Wiener Lager,“ erklärt Jan-Anton Wünschek von der Wünschek-Dreher’schen Gutsverwaltung Gutenhof.

„Für uns bringt die engere Zusammenarbeit mit den Landwirten mehr Einblick in die landwirtschaftliche Produktion. Wir haben damit unser Ohr direkter am Geschehen. Die Landwirte wissen als Erzeuger, was mit ihren Produkten geschieht, wer diese weiterverarbeitet. Das schafft bei den Landwirten eine positive Einstellung zu unseren Marken und macht diese in ihrem Bekanntenkreis zu Marken-Botschaftern, umso mehr, wenn es um den Namen Dreher geht“, begrüßt Johann Jäger, Raw Material Manager der Brau Union Österreich, die verstärkte Zusammenarbeit mit regionalen Rohstofflieferanten.

Zudem verringert die regionale Versorgung mit Rohstoffen die Transportwege und den CO2-Fußabdruck und trägt so zur Schonung der Umwelt im Sinne des Nachhaltigkeitsbestrebens der Brau Union Österreich bei.

Welterfolg für Schwechater Bier
„So schließt sich der Kreis, nachdem die gemeinsame Erfolgsgeschichte vor über 200 Jahren begann“, erzählt Braumeister Andreas Urban, der sich nicht nur auf das Bierbrauen versteht, sondern sich auch intensiv mit der Geschichte der Brauerei auseinandergesetzt hat.
Die Brauerei wurde bereits 1632 gegründet und ist der wahrscheinlich älteste Großbetrieb im Umland von Wien. Auf jeden Fall ist sie die einzige industrielle Braustätte, die es in dieser Region gibt. Noch im 19. Jahrhundert waren östlich und südlich von Schwechat gleich zwölf Brauereien ansässig.

Warum gerade die „Brauerei Schwechat“ die Jahrhunderte überlebt hat, verdankt sie einigen Zufällen, wie Braumeister Andreas Urban als Mitautor einer aktuellen Geschichte des Unternehmens belegen kann: „Der größte Zufall war sicherlich, dass sie 1796 ein Franz Anton Dreher trotz der großen Konkurrenz in der unmittelbaren Umgebung kaufte. Im hohen Alter von 74 Jahren bekam er von seiner 50 Jahre jüngeren Frau noch einen Sohn, der für den späteren Ruhm seines damals kleinen Betriebes verantwortlich war.“

Diesem Anton Dreher gelang es nach einer Studienreise nach Großbritannien, die hauptsächlich der Betriebsspionage diente, die Erkenntnisse der englischen Brauindustrie zu verwerten und 1841, vor genau 180 Jahren, mit seinem „Lagerbier“ ein neues Bier zu produzieren, das mit dem bisherigen Getränk gleichen Namens nur wenig gemeinsam hatte. Es war so revolutionär und hatte solchen Erfolg, dass er aus der kleinen Brauerei seines Vaters innerhalb von 20 Jahren nicht nur die größte Brauerei der österreichischen Monarchie, sondern von ganz Kontinentaleuropa machte. Das blieb sie auch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Dreher brach mit allen Regeln der bisherigen Braukunst, führte ein neues Mälzungsverfahren ein, verwendete neue technische Geräte, lagerte sein untergäriges Bier vor der Lieferung zu den Wirten monatelang in seinen zahlreichen Kellern und kühlte es in dieser Zeit mit Natureis. Die Konsumenten waren begeistert, weil sie erstmals ein klares, süffiges und kaltes Bier trinken konnten.

Unter Anton Dreher und seinem gleichnamigen Sohn expandierte die Schwechater Brauerei und war auch bald die einzige in der gesamten Region, weil alle Konkurrenten und viele andere Gebäude des Umlandes aufgekauft und für Mälzereien und andere betriebliche Zwecke verwendet wurden. In der Brauerei stand ab 1850 die erste Dampfmaschine, die für Brauzwecke eingesetzt wurde, und es folgten ihr bis zur Jahrhundertwende sechs weitere mit insgesamt 1.200 Pferdestärken. Die Schwechater Brauerei setzte das erste Kühlaggregat der Welt ein, das die oft mühsame Besorgung von Natureis erübrigte. Sie war auch in technischen Fragen ein Industriepionier.

Bierige Geschichte
Die ganze historische Entwicklung der Schwechater Brauerei wurde lebendig nacherzählt und ist in dem im August erscheinenden Buch „Die Geschichte der Brauerei Schwechat – Von den Bierbaronen Dreher und Mautner Markhof in die Gegenwart“ nachzulesen. Diese bierige Lektüre wird auch viele Erinnerungen aus der Erfolgsgeschichte wecken, wie an das „Plopp“ aus der legendären TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ oder die ersten Trikots mit Werbung des Fußballvereins Wiener Austria. Dabei darf natürlich eines nicht fehlen: das Schwechater Original Wiener Lager, das seit 2016 in Anlehnung an Drehers legendäres Lagerbier gebraut wird. (red)

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL