WIEN. Das Thema Tierwohl hat im Laufe der Pandemie beständig an Fahrt aufgenommen – angetrieben vom deutschen Schlachthofskandal, dem hiesigen Trend zur Regionalität und zu österreichischen Lebensmitteln, Aufdeckungen von Missständen von heimischen Betrieben und den damit einhergenden kognitiven Dissonanzen aufseiten der Konsumenten.
Schon länger steht eine verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung für tierische Lebensmittel im Raum – mit dem von Gesundheitsminister Johannes Rauch veranstalteten „Tierwohl-Gipfel” kam nun Bewegung in die Sache: Ende 2022 soll ein „Haltungskompass” geschaffen werden – die Konsumenten sollen damit (als ersten Schritt) die Möglichkeit bekommen, sich bewusst für Fleisch mit höheren Haltungsstandards zu entscheiden.
Hofer, Lidl, Rewe und Spar, die sich bereits im Vorfeld für die Entwicklung eines Tierhaltungskennzeichens ausgesprochen hatten, bekannten sich zum Beschluss – womit angesichts eines gemeinsamen Marktanteils von 95% die Branchenvereinbarung besiegelt ist. AMA Marketing und Handelsverband begrüßten den Schritt, Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann nannte die „verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch nach Haltungsform richtig und notwendig”. Am Beispiel der Kennzeichnung von Eiern sei ersichtlich, „wie eine solche Maßnahme zu einer Win-Win-Win Situation für alle wird – für die Bäuerinnen, die Konsumenten und für die Tiere”. Wesentlich werde sein, „dass das Modell leicht zu unterscheidende Stufen enthält”.
Bauern außen vor?
Kritik an dem Gipfel kam von Josef Moosbrugger, Präsident der LK, und Bauernbund-Präsident Georg Strasser; sie bemängelten, dass keine Vertreter der Bauern zu dem Gipfel eingeladen waren. „An so einen Tisch gehören nicht nur Handels- und Ministeriumsbosse, sondern auch Vertreterinnen und -vertreter aus der Praxis – also jene Menschen, die von der Tierhaltung leben müssen”, kritisierte Moosbrugger.
Auch Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will machte sich für eine stärke Einbeziehung der Landwirtschaft stark – und forderte finanzielle Unterstützungen bei den erforderlichen Umstellungen. (red)