WIEN. Die Covid-19-Pandemie hat den Handel gefordert, insbesondere rund 560.000 Beschäftigte, davon etwa 300.000 im Einzelhandel. Aufgrund der aktuellen Teuerungswelle sind die Handelsbeschäftigten zum einen direkt an der Frontlinie einer großen Krise und zum anderen aufgrund des meist geringen Lohnniveaus auch noch mittendrin. Eine aktuelle Studie von Wifo und IFES im Auftrag der AK Wien legt nahe: Der Druck für die Beschäftigten im Handel steigt, es muss sich etwas ändern.
AK-Präsidentin Renate Anderl: „Rund die Hälfte der Handelsbeschäftigten gilt als systemrelevant. Ohne sie können wir uns alle nicht mit den Dingen des täglichen Bedarfs versorgen. Es reicht nicht aus, für sie zu klatschen.“ Ganz genauso sieht es GPA-Vorsitzende Barbara Teiber, die sich im Kontext auf gestiegene Unterstützung seitens der Handelsangestellten beruft: „Wir haben im Zuge der Kollektivvertragsverhandlungen sehr tolle Erfahrungen gesammelt – noch nie gab es so viele Teilnehmer an Betriebsversammlungen.“ Ebenso würden Warnstreiks auf die Dringlichkeit der Problemsituation verweisen. Das prekäre Fundament birgt zwei Hauptfragen: Wie kann man mit einem Einkommen von durchschnittlich 2.000 € das Auslangen finden? Und: Wie kann man die als schlecht attestierten Arbeitsbedingungen verbessern?
Flexibilität gefordert
„Die Betriebe müssen ihren Beschäftigten mehr Flexibilität beim Ausmaß und bei der Lage der Arbeitszeit einräumen, etwa mit Öffnungszeiten, die Rücksicht auf die Beschäftigten nehmen“, merkt Teiber an. Konkret geht es etwa um Freizeitanordnungen, die Lebensqualität unterfahren.
So sei es bei den Händlern mit langen Öffnungszeiten Usus, dass die Mitarbeiter um 5 oder eine halbe Stunde nach 5 Uhr früh den Arbeitstag beginnen. Am vom Geschäftsgang her ruhigen Vormittag bekommen sie zwei oder drei Stunden Freizeit verpasst, mittags dürfen sie wieder ran, dann wieder Freizeit, dann wieder Arbeit – in Summe lasse sich dieserart ein 12h-Tag im Sinne des Jobs abspulen, der netto indes nur 8 h bezahlte Arbeit birgt. Eine Conclusio, die niemandem gefällt: 20.000 offene Stellen im Handel. (nov)
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