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Rainer Will

Redaktion 21.07.2022

Teuerungswelle als "Herkulesaufgabe"

Inflation erreicht mit +8,7% im Juni neuen Höchststand. Ursächliche Preistreiber Energie & Treibstoffe wirken wirken sich auf Lebensmittelpreise aus.

WIEN. Im Juni ist die Inflationsrate laut Statistik Austria auf +8,7% angestiegen und hat damit das höchste Niveau seit 47 Jahren erreicht. Nahrungsmittel haben sich hierzulande im Juni durchschnittlich um +11,3% verteuert, deutlich mehr als etwa noch im Mai (+9,0%). Wie vom Handelsverband schon vor Wochen prognostiziert, betrifft die aktuelle Teuerungswelle insbesondere Öle (+25,7%), Milch, Käse und Eier (16,1%), Fleisch (+13,2%) und Gemüse (+12%).

Der Ukraine-Krieg verstärkt die Inputkosten durch den Preisauftrieb bei Agrarrohstoffen und Betriebsmitteln wie Dünger, was wiederum die Lebensmittelproduktion und -distribution verteuert. Herausfordernd für den Handel bleibt auch die Suche nach alternativen Lieferanten, da die ausgefallenen Produktionspartner aus der Ukraine und Russland substituiert werden müssen. Zuletzt stiegen die Großhandelspreise zu denen der Handel selbst bezieht auf einen Rekord-Wert von +26,5% im Vorjahresvergleich an.

„Für den Handel ist diese Entwicklung eine Herkulesaufgabe: Sie befinden sich in einer Schere zwischen historischen Einkaufspreissteigerungen in der Beschaffung, denen er ausgesetzt ist und auf der anderen Seite einem zunehmenden Kaufkraft-Verfall in der Bevölkerung. Alles was nicht vertankt oder für Elektrizität der eigenen vier Wände verbraucht wird, wird in lebensnotwendige Güter investiert. Für Konsumgüter bleibt nach einem kurzen Aufflackern nach Erhalt des Urlaubsgeldes immer weniger über“, erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Wir beobachten bei Rohstoffen, Verpackungen, Papier, Energie, Futtermittel und Logistik nie gekannte Preissteigerungen. Ursache der aktuellen Teuerungswelle sind die massiv gestiegenen Kosten für Energie und Treibstoffe in Folge des Ukraine-Krieges und der Pandemie. All das wirkt direkt auf die Lebensmittelpreise – durch höhere Produktionskosten, höhere Lieferkosten, höhere Kühlungskosten und höhere Instandhaltungskosten.

"Das von Wifo-Chef Felbermayr vorgeschlagene Modell zur Kostenlimitierung bei Energiekosten-Rechnungen wird vom Handelsverband unterstützt, da es sowohl bei der Ursache ansetzt als auch bei den Betroffenen. Bereits jetzt müssen sich 15 Prozent der Bevölkerung auf lebensnotwendige Güter reduzieren, daher wäre eine zeitnahe Ankündigung ebenso nützlich, damit man die Ausgaben besser planen kann. Bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung blickt pessimistisch in die Zukunft, weshalb es nach dem Anti-Teuerungspaket ein weiteres Signal und effektives Mittel braucht, dass gezielt gegengesteuert wird, um die Lebensqualität der Menschen zu stabilisieren", sagt Rainer Will.

Teuerung bei Lebensmitteln nach Produktgruppen (Juni 2022)
Butter: +36,3%
Öle, Fette: +25,7%
Milch, Käse, Eier: +16,1%
Fleisch: +13,2%
Kaffee: +12,6%
Gemüse: +12%
Brot / Getreideerzeugnisse: +11,2%
Alkoholfreie Getränke: +10,2%
Obst: +6,3%

Die Preistreiber bleiben Haushaltsenergie & Treibstoffe
Noch weit höher sind die Preise allerdings mit +27,3% für Haushaltsenergie bzw. mit +21,9% für Verkehr gestiegen. Auch für den Bereich Wohnung, Wasser und Energie (+10,3%) mussten die heimischen VerbraucherInnen im Mai deutlich tiefer ins Geldbörsel greifen. Besorgniserregend stimmt überdies die Teuerung im Großhandel, die im Mai bei +26,5% lag.

Mitarbeitermangel spitzt sich urlaubsbedingt weiter zu
Der Mitarbeitermangel spitzt sich ebenso weiter zu. Insgesamt sucht die Branche derzeit 18.000 Beschäftigte.

„Strukturell fehlen der Branche mittlerweile 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Temporär verstärkt sich der Mangel, da ein nennenswerter Anteil der Urlaubsrückkehrer unmittelbar coronabedingt für weitere Tage und Wochen ausfällt“, sagt Handelssprecher Will.

Versorgungslage bleibt stabil
Zumindest die versorgungstechnische Lage der heimischen Lebensmittelhändler bleibt auf einem stabilen Niveau. Der Lebensmittelhandel verzeichnet aktuell keinerlei nennenswerten Engpässe oder Verwerfungen. Herausfordernd bleibt die Preisentwicklung bei den Rohstoff-, Verpackungs- und Logistikkosten. Die flächendeckende Versorgung der österreichischen Bevölkerung ist vollumfänglich sichergestellt. Dies ist insbesondere der regionalen Beschaffung bei österreichischen Produzenten und Landwirten zu verdanken. Auch die zahlreichen freiwilligen Initiativen des heimischen Handels zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung machen sich jetzt bezahlt und stärken die Versorgungslage im Land. (red)

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