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Manuel Hofer, Geschäftsführer der Einkaufsorganisation TOP-TEAM und Geschäftsleiter Beschaffung und Ware bei Transgourmet und Thomas Panholzer, Geschäftsführer Transgourmet Österreich

Redaktion 10.10.2024

Transgourmet und Lebensmittelproduzenten bekennen sich zu Klimaschutz

Freiwillige Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, Transgourmet: Bis 2050 Netto-Null-Emissionen als Ziel.

WIEN. Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran, und insbesondere die Lebensmittelproduktion trägt erheblich zu den globalen CO₂-Emissionen bei. Transgourmet – Österreichs führender Gastronomie-Großhändler – setzt sich das Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dabei lautet das Credo: Vermeiden statt kompensieren. Das ist nur dann möglich, wenn auch die Lebensmittel und Getränke klimaschonend produziert werden. Transgourmet hat dazu seinen „CO 2 -Fußabdruck“ ermittelt: „Mehr als 90 % der von uns verursachten CO 2 -Emissionen entfallen auf die gehandelte Ware“, so Thomas Panholzer und Manfred Hayböck, Geschäftsführer von Transgourmet Österreich. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung mit mehr als 200 Vertretern der heimischen Lebensmittelbranche in Linz schwor der Großhändler seine Lieferanten auf ein gemeinsames Vorgehen ein. Im Rahmen einer Umfrage vor Ort gaben 86 % der Lebensmittelproduzenten an, sich bereits mit den individuellen CO 2- Emissionen beschäftigt zu haben, 73 % haben bereits eine CO 2 -Bilanz für ihr Unternehmen erstellen lassen und 36 % haben konkrete Pläne zur Verminderung bzw. sind bereits Teil der globalen Initiative SBTi[1], die Unternehmen dabei unterstützt, wissenschaftlich fundierte Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen festzulegen. „Als Befürworter und Treiber einer grüneren Zukunft sind wir davon überzeugt, dass gemeinsame Ideen und Zusammenarbeit einen positiven Wandel beschleunigen,“ wissen die Transgourmet Geschäftsführer.

Der Grundstein für ein freiwilliges, branchenweites Übereinkommen, das die Emissionen entlang der gesamten Lieferkette reduzieren soll, wurde gelegt. „Nur gemeinsam können wir den Wandel schaffen,“ sind die Veranstalter überzeugt. „Klimaschutz bietet enorme Chancen für die heimischen Produzenten“, betont Manuel Hofer, Geschäftsführer der Einkaufsorganisation Top-Team und Geschäftsleiter Beschaffung und Ware bei Transgourmet. „Unternehmen, die ihren ökologischen Fußabdruck transparent machen und aktiv Maßnahmen zur Reduktion ergreifen, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend nachhaltig orientierten Markt.“

Kein „nettes Extra“, sondern Handlungsprinzip: Nachhaltigkeit bei Transgourmet
Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren ein „fundamentales Handlungsprinzip“ bei Transgourmet. Das Engagement des Branchen-Primus für Umwelt, Klima und Gesellschaft fußt auf verschiedenen Bereichen; dabei hat das Unternehmen stets die gesamte Wertschöpfungskette im Sinn. „Den größten Hebel für mehr Nachhaltigkeit haben wir beim Sortiment. Dem kommen wir mit der aktiven Bevorzugung nachhaltiger Produkte sowohl bei Eigenmarken als auch Markenartikeln nach“, weiß Thomas Panholzer. Schon jetzt steigt der Anteil an nachhaltigen und biologischen Umsätzen „Jahr für Jahr“: 2023 erwirtschafte Transgourmet 19,2 % seines Nettoerlöses mit nachweislich nachhaltigen Produkten, der Bio-Umsatz betrug knapp 4 %.[2] Bemerkenswert: Bereits jetzt entscheiden sich immer mehr Großkunden für umweltfreundlichere Produktvarianten.

Hand in Hand: Großhändler, Produzenten und Konsumenten für eine klimafreundliche Zukunft
„Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur durch Zusammenarbeit gewonnen werden. Ohne die tatkräftige Unterstützung unserer Partner in der Lieferkette sind unsere Klimaziele nicht erreichbar“, appellieren Thomas Panholzer und Manfred Hayböck an Produzenten. „Im Gegensatz zu den Maßnahmen im eigenen Betrieb[3], wie Einsatz von Ökostrom, großflächige PV-Anlagen, die größte heimische E-Lkw Flotte und hocheffiziente Gebäude, sind wir hier auf unsere Lieferanten angewiesen“, so Panholzer. Die Einkaufsgesellschaft Top-Team lässt aktuell von 40.000 Produkten anhand von Branchenwerten die entsprechenden Umwelt-Auswirkungen ausheben, später werden diese Daten direkt bei Lieferanten angefragt. „Jene mit kleinem Fußabdruck werden künftig bevorzugt gelistet. Wir wollen insgesamt den Umsatz mit nachhaltigen Produkten stark steigern. Im Eigenmarkenbereich gibt es hohe Nachhaltigkeits-Standards in allen Preis-Leistungsstufen,“ so Thomas Panholzer.

Neben der Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen entlang der Lieferkette soll der offene Dialog zu einem freiwilligen, aber weitreichenden Übereinkommen führen, das es erlaubt, gemeinsam effektive Schritte zu setzen.

Best-Practice-Beispiele und gesetzliche Rahmenbedingungen
Erfolgreiche Praxisbeispiele wie jener von Fleischproduzent Berger Schinken, dem es - wissenschaftlich bestätigt - beim hauseigenen Klimaschutzprogramm REGIONAL-OPTIMAL gelang, in der Produktion von Schinken- und Wurstspezialitäten bis zu 45 % klimaschädliche Gase durch regionale Futtermittel einzusparen, zeigen, wie sich Emissionen durch den Einsatz innovativer Technologien, optimierter Logistik und nachhaltiger Produktionsmethoden reduzieren lassen – ohne wirtschaftliche Verluste hinnehmen zu müssen. Auf freiwilliger Basis sollen solche Lösungen aufgegriffen und weiterentwickelt werden.

Hannes Royer vom Verein „Land schafft Leben“ präsentierte das „Role-Modell“ Australien: Nahezu alle Lebensmittel weisen den CO 2 -Fußbabdruck transparent aus. Royer: „Künftig werden wir im Optimalfall auch hierzulande neben den Nährwertangaben und Inhaltsstoffen die Herkunft der Rohstoffe, die Haltungsbedingungen der Tiere sowie die Umweltbelastung, die das Lebensmittel verursacht, erkennen können. Das kann zu einem kaufentscheidenden Kriterium werden.“

Gesetzliche Berichtspflicht ab 2025: Klimaschutz als Chance für die heimischen Produzenten
Die entsprechende gesetzliche Berichtspflicht namens CSRD[4] für all jene Lebensmittel-Produzenten, die mehr als 250 Mitarbeitende haben, über 50 Mio. Euro Nettoumsatzerlös oder eine Bilanzsumme von über 25 Mio. Euro aufweisen, wurde seitens der EU beschlossen und muss bis Jahresende[5] in nationales Recht gegossen werden. Sie gilt ab 2025 – in den nachfolgenden Jahren schrittweise auch für kleinere Unternehmen. Fakt ist, dass schon heute der Carbon-Footprint von Produkten angefragt wird – das Bekenntnis zu Klimaschutz ist also ein kritischer Erfolgsfaktor der Zukunft. Ziel ist es, Produzenten frühzeitig und freiwillig zu motivieren, sich den steigenden Anforderungen anzupassen und die damit verbundenen Chancen zu nutzen. Theresa Janke von „Fokus Zukunft“, die mit ihrem Unternehmen Produzenten berät bzw. bei der Transformation begleitet, weiß: „Der Druck auf Unternehmen, sich hier zu engagieren, wächst – auch durch Investoren, Fördergeber, Lieferanten, Kunden aber auch Mitarbeitende.“

Apell: Chance statt Hürde
„Klimaschutz muss nicht als Last empfunden werden. Vielmehr bietet er enorme Chancen für die heimischen Produzenten“, betont Manuel Hofer von der Einkaufsorganisation Top-Team. Unternehmen, die ihren ökologischen Fußabdruck transparent machen und aktiv Maßnahmen zur Reduktion ergreifen, sichern sich einen Wettbewerbsvorteil in einem zunehmend nachhaltig orientierten Markt. „Vor allem wenn sie sich positiv vom Branchenschnitt abheben“, so Hofer. Großkunden wie Hotelketten und Catering-Unternehmen setzen bereits jetzt verstärkt auf Lieferanten, die sich freiwillig zu nachhaltigen Praktiken bekennen und ihren Beitrag zu Umweltschutz leisten. Der nachhaltige Markt wächst, und Unternehmen, die sich transparent und messbar zu CO₂-Reduktionen verpflichten, werden zunehmend bevorzugt.

Transgourmet erlebt schon jetzt – trotz angespannter Wirtschaftslage – ein „Nebeneinander von Bio und Preiseinstieg - beide Bereiche wachsen.“ Das bedeutet für Händler, „dass wir eben beide Bereiche gleichermaßen entwickeln und auch im günstigen Bereichen Klimaschutz-Maßnahmen integrieren müssen.“ Diese seien in der Produktion und Verpackung von Preiseinstiegsprodukten „nicht einfach zu bewerkstelligen, aber oftmals günstiger als gedacht,“ so Manfred Hayböck.

Wissenschaftlich fundierte Ziele als Wegweiser
Top-Team als Einkaufsgesellschaft für u.a. Transgourmet arbeitet mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) zusammen, um wissenschaftlich fundierte Klimaziele zu entwickeln. Diese Initiative unterstützt Unternehmen dabei, freiwillige, messbare Klimaziele zu definieren, die den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechen. Dabei werden naturgemäß auch Zielkonflikte offensichtlich: Wie lassen sich internationale Klimaziele trotz Fokus auf Wachstum erreichen? Welche Verantwortung können und müssen Industrie, Handel und letztlich auch Endkonsumenten übernehmen und wie können diese in Einklang mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage gebracht werden? „Fakt ist, es gibt keinen zweiten Planeten. Maßnahmen zum Klimaschutz sind alternativlos. Wir sehen schon jetzt, welche Auswirkungen Dürre, Starkregen & Co auf die Ernteerträge haben. Alle ExpertInnen sind sich einig: Wenn wir keine Maßnahmen setzen, dann werden Lebensmittel zukünftig noch deutlich teurer, weil rarer,“ weiß Alfred Buchmayr, Bereichsleitung Nachhaltigkeit bei Top-Team Zentraleinkauf. „Letztlich muss es uns im Schulterschluss aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft gelingen, auch das Einkaufsverhalten der KonsumentInnen dahingehend zu ändern.“

Der Weg ist das Ziel: Wissenstransfer und Zusammenarbeit als Basis
Zentrales Thema ist die Sicherstellung des Wissenstransfers und der engen Zusammenarbeit. „Wir wissen, dass der Weg zum Klimaschutz herausfordernd ist. Deshalb möchten wir unsere Partner bestmöglich unterstützen – mit Beratung, Erfahrungsaustausch und transparenten Informationen“, sagt der Nachhaltigkeitsexperte Alfred Buchmayr vom Top-Team. „Es gibt nicht nur eine Lösung, sondern viele Stellschrauben, die individuell angepasst werden müssen, um das Ziel von Netto-Null zu erreichen. Dabei gilt: Jeder Schritt zählt.“

Hintergrundinformationen:
Erreichte Meilensteine bei Transgourmet: Mit „Taten statt Worten“ an die Nachhaltigkeitsspitze
Transgourmet verfolgt seit vielen Jahren eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie und sieht sich besonders in der Verantwortung, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten. Die Devise „Taten statt Worte“ prägt die Unternehmenspolitik: Es gilt, einen klaren Handlungsrahmen zu schaffen, der nicht nur ambitionierte, sondern auch messbare Ziele umfasst. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur ein theoretischer Ansatz, sondern wird durch konkrete, transparente Maßnahmen in die Praxis umgesetzt. Transgourmet selbst will unter anderem bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen – das ist nur dann möglich, wenn in der gesamten Lieferkette CO 2 Emissionen reduziert werden.

Konkrete Maßnahmen: Dank nachhaltiger Logistik Europaweiter Vorreiter
Transgourmet führte eben die größte „Öko-Flotte“ im österreichischen Lebensmittelgroßhandel ein: 26 umweltfreundliche E-Lkw täglich im Großraum Wien im Einsatz. Künftig sollen bis zu 100 eigene E-Lkw Waren an die Gastronomie und Hotellerie umweltfreundlich, geräuscharm und vor allem CO 2 -neutral zuzustellen. „Damit sind wir absolute Vorreiter, nicht nur in Österreich, sondern europaweit. Keine andere Flotte ist so umfassend und umweltfreundlich“, betonen die Geschäftsführer.

Einsparung von bis zu 780 Tonnen CO2 pro Jahr – Ausbau von Sonnenstrom
Jeder der eingesetzten Lkw spart im Vergleich zum gängigen „Diesel“ bis zu 30 Tonnen CO 2 pro Jahr ein, das sind bei 26 Stück beeindruckende 780 Tonnen! Transgourmet strebt an, den gesamten CO 2 -Ausstoß pro ausgelieferter Tonne Waren um 40 Prozent zu reduzieren. Das ist relevant, da aktuell bereits 70 % des Umsatzes durch Zustellung erwirtschaftet werden – Tendenz steigend. Um dem adäquat zu begegnen, wird auf umweltfreundliche Fahrzeuge umgestellt. Benefit: Die Transgourmet´schen E-Lkw werden auch mit „selbstgemachtem Öko-Strom“ versorgt. Dazu wurden bzw. werden die 16 Standorte mit entsprechend leistungsfähigen Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. „Nur mit von Anfang bis Ende durchgedachten, konkreten Strukturen kann für uns nachhaltiges Handeln messbar Wirkung entfalten“, so Hayböck.

 

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