WIEN / GRAZ. Schon vor Ausbruch der Pandemie war die Herkunft von Lebensmitteln ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewann; im Zuge des Regionalitätsbooms wurde es zum Thema der Stunde. Ein Report des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) und ein Einkaufstest der steirischen Landwirtschaftskammer zeigen, dass hier seitens der Industrie massiver Handlungsbedarf besteht.
Vage Angaben
Einer von der AMA in Auftrag gegebenen, repräsentativen Befragung zufolge ist Verbrauchern die österreichische Herkunft besonders bei Frischeprodukten wie Milch, Brot, Fleisch und Wurst sehr wichtig. Entsprechend finden Rot-Weiß-Rot-Kennzeichnungen in Herzchen- oder Flaggenform im Verpackungsdesign häufig Anwendung. Allein: Viele Produkte, die sich patriotisch gerieren, stammen oft aus weiter Ferne und wurden nur hierzulande verpackt oder abgefüllt.
Während die Ursprungsdefinition etwa bei Fleisch relativ klar geregelt ist, gestaltet sich die Lage besonders bei verarbeiteten Produkten problematisch. „Eine generelle Pflicht, genau zu deklarieren, woher die Hauptzutaten stammen, gibt es nicht. Bei Abbildung einer Österreich-Flagge mit der Aufschrift ‚Qualität aus Österreich' muss ich entweder darauf vertrauen, dass die Hauptzutaten tatsächlich aus Österreich stammen oder die Klarstellung ‚anderer Herkunft' in Mindestschriftgröße auf der Verpackung suchen und finden”, kritisiert Birgit Beck vom VKI.
Die Kennzeichnungspflicht beschränkt sich auf die Angabe „EU” bzw. „Nicht-EU” – viele Konsumenten hätten daher nicht das Gefühl, so über die Herkunft umfassend informiert zu werden. Die im Vorjahr in Kraft getretene Durchführungsverordnung für die Angabe des Ursprungslandes habe hier wenig Verbesserungen gebracht.
Die Hersteller greifen gerne auf den Zollcodex zurück; das bedeutet beispielsweise bei Brot mit der Herkunft aus Österreich, dass zwar das Mehl aus einer heimischen Mühle stammen, das Getreide jedoch nicht in Österreich gewachsen sein muss.
Ei ei ei …
Weniger fragwürdig als vielmehr katastrophal fiel ein vorösterlicher Eier-Check der LK Steiermark aus: Bei 31 überprüften Lebensmitteln mit Ei-Anteil stammten die Eier bei 23 Produkten aus nicht nachvollziehbarer Herkunft und Haltungsform. Ein einziges der getesteten Produkte lobte klar Herkunft und Haltung aus. Das bedeutet im Umkehrschluss: Bei 30 Halbfertig- und Fertigprodukten wird die Herkunft der verwendeten Eier gänzlich verschwiegen. Wer Eiernockerl und Germknödel kauft, muss folglich damit rechnen, dass ausländische Käfigeier drin sind. (haf)