MILS. Mit einer starken Auftragslage im Jänner und Februar startete das Handelshaus Wedl äußerst positiv in das Jahr 2020. Durch die steigenden Covid-19 Infektionszahlen sowie dem ersten österreichweiten Lockdown nahm die bis dahin erfolgreiche Wintersaison dann jedoch ein abruptes Ende. Erst über die Sommermonate kehrte mit der Öffnung der Hotels und Restaurants wieder etwas Normalität ein. „Im Juli und August generierten wir wieder Umsätze nahezu auf Vorjahresniveau – eine sehr erfreuliche Entwicklung“, bestätigt Lorenz Wedl, Sprecher und Mitglied der Geschäftsführung des Handelshaus Wedl. Hier gab es sehr deutliche regionale Unterschiede: Während an den Seen in Oberösterreich und Kärnten die Sommersaison aufgrund des Tourismus mit Einheimischen sehr stark war, entwickelte sich der Städtetourismus etwa in Wien, Salzburg oder Innsbruck schleppend. „Mit der zweiten Corona-Welle, dem damit verbundenen Lockdown und dem immer wieder verschobenen Start der Wintersaison in 2020/21 erlebten wir im letzten Quartal wieder einen Umsatzeinbruch“, erklärt Wedl.
In Summe sank der Gruppenumsatz im außerordentlichen Geschäftsjahr 2020 somit um 26,8% auf 393,0 Mio. € (536,8 Mio. € im Vorjahr). Im besonders betroffenen Gastro-Großhandel verzeichnete Wedl ein Minus von 32,9% bei einem Umsatzniveau von 236,7 Mio. € (352,9 Mio. € im Vorjahr). Die Lockdowns auf internationaler Ebene haben auch den primär vom Export abhängigen Kaffeebereich von Wedl belastet, welcher mit einem Umsatzminus von 37,6% in 2020 bilanziert.
Chancen ergreifen
Doch das rot-weiß-rote Familienunternehmen sieht nicht nur die negativen Aspekte der Krise, sondern auch die daraus resultierenden Chancen und Möglichkeiten, wie etwa im Digitalisierungsbereich. So erlebt Wedl derzeit durch Covid-19 einen Digitalisierungsschub: „Viele Kunden bestellten auch nach dem ersten Lockdown weiterhin online. Mit dem Resultat, dass wir den E-Commerce-Anteil weiter auf rund 37 Prozent des Gesamtzustellumsatz steigern konnten gegenüber 31 Prozent im Jahr 2019“, so der Geschäftsführer.
Eine weitere positive Entwicklung, über die sich das Traditionsunternehmen erfreut zeigt, ist das Thema Regionalität, welches in den letzten Monaten noch weiter an Bedeutung gewann. „Auch die heimische Gastronomie und Hotellerie tendiert wieder vermehrt dazu, primär bei österreichischen Betrieben und auch verstärkt regionale Ware zu kaufen. So ist es uns in der Krise gelungen, diverse Neukunden zu akquirieren“, bestätigt der Geschäftsführer.
Weiters wurden alle Wedl C+C Märkte unmittelbar nach Einsetzen der Krise auch für Endverbraucher geöffnet, um die Warendrehung insbesondere bei frischer Ware und allgemein die Frequenz in den Märkten zu beleben. „Die gewonnene Erkenntnis daraus ist, dass viele private Genießer das angebotene Einkaufserlebnis, die Fachberatung und die einzigartige Qualität der Wedl-Genusswelten sehr schätzen. Die Krise hat uns gezeigt, dass wir uns breiter aufstellen müssen. Folglich werden wir auch Konzepte ausarbeiten, sodass zukünftig auch private Gourmets vermehrt in unsere Märkte kommen, ohne dabei unsere Hauptzielgruppe aus den Augen zu verlieren“, so Wedl.
Zudem bietet es sich in einer derartigen Situation an, die eigenen Geschäftsmodelle, -strukturen und -prozesse zu durchleuchten und weiterzuentwickeln. „Wir haben das vergangene Jahr intensiv genutzt, um unsere Unternehmensstruktur zu verschlanken“, erklärt Lorenz Wedl. So fusionierte das Handelshaus Wedl Tochterfirmen, wie etwa Duschlbaur in Kärnten, in den Mutterbetrieb und übernahm die letzten Anteile der C&C Berger & Wedl GmbH in Wien. Mit diesen Schritten soll einerseits ein einheitlicherer Auftritt mit der Marke Wedl zum Kunden hin gewärleistet, Komplexität reduziert und zugleich wichtige Synergieeffekte realisiert werden, die eine Erweiterung des Dienstleistungsangebots für Kunden ermöglichen. Nach reiflicher Prüfung wurde auch der kleinste österreichische C+C Standort in Imst geschlossen. Der Standort hatte überwiegend Zustellkunden, welche zukünftig über die Wedl-Zentrale in Mils bedient werden und somit Zugriff auf ein wesentlich tieferes Sortiment erlangen.
Wedl ist starker Partner der Gastronomie und Hotellerie
In den letzten Monaten zählte vor allem eines: Planbarkeit. So arbeitete das Handelshaus mit seiner Dispo-Software laufend daran, dass alle Waren für die Wiedereröffnung der Tourismusbetriebe verfügbar sind. Sollte dennoch ein Artikel vergriffen sein, informiert der extra dafür eingerichtete Telefonservice den Kunden vorab und schlägt Ersatzartikel vor. Zudem werden nicht verfügbare Produkte nachgeliefert. „Es ist unsere Aufgabe, sicherzustellen, dass alle benötigten Produkte in der gewohnten Qualität pünktlich geliefert werden – auch in Ausnahmesituationen. Genau das macht uns als starken und verlässlichen Partner der Gastronomie und Hotellerie aus“, betont Lorenz Wedl.
Im Herbst stellte das familiengeführte Traditionsunternehmen einmal mehr unter Beweis, welch wichtigen Stellenwert der persönliche Kundenaustausch bei Wedl hat. Als einziger Gastro-Großhändler hielt das Handelshaus an seinen Hausmessen in Zell am See, Innsbruck und Villach fest. Möglich war dies durch ein umfangreiches Covid-Sicherheitskonzept, welches in enger Zusammenarbeit mit Experten entwickelt wurde. „Das positive Feedback hat uns gezeigt, dass insbesondere in einem Jahr wie diesem, ein solcher Branchenaustausch enorm wichtig ist“, bestätigt Wedl.
Investitionen in die Zukunft
Positiv gestimmt, plant die Geschäftsführung künftige Entwicklungen: „Das oberste Ziel ist natürlich, das Handelshaus Wedl weiterhin sicher aus der Krise zu führen und für die Zukunft breiter aufzustellen.“ Dazu forciert das Großhandelsunternehmen weiterhin die Digitalisierung im Unternehmen. Hier sind verstärkt Investitionen in eine neue Telefonverkaufssoftware sowie allgemein in die IT-Infrastruktur vorgesehen. Auch der Webshop wird von einer reinen Bestellplattform hin zu einem Kundenportal samt App ausgebaut. Im Bereich Logistik setzt Wedl die Erneuerung und den Ausbau des Lkw-Fuhrparks weiter fort. „Zudem ist es uns im engen Austausch mit unseren Kunden gelungen, die Belieferungszyklen und Tourenplanung ganz im Sinne der Umwelt und unserer Kunden zu optimieren“, erklärt Lorenz Wedl. Weiters treibt das Handelshaus die Modernisierung seiner Standorte weiter voran: Energieeffizientere Kühlanlagen und neue Möbel sowie komplette Neubauten sind mittelfristig vorgesehen. (red)