WIEN. Das Weihnachtsgeschäft ist seit dem Lockdown-Ende im Handel nur teilweise kräftig angelaufen. "Es gibt Licht und Schatten. Die Hoffnung war schon, mehr aufzuholen", sagte WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik im APA-Interview. Die Entwicklung der Corona-Infektionszahlen würde die Kauflaune drücken und das Shoppingverhalten bremsen.
Seit 7. Dezember 2020 sind alle Geschäfte nach dem knapp dreiwöchigen Corona-Lockdown wieder offen. Am vergangenen Einkaufssamstag habe es ein Umsatzplus unter anderem bei Kosmetik, Büchern und Sportartikeln gegeben, aber ein deutliches Erlösminus bei Kleidung und Schmuck, so der Wirtschaftskammervertreter. Auch ein großes Umsatzminus bei Händlern habe es in Gegenden gegeben, die stark vom Tourismus leben. Handel ohne Gastronomie und Tourismus – das funktioniere nur schlecht, so Trefelik.
Der WKÖ-Handelsobmann hofft, dass in den kommenden Tagen bis Weihnachten noch viele Geschenke lokal gekauft werden. Davon würden sehr viele Arbeitsplätze in Österreich abhängen. Aus coronabedingt praktischen Gründen werden heuer wohl auch mehr Geldgeschenke und Gutscheine unter dem Christbaum landen. Die Händler hoffen dadurch noch auf einen wirtschaftlichen Impuls für die Branche Ende Dezember und Anfang Jänner. Durch die Sperre der Tourismusbetriebe wegen der Coronakrise fehlen dem Handel aber Anfang Jänner auch kaufkräftige Touristen in den Skigebieten in Westösterreich und in Wien.
Wie hoch das Umsatzminus im Weihnachtsgeschäft für die heimischen Einzelhändler ausfallen wird, ist laut dem WKÖ-Handelsobmann derzeit noch nicht genau abschätzbar. "Es wird aber substanziell sein."
Auch der Handelsverband – eine freiwillige Interessenvertretung von rund 3.000 Unternehmen – ist mit dem bisherigen Weihnachtsgeschäft nicht zufrieden. "Die erste Woche seit der Wiedereröffnung des stationären Non-Food Handels ist deutlich hinter den Erwartungen des heimischen Handels geblieben", sagte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Zwar haben in den letzten Tagen viele Händler wieder ähnliche Umsätze wie vor dem harten Lockdown verzeichnet, von den erhofften Nachholeffekten kann jedoch in den meisten Segmenten keine Rede sein." Im Schnitt sei lediglich ein Drittel der Käufe im stationären Handel nachgeholt worden, der Rest sei nicht mehr aufholbar, verwies der Interessensvertreter auf Händlerrückmeldungen.
Der Handelsverband ortet starke Unterschiede zwischen den einzelnen Teilbranchen. Seit dem Lockdown-Ende sei die Bilanz bei Sport- und Freizeitartikeln "sehr gut", auch Spielwaren, Möbel, Elektro-, Deko- und Weihnachtsartikel hätten "ganz gut funktioniert", so der Handelsverband-Geschäftsführer. Bekleidung, Mode, Schuhe und Uhren sowie Schmuck würden sich umsatzmäßig "leicht unter dem Vorjahresniveau" bewegen. Prächtig läuft es hingegen für Internethändler: "Wir erleben heuer das stärkste Weihnachtsgeschäft aller Zeiten im Onlinehandel", sagte Will.
Der Handelsverband hat in seiner ersten Schätzung heuer einen Rückgang der Weihnachtsausgaben im Dezember um 20% vorausgesagt. Heute, am Mittwoch, 16. Dezember, wird die Prognose aktualisiert. (APA)