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Eva Kaiserseder 09.02.2018

Welcome to the Jungle: Gütesiegel im Check

Greenpeace hat einen Leitfaden für Konsumenten publiziert, der diverse Gütezeichen und Biomarken unter die Lupe nimmt.

••• Von Eva Kaiserseder

Über 100 Gütezeichen, Gütesiegel und Qualitätszeichen prangen derzeit auf den Produkten, die im heimischen LEH erhältlich sind. Kein Wunder, dass die Konsumenten vielfach nicht klar sagen können, welche Gütezeichen für welche Standards stehen. Damit hier verlässliche Abhilfe geschaffen wird, hat Greenpeace kürzlich einen Gütezeichen-Guide mit Namen „Zeichen-Tricks” veröffentlicht. Ein wahrlich sprechender Name, denn „das alarmierende Ergebnis zeigt: Ein Drittel der Gütezeichen ist nicht vertrauenswürdig oder sogar kontraproduktiv für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen”, so der Report. Dass Greenwashing also zu Recht von skeptischen Konsumenten kritisiert wird, beweisen sechs Siegel, die als „absolut nicht vertrauenswürdig” eingestuft wurden. Dazu gehört etwa das bekannte Meeresfisch-Siegel MSc oder die 1987 gegründete „Rainforest Alliance”, die sich auf Produkte aus den Tropen spezialisiert hat. Andererseits halten sämtliche Bio-Gütesiegel, was sie versprechen. Ein genauer Blick wurde auch auf die Bio-Marken im Supermarkt geworfen, wobei die Klassiker im heimischen LEH bis auf zwei Ausnahmen bestens abgeschnitten haben: Rewes Bio-Eigenmarke Ja! Natürlich, Spars Natur pur oder Hofers Zurück zum Ursprung dürfen sich über grünes Licht seitens Greenpeace freuen.

AMA-Siegel am bekanntesten

Im Vorfeld des neuen Guides veröffentlichte Greenpeace außerdem Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage von Marketagent.com, bei der sich gezeigt hat: Es gibt deutlichen Nachholbedarf im Wissen um die unterschiedlichen Gütezeichen und deren Kriterien. Konsumenten sind grundsätzlich willig, den Produktwegweisern ihr Vertrauen zu schenken, vor allem denjenigen, die sie kennen. Im Klartext: Populäre und gut eingeführte Gütezeichen haben es leichter. Dass das beliebteste Gütezeichen aber bei Weitem nicht automatisch dasjenige mit den höchsten Standards ist, betont auch Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace. Und meint weiter: „Nur weil ein ‚nachhaltiges' Zeichen auf ein Produkt gedruckt wird, ist das noch lange keine Aussage über echte ökologische Nachhaltigkeit.” Bestes Beispiel dafür: Über 70% der Befragten erwähnen auf die Frage, welches Gütezeichen ihnen spontan einfällt, das konventionelle AMA-Gütezeichen. Dabei hätten Bio-Siegel deutlich höhere Standards, so Greenpeace.

Kritisch gesehen beim AMA-Gütesiegel wird vor allem die Möglichkeit, Schweine mit gentechnisch verändertem Soja zu füttern. Die AMA meinte dazu via Aussendung, dass „Gentechnikfreiheit bei vielen Nahrungsmitteln mit dem AMA-Gütesiegel seit Langem eine Selbstverständlichkeit ist. Dennoch spielt vor allem bei der Schweinefütterung importiertes Soja eine erhebliche Rolle.” Anspielend auf den Effizienzdruck in der Fleischerzeugung, wird darauf hingewiesen, dass sich das im konventionellen Bereich auch nicht so schnell ändern würde, außer der Konsument sei bereit, für garantiert gentechnikfreie Fütterung tiefer in die Tasche zu greifen. Das AMA-Biosiegel (basierend auf dem EU-Bio-Siegel) hat übrigens Bestwerte bekommen.

Neue Tierwohllabels sinnvoll

Reinhard Geßl vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau – er ist dort für Konsumenteninformation und Tierhaltung zuständig – betrachtet die Problematik in Sachen Gütezeichen, Transparenz und Qualität aus dem Blickwinkel des Wissenschaftlers. Er sieht das Ganze wesentlich fundamentaler: „Grundsätzlich ist jedes Gütesiegel zu befürworten, da es Produkte vom (globalen) Minimalmaß abhebt. Es ist allerdings ein Fehler, wenn die ‚Güte' eines Gütesiegels mit ‚gut' verwechselt wird. Die Gütesiegel garantieren nämlich nur jene Kriterien, die in den jeweiligen Standards niedergeschrieben sind. Die einen garantieren die Herkunft, die anderen ausgewählte Kriterien der Nachhaltigkeit.” Die Vermischung dieser Kriterien sei dann auch das, was Konsumenten verwirrt und die Gütezeichenvielfalt schwer durchschaubar macht. Relativ neu im LEH finden sich auch die sogenannten Tierwohl-Label, die Experte Geßl als durchaus sinnvoll beurteilt: „Obwohl Bio-Siegel hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit und Umsetzung der wichtigsten Nachhaltigkeitsfaktoren wie Boden- und Klimaschutz, Tierwohl oder Wasserschutz das Optimum sind und sich Tierwohl-Labels aus den Dutzenden Nachhaltigkeitsfaktoren nur die Tiergerechtheit herausnehmen, ist die garantierte Verbesserung der Tiergerechtheit auch im Kleinen in jedem Fall zu begrüßen.”

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