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Sicher ist sicherGeht es um Bezahlmöglichkeiten in Onlineshops, könnten die Präferenzen je nach Land kaum unterschiedlicher sein. Österreich sieht sich gern auf der sicheren Seite, indem es EPS, Sofort Überweisung oder Kauf auf Rechnung bevorzugt.

27.11.2015

Wie bezahle ich heute?

Frank Breuß, eCommerce-Profi bei PPRO, über länderspezifische Präferenzen in puncto Online-Bezahlarten und die Zukunft als bargeldlose Gesellschaft.

••• Von Julia Maier

WIEN. Auf welche Art bezahlt ­Österreich am liebsten seine Online-Käufe? Und wie sieht das in anderen Ländern aus? Für diese Fragen stellte sich Frank Breuß, Director International Sales der PPRO Financial Ltd, im ­medianet- Interview. Als Anbieter von internationalen alternativen Bezahldiensten kennt sich PPRO mit den unterschiedlichen Zahlarten und den Präferenzen der jeweiligen Länder bestens aus.

Der Dschungel der verschiedenen Bezahllösungen scheint für viele Webshop-Betreiber schier undurchdringbar. Möchte man seine Lieferung in andere Länder ausweiten, braucht man neue internationale Bezahlmöglichkeiten, und dies bedeutet, statt den in ­Österreich üblichen 2 bis 3 Zahlarten plötzlich an die 15 oder mehr zu benötigen. Hinzu kommt, dass jedes Land seine eigenen Präferenzen in puncto Online-Bezahlung hat. Nur weil eine Bezahlart in Österreich äußerst beliebt ist, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch im nahen Nachbarland Deutschland funktioniert.
Um sich hier einen Überblick verschaffen zu können, wenden sich die Webshop-Betreiber an ihre Payment Service Provider. Können diese nicht mit der gewünschten Zahlart dienen, so wird PPRO eingeschaltet. Das Unternehmen hat momentan rund 110 internationale Zahlarten in petto, um die Web­shop-Betreuer in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Mit fast zehn Jahren Erfahrung hat die internationale Gruppe mittlerweile das Know-how, kommende Bezahltrends rechtzeitig zu erkennen und ihren Kunden die passenden Bezahlarten anzubieten.

Sicherheit geht vor

Wer an Online-Shopping denkt, dem kommt wahrscheinlich als Erstes die Kreditkarte in den Sinn: Einfach zu bedienen und in fast allen Webshops anwendbar, ist sie das wichtigste Zahlungsmittel der Onlinewelt. Dass es aber in Österreich weitaus nicht das beliebteste ist, weiß Frank Breuß: „Jeder hat bestimmte Präferenzen beim Bezahlen. Es gibt viele, die nicht einmal eine Kreditkarte besitzen, andere haben Scheu davor, sie im eCommerce zu benutzen.” Vor allem in Österreich ist man da sehr vorsichtig und bevorzugt daher eher EPS oder ‚SOFORT Überweisung', bei denen man sich bei der eigenen Bank einloggt und das Geld sofort vom jeweiligen Konto abgebucht wird.

Natürlich hängt es aber auch immer davon ab, was gekauft wird. Wenn es darum geht, dass der Betrag und das Geschäft nicht am Bankauszug aufscheinen soll, wie das beispielsweise bei Weihnachtsgeschenken der Fall sein könnte, macht es Sinn auf die anonyme paysafecard, die an Trafiken und Tankstellen zu einem bestimmten Betrag erworben werden kann, zurückzugreifen. „Diese Zahlart ist sehr praktisch. Nicht nur, wenn ich etwas anonymer bleiben möchte, sondern vor allem auch für die Bezahlung von Kleinstbeträgen wie Musikdownloads oder ähnlichem”, so Breuß.
Um möglichst ansprechend auf seine potenziellen Kunden zu wirken, ist es daher für Webshop-Betreiber äußerst wichtig, den richtigen Mix an Zahlarten anzubieten: „Je nachdem, welche Ware ich anbiete, muss ich auch meine angebotenen Bezahlmöglichkeiten anpassen. Bin ich ein junges Unternehmen und habe eine Zielgruppe unter 40, sollte ich auf jeden Fall PayPal, das als jung und hip gilt, in meine Bezahlarten aufnehmen. Onlineshops mit einer älteren Zielgruppe werden vor allem EPS anbieten – für Leute, die eben sehr bedacht auf Sicherheit sind”, meint der eCommerce-Profi.

Richtiger Mix entscheidend

Eine Consumer Study von PPRO zeigt, wie wichtig es ist, unterschiedliche Bezahlarten anzubieten: Rund 49% der Befragten gaben an, den Einkauf im Onlineshop abzubrechen, wenn die gewünschte Bezahlart nicht vorhanden ist. Und dies ist für Unternehmen fatal: „Wenn man Kunden aufgrund der falschen oder zu geringen Auswahl an Bezahlarten verliert, dann verliert man viel Geld. In dem Moment, wo der Kunde die Bezahlmöglichkeit wählt, ist er ja schon davon überzeugt, das Produkt zu kaufen. Schlimmstenfalls geht er dann zum Konkurrenten und kauft es dort, weil der eben die Bezahlart hat, die dem Kunden zusagt.” Die perfekte Zusammenstellung an Bezahlmöglichkeiten besteht aus drei bis fünf verschiedenen Zahlarten. „Es sollten allerdings auch nicht zu viele sein, denn ich möchte meinen Kunden im Checkout ja auch nicht verwirren. Amazon bietet beispielsweise lediglich drei verschiedene Bezahlarten an, egal in welchem Land man bestellt. Diese sind zwar je nach Land unterschiedlich, mehr als drei werden aber nie angezeigt. Jeff Bezos (Gründer von Amazon, Anm.) Credo war immer, dass der Kunde im Checkout nicht mehr als zwei Sekunden denken sollte. Klickt er sich jetzt durch 15 verschiedene Bezahlarten, hat er währenddessen noch einmal die Möglichkeit, nachzudenken, ob er die Ware überhaupt braucht und überlegt es sich vielleicht anders”, weiß Breuß.

Bargeld bald verschwunden?

Alternative Bezahlarten sind aber nicht nur in der Onlinewelt ein großes Thema, auch im klassischen Handel gewinnen sie immer mehr an Bedeutung. Während ­Österreich sich relativ bargeld­fixiert zeigt, steuern andere Länder immer mehr in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft. Dass das Bargeld irgendwann komplett aus unseren Börserln verschwinden wird, glaubt Breuß indes nicht: „Mit jeder Generation wird das Bargeld mehr verdrängt. Wenn Jugendliche mit dem Handy zahlen können, dann machen sie das auch. Bargeldloses Bezahlen ist einfach bequemer; mittlerweile braucht man für kleine Beträge ja im Supermarkt nur mehr die Bankomatkarte an das Gerät halten und schon wird es abgebucht. Auch wenn anfangs viele ihre Bedenken dagegen ausgesprochen haben, mittlerweile gewöhnt sich die Gesellschaft daran. Und durch das steigende Angebot wird auch die Nachfrage nach alternativen Bezahlmöglichkeiten steigen. Ich bin also davon überzeugt, dass sich das Bargeld zumindest innerhalb der nächsten Generationen noch halten wird.”

 

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