RETAIL
05.02.2016

World wide Dreck

Der Onlinehandel zerstört die Welt und schmeißt mich ruppig aus geruhsam schaukelnder Hängematte.

Die Finstere Brille••• Von Christian Novacek


ALLEIN ZU HAUS. Macht es Sinn, Lebensmittel übers Internet zu beziehen? Ich schaffs psychisch nicht. So lange ich gehen und Auto fahren kann, kommts nicht infrage. Würd ich mich zuhause im Drei-Stunden-Zeitfenster verkriechen müssen, innerhalb dessen die Lieferung kommen soll – ich könnt nichts anfangen in der Zeit. Computerspielen: unmöglich. Wenn ich mitten im Kampf bin, etwa Magier gegen drögen Krieger, dann hauts meine Mage doch um, sowie es an der Haustür läutet, allein schon wegen des Risses in der Konzentration. Oder, worst case, ich verlier eines meiner 630 Mio. ISK teuren Kampfschiffe in EVE-Online – unpackbar das! Somit wäre wohl Profanes angeraten, sagen wir: Aufräumen. Der Staubsauger zeigt, was er kann, und röhrt mächtig über Handy und Türklingel drüber. Infolge muss der Lebensmittelzusteller die Polizei rufen, damit die meine Wohnung aufknacken und die Wochenendvorräte reinwerfen. Auch nicht die feinste Lösung. Wie wärs mit leisen Tätigkeiten? Lesen vielleicht? Haha, dazu brauchts einen entspannten Zustand, in gespannter Erwartungshaltung eines Anrufs müsste ich aber jeden Satz dreimal lesen, um ihn zu verstehen!

Online kommt nur die Musik

Kurzum: Aus dem Online-Shop kommen bei mir nur Schallplatten an. Und die kommen an die Firmenadresse, wo sie mir nett und mit einem vielsagenden Lächeln von Empfangsdame Lisa im Lauf eines Arbeitstags überreicht werden. Das ist super so und vielleicht der Hauptgrund, dass ich immer noch berufstätig bin und nicht lässig in der sozialen Hängematte herumschaukle.

So, und jetzt zur Frage, warum sich Menschen darauf einlassen, an die Privatadresse Sachen geliefert zu bekommen. Antwort: Ich verstehs nicht. Also weiter zur nächsten Frage: Wieso soll sich das rechnen, speziell bei Lebensmitteln? Jeder Onlineshop-Süchtige tobt seine Vorliebe vorwiegend bei Amazon aus. Derzeit unken noch alle, Amazon macht nicht viel mit Lebensmitteln rum, weil da die Logistik auf die Kühlung kommen muss und so weit ist der Versandhandelsriese noch nicht. Stimmt. Aber irgendwann wird er so weit sein. Und dann geht's rund: Weil bei Amazon lauert um die Lebensmittel herum eine gigantisch bunte Warenwelt, vom Frank Zappa-Häferl bis hin zum Laufband, und aus dieser Vielfalt nimmt jeder zehnte Bananenkäufer was mit und sodurch kann Amazon aufgrund der Umwegrentabilität sogar billiger sein als jeder Lebensmitteldiscounter – oder? Gern lass ich mich eines Besseren belehren ;-)

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