WIEN. Aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen, dass der Fleischkonsum in Österreich von einem bereits sehr hohen Niveau weiter gestiegen ist – konkret auf 64 Kilogramm pro Person im Jahr. „Damit liegt Österreich im weltweiten Spitzenfeld und weit über den Empfehlungen von Gesundheitspolitik und Klimawissenschaft. Österreichs Parteien sind mehr denn je gefordert, konkrete Maßnahmen für eine nachhaltigere Ernährung vorzulegen. Es geht um weniger und dafür besseres Fleisch“, sagt Helene Glatter-Götz, Expertin für nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich. „Menschen, die sich umweltbewusster ernähren wollen, müssen von der Politik dabei besser unterstützt werden. Nicht zuletzt müssen strengere Rahmenbedingungen gesetzt werden, um der Naturzerstörung für die Fleischindustrie, wie durch Brandrodungen im Amazonasgebiet, vorzubeugen.“
Der WWF fordert eine Kennzeichnungspflicht nach Herkunft und Tierwohl bei allen Fleischprodukten im Handel, in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Gastronomie. Denn derzeit muss bei verarbeiteten Produkten nicht angegeben werden, woher das Fleisch stammt. Dazu kommt, dass ein Großteil des Sojaschrots, das als Tierfutter importiert wird, in Anbauländern wie Brasilien, Argentinien und Paraguay die Zerstörung riesiger Gebiete an Regenwäldern oder Savannen befeuert. „Brandrodungen für Billigfleisch müssen endlich der Vergangenheit angehören. Ein konkreter Schritt dagegen wäre, dass zumindest das mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnete Fleisch frei von Regenwald-Soja sein muss“, sagt Glatter-Götz.
Mehrere WWF-Analysen von Rabattaktionen in Supermärkten haben ergeben, dass Fleisch oft weit unter seinem fairen Wert verkauft wird und damit völlig falsche Anreize im Markt gesetzt werden. Denn die ständige Rabattierung ist Teil eines fatalen Kreislaufs, der nicht nur auf Kosten von Umwelt und Gesundheit geht, sondern auch die Landwirte stark belastet. „Marktschreierische Rabatte fördern den massenhaften Absatz von Billigfleisch, das oft unter schlechten ökologischen Bedingungen zu Lasten des Tierwohls hergestellt wird. Das ist gerade bei wertvollen Lebensmitteln mit einem sehr hohen Produktionsaufwand der falsche Weg“, kritisiert WWF-Expertin Glatter-Götz.
Darüber hinaus braucht es eine stärkere Vorbildwirkung öffentlicher Einrichtungen, in denen tagtäglich hunderttausende Mahlzeiten angeboten werden. „Um die Verpflegung in Schulen und anderen öffentlichen Kantinen gesünder und klimafreundlicher zu gestalten, sollte stets auch eine fleischlose Mahlzeit zur Auswahl angeboten werden und sollten die Lebensmittel zumindest zu zwei Dritteln aus biologischer Herkunft stammen. Tierische Produkte dürfen ausschließlich von Bio-Produzenten mit einem hohen Tierwohl-Standard bezogen werden“, fordert Helene Glatter-Götz klare Spielregeln. (red)
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