RETAIL
Zielpunkt

Redaktion 02.12.2015

Zielpunkt-Lehrlinge haben fix Jobs

Masseverwalter: Filialen sollen in nächsten 4 bis 6 Wochen offen halten, Warenversorgung gegeben

WIEN. Die 69 Zielpunkt-Lehrlinge können ihre Ausbildung fix bei einem der anderen Lebensmittelhändler fortsetzen. Die Geschäftsleitungen der Handelsunternehmen Rewe, Spar, Hofer und Lidl hätten bereits ihre Zusage für die Übernahme der Zielpunkt-Lehrlinge gegeben, gaben Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) am Mittwoch bekannt. Lidl hat für den 17. Dezember einen "Recruiting Day" für Zielpunkt-Mitarbeiter organisiert, an dem sich Beschäftigte der Kette für alle möglichen Positionen bewerben können.

Wiener Beschäftigte, die sich neu orientieren wollen, können sich an den waff (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) wenden. Das Land Wien finanziere die Aus- und Weiterbildung, vom Lehrabschluss bis hin zu einer vollständig neuen Berufsausbildung, teilte waff-Vorstandsvorsitzende Tanja Wehsely mit. Allein in Wien beschäftigt Zielpunkt rund 1.400 Mitarbeiter.

Ein Teil von ihnen traf heute in Wien auf den Masseverwalter Georg Freimüller. Er habe den Beschäftigten mitgeteilt, die Filialen in den nächsten vier bis sechs Wochen offen halten zu wollen und habe die Mitarbeiter um Einsatz, Motivation und möglichst wenig Krankenstände gebeten, erzählte Freimüller im APA-Gespräch. "Mein Ziel ist, möglichst viele Standorte zu verkaufen, um Arbeitsplätze zu erhalten", sagte Freimüller.

Über Weihnachten und Silvester will der Masseverwalter die Filialen noch offen lassen, wenngleich er frühzeitige Teilbetriebsschließungen nicht ausschließt. Es werde davon abhängen, wie viele Interessenten es für die in Summe 229 Standorte gebe. Die Warenversorgung sei für die nächste Zeit jedenfalls gesichert, meinte Freimüller. Frischware werde gegen Barzahlung oder Vorauskasse geliefert, zudem seien die Läger noch recht gut gefüllt.

Nach derzeitigem Wissensstand habe die Pleite "überwiegend betriebswirtschaftliche Gründe". Über die Ursache der Pleite wurde seit Bekanntwerden viel gerätselt. In der Branche wird bezweifelt, dass es im Oktober und November plötzlich zu massiven Umsatzeinbrüchen kam, wie Chef Georg Pfeiffer meinte. "Es spricht vieles dafür, dass es wirklich so war. Zielpunkt war ein Sorgenkind, das Liquiditätsproblem wurde unterschätzt", so Freimüller.

Rufe nach Änderungen im Kartellrecht werden laut

Oberste Priorität von Zielpunkt-Masseverwalter Georg Freimüller ist der Verkauf möglichst vieler Standorte, um Arbeitsplätze zu erhalten. Damit es zu keinen kartellrechtlichen Problemen kommt, sollten andere Lebensmittelhändler Filialen übernehmen, werden bereits Rufe nach einer Änderung im Kartellrecht laut. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) deutete gestern etwas in diese Richtung an, wobei hier offenbar nicht mit einer raschen Lösung zu rechnen ist. Aus Sicht des Geschäftsführers des Handelsverbands, Rainer Will, ist dazu nur eine Verordnung nötig, wie er am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal" meinte. Das Interesse, Arbeitsplätze zu erhalten, müsse wichtiger sein als eine weitere Konzentration im Lebensmittelhandel zu verhindern, so Will. Denkbar sei auch eine Vereinbarung, wonach sich die neuen Besitzer verpflichten, bestehende Mitarbeiter für mindestens ein Jahr weiter zu beschäftigen. (APA)

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