SEOUL. Samsung zieht endlich die Notbremse: Der Smartphone-Hersteller stoppte am Dienstag wegen anhaltender Probleme mit den Akkus die Produktion und weltweit auch den Verkauf des Galaxy Note 7. Den seit rund einem Monat laufenden Umtausch älterer gegen neuere Modelle beendete der südkoreanische Konzern ebenfalls. Die Kunden rief Samsung dazu auf, das Smartphone nicht mehr zu benutzen. Anleger stießen Samsung-Aktien ab, der Kurs sank um acht Prozent. Seit dem Verkaufsstart des Note 7 Mitte August, unter anderem auf dem Heimatmarkt Südkorea und in den USA, berichten Nutzer von brennenden und schmelzenden Geräten. Anfang September rief Samsung wegen explosionsgefährdeter Akkus 2,5 Mio. Exemplare zurück und rief die Käufer zum Umtausch auf. Allerdings gibt es auch mit den Geräten mit neuem Akku Probleme. So musste beispielsweise in der vergangenen Woche ein Flugzeug in den USA wegen eines qualmenden Samsung-Smartphones geräumt werden - es handelte sich um ein Gerät mit einem verbesserten Akku.
Die US-Verbraucherschutzbehörde veröffentlichte eine alarmierende Warnung: Das Smartphone gefährde nicht nur Nutzer, sondern auch deren Angehörige und Eigentum. Auch die US-Luftfahrtbehörde verschärfte ihre Anweisungen: Passagiere müssen ihr Note 7 ausschalten und dürfen es nicht im aufgegebenen Gepäck transportieren. Die US-Mobilfunkanbieter AT&T und T-Mobile - sie zählen zu den wichtigsten Kunden von Samsung - erklärten wiederum am Sonntag, sie würden das Note 7 nicht mehr umtauschen; AT&T bietet seinen Kunden ein anderes Smartphone-Modell als Ersatz an. In Deutschland war der Verkaufsstart auf Ende Oktober verschoben worden.
Samsung erklärte noch am Montag, der Konzern passe die Produktionsmenge an, um die Qualitätskontrolle zu verbessern. Am Dienstag bestätigte das Unternehmen dann auch Berichte über einen Produktionsstopp - die Sicherheit der Kunden sei das oberste Ziel.
Multi-Milliarden-Schaden
Für den größten Handyhersteller der Welt hat sich das Akku-Problem in seinem neuesten Modell zur Katastrophe entwickelt: Der Rückruf aller Geräte könnte die Firma zehn Mrd. USD (9 Mrd. €) oder mehr kosten, sagte Linda Sui von der Marktforschungsfirma Strategy Analytics. "Aber der Schaden fürs Image und fürs Kundenvertrauen ist noch viel größer." Samsung Electronics ist nicht nur der weltgrößte Smartphone-Anbieter, sondern auch die Nummer eins im Geschäft mit Speicherchips und Fernsehern. Der Bereich IT und mobile Kommunikation ist aber der ertragreichste - und die Entwicklung des Smartphone-Geschäfts schlägt direkt auf die Konzernzahlen durch. (APA)
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